Warum sich Adrian Beck doppelt auf das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim freut
Die Zuschauer, die für das erste Bundesliga-Heimspiel des 1. FC Heidenheim gegen die TSG Hoffenheim eine Eintrittskarte ergattern konnten, dürfen sich durchaus glücklich schätzen. Die Premiere des FCH vor eigenem Publikum an diesem Samstag, 26. August, um 15.30 Uhr wird wie wohl alle Partien dieser Saison in der Voith-Arena ausverkauft sein. Zu den Glücklichen zählt auch eine kleine Gruppe aus Gerabronn bei Crailsheim, die einen Heidenheimer Profi besonders anfeuern wird. Für sie hat Adrian Beck sein Kontingent an Tickets aufgebraucht. Und es wären noch deutlich mehr gekommen. „Die Wünsche nach Karten kann ich gar nicht erfüllen“, erzählt Beck, der sich der lautstarken Unterstützung seines kleinen persönlichen Fanklubs, zu dem auch seine Eltern zählen, sicher sein kann.
Wenig Glück bei Stationen in Belgien und Schottland
Unterstützung hat der 26-Jährige gleich in mehreren Phasen seiner Karriere gut gebrauchen können. Den Weg zu seinem Bundesliga-Debüt am vergangenen Samstag beim VfL Wolfsburg säumten einige Hürden, die schon unüberwindbar wirkten. Als 21-Jähriger schien die Laufbahn des gebürtigen Crailsheimers bereits in einer Sackgasse. Etwas blauäugig entschied sich Beck für einen Wechsel vom SSV Ulm zum belgischen Zweitligisten Union St. Gilloise und holte sich eine blutige Nase ab. Auf eine Zwischenstation beim schottischen Erstliga-Klub Hamilton Academical FC, wo er ebenso selten zum Einsatz kam, folgte die Rückkehr an die Donau.
Die Hürde brachte Beck zwar ins Straucheln, er fiel aber nicht. Nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren in Ulm wechselte er etwas überraschend zum FCH, wo er prompt zum Stammspieler aufstieg und mit seinen Mitspielern im Aufstiegsrennen Fahrt aufnahm. Dem Durchstarten in der 2. Liga, Beck erzielte drei Treffer in der Hinserie, folgte die Vollbremsung. Leichte Achillessehnen-Probleme erwiesen sich als derart hartnäckig, dass er sich operieren lassen musste – sogar das Saisonaus drohte. Doch wieder kämpfte sich der fleißige Arbeiter – der kein Lautsprecher auf dem Platz ist - zurück und griff pünktlich zum Saisonfinale noch einmal ein. Am 33. Spieltag feierte er sein Comeback und wurde auch beim emotionalen Aufstiegs-Endspiel in Regensburg eingewechselt. „Es war schön, dass ich zum Saisonende noch ein paar Minuten auf dem Platz stehen konnte und dann war es noch schöner, dass wir es noch geschafft haben“, so der Mittelfeldspieler.
Bundesliga-Debüt gegen den VfL Wolfsburg: "Es war ein besonderer Tag“
In gewohnt ruhigem Ton bewertet er den nächsten Höhepunkt: sein Bundesliga-Debüt in Wolfsburg. „Es war ein besonderer Tag“, sagt er. Beck und seine Mitspieler hätten gemerkt, wie die groß die Qualität in der neuen Liga sei und dass Fehler gleich bestraft würden. „Das müssen wir jetzt besser machen und hoffentlich auch punkten“, sagt der Mittelfeldspieler.
Im ersten Heimspiel geht es für Adrian Beck aber nicht nur um drei Punkte, das Kräftemessen mit der TSG Hoffenheim bedeutet für den 26-Jährigen auch eine Reise in die Vergangenheit. Als Teenager wechselte er in die Nachwuchsabteilung der Kraichgauer.
In seinen fünf Jahren bei der TSG legte er bei den Stationen von der U 17 bis zur zweiten Mannschaft nicht nur den Grundstein für seine Profi-Karriere, Beck knüpfte auch zahlreiche Freundschaften. „Ich habe mit vielen noch Kontakt“, erzählt er. Deshalb ist die Vorfreude auf zwei TSGler besonders groß.
Wiedersehen mit Weggefährten von der TSG Hoffenheim
„Mit Grischa Prömel und Dennis Geiger habe ich im Internat zusammengewohnt. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man sie wiedersieht“, erzählt Beck über seine früheren Mitstreiter, die sich bereits seit Jahren als Bundesliga-Profis mit über 100 Einsätzen längst etabliert haben. „Bei mir hat es etwas länger gedauert“, sagt er mit einem Lachen und gesteht, dass es nicht abzusehen gewesen sei, dass er im Alter von 26 Jahren noch sein Bundesliga-Debüt feiern dürfe. „Das ist nicht der übliche Weg, aber es freut mich umso mehr“, sagt er.
Bei einem Wiedersehen auf dem Rasen der Voith-Arena dürfte es zwischen Beck und Prömel das ein oder andere Mal zum Zweikampf der ehemaligen Mitbewohner kommen (Anm. d. Red.: Geiger fehlt verletzt). Freundlich Worte wird es dann aber erst nach dem Abpfiff geben: Zu wichtig ist für beide Mannschaften, die jeweils mit einer Niederlage in dieser Saison gestartet sind, die morgige Partie. „Wir wissen, dass da ein schweres Spiel auf uns zukommt. Sie haben schon eine große Qualität“, blickt Adrian Beck voraus.
Zweite weitere FCHler mit TSG-Vergangenheit
Adrian Beck ist nicht der einzige Heidenheimer, der auf eine Vergangenheit bei der TSG Hoffenheim zurückblickt. Neuzugang Benedikt Gimber durchlief die gesamte Nachwuchsabteilung des TSG, ehe er die Hoffenheimer ohne Einsatz bei den Profis 2016 in Richtung Sandhausen verließ. Vier Bundesliga-Spiele machte hingegen Denis Thomalla für die Kraichgauer, bei denen er von 2010 bis 2013 unter Vertrag stand.
Die Partie zwischen dem FCH und der TSG ist nicht nur ein Baden-Württemberg-Duell, es treffen auch die kleinsten Städte der Bundeliga aufeinander. Dabei liegt Heidenheim mit rund 50.000 Einwohnern vorne, die Stadt Sinsheim, zu der Hoffenheim gehört, zählt lediglich etwa 36.000.