Nach dem verdienten 1:1

Mit Wolfsburg auf Augenhöhe – die Gründe für den Aufschwung des FCH

So ändern sich die Zeiten: Als der 1. FC Heidenheim bei seiner Bundesligapremiere 0:2 in Wolfsburg verlor, dachten noch viele: wenigstens keine „Klatsche“. Nun trennten sich die Mannschaften am Samstag in Heidenheim 1:1 und das war für das ambitionierte Team aus der VW-Stadt fast schon schmeichelhaft. Die Gründe für das neue Selbstverständnis des FCH im Fußball-Oberhaus.

Die Leistung: Nach dem Start ins Fußballjahr glückte dem FCH jetzt also auch der Rückrundenbeginn – und beide 1:1 waren absolut verdient. Gegen Wolfsburg steckte die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt einen frühen Rückstand durch ein wirklich stark heraus gespieltes Tor weg, Omar Traoré erzwang durch seine scharfe Hereingabe den Ausgleich. Ganz am Ende boten sich auch den Gästen noch zwei gute Möglichkeiten, über 90 Minuten hatte aber Heidenheim mehr Chancen. Dabei natürlich die beiden zurückgenommenen Tore. Beide Abseits-Entscheidungen gehen in Ordnung, vor allem die erste war aber sehr knapp und damit aus Sicht des FCH etwas unglücklich.

Der Glaube: Bis zum Schluss gekämpft, haben die Heidenheimer immer, jetzt wird deutlich, dass sie auch daran glauben, so ziemlich jeden Gegner in der Bundesliga schlagen zu können. In den vergangenen fünf Spielen lag der FCH viermal in Rückstand und ging doch nie als Verlierer vom Platz (2 Siege, 2 Unentschieden). Zuvor gelang das nur einmal, beim 2:2 in Dortmund. Insgesamt wurde die Serie nun auf fünf Spiele ohne Niederlage und elf Punkte ausgebaut.

Die Alternativen: Schien es zu Beginn noch so, als können die Schmidt-Truppe nur mit ihrer Startelf einigermaßen mithalten, so kommt jetzt immer mehr Schwung von der Bank. Ein Beispiel ist Adrian Beck, der vor gut eineinhalb Jahren noch viertklassig spielte. Nach seinem Tor in Köln durfte er gegen die „Wölfe“ von Beginn an ran und machte seine Sache wieder gut. „Für mich war das heute – vielleicht bis auf die letzten Minuten, als die Kraft ausging – eine überragende Leistung. Er hatte in der ersten Halbzeit die meisten Balleroberungen, hatte immer eine Lösung, war an vielen Offensivaktionen beteiligt“, lobt auch Coach Schmidt.

Auch Kevin Sessa zeigte gute Ansätze, gegen Freiburg sorgten die Einwechselspieler (Vorlage Stefan Schimmer, Tor Omar Traoré) für die Wende und in Mainz hätte Florian Pick ohne das unglückliche Eingreifen von Tim Kleindienst sein erstes Bundesligator gemacht.

Die Stabilität: Der FCH kassiert zwar immer noch seine Gegentore (34), nur drei Mannschaften haben mehr auf dem Konto, macht es den Gegnern mittlerweile aber viel schwerer. Auf 26 Treffer in den ersten elf Spielen (Schnitt 2,36) folgten nur noch acht in den folgenden sieben Partien (1,14). Musste man in den ersten Wochen bei jedem gegnerischen Eckball zittern, gab es nun seit sieben Spielen kein Eckball-Gegentor mehr. Ein „Bestwert“ sind allerdings immer noch die neun Strafstöße, die bereits gegen den FCH verhängt wurden.

Der Ausblick: Weiter gilt, dass sich der FCH durch den neunten Tabellenplatz nicht täuschen lassen darf. Noch sind 48 Punkte zu verteilen – das sind mehr als doppelt so viele, wie die Heidenheimer bisher gesammelt haben. Aber mit jedem Spieltag, an dem der Abstand auf die Abstiegszone gehalten wird, steigen die Chancen auf ein weiteres Jahr in der Bundesliga. Weiter geht es für den FCH kommenden Samstag (15.30 Uhr) mit dem Spiel bei Tabellennachbar TSG Hoffenheim, der aktuell nur noch einen Platz und zwei Punkte besser ist und aus den jüngsten vier Begegnungen nur einen Punkt holte. Das Hinspiel bescherte dem FCH eine ganz bittere 2:3-Niederlage durch drei Gegentore in den letzten 13 Minuten, doch auch hier dürfte es dieses Mal eine ganz andere Partie geben.