Mikroabenteuer

Ohne Navi & Co. : Mit dem Atlas von Heidenheim ins FCH-Trainingslager nach Tirol

Ohne Navigationssystem kommen viele Autofahrer gar nicht mehr ans Ziel. Früher hat das mit Landkarte und Autoatlas doch auch geklappt. Und es tut es noch heute und bringt Pkw wie Fahrer sicher ins Trainingslager des FCH nach Tirol - auch wenn es kurz abenteuerlich wird.

Ohne Navi & Co. : Mit dem Atlas von Heidenheim ins FCH-Trainingslager nach Tirol

In den ersten Jahrzehnten meiner automobilen Karriere war zwar auch so manche Reise abenteuerlich, allerdings lag das mehr am Zustand des Fahrzeugs, fremdsprachigen Ländern oder ungewohntem Großstadtverkehr. Ein Ziel mit Hilfe von Straßenkarten, Atlanten, Schildern oder handschriftlichen Aufschrieben zu erreichen, war dagegen ganz normal – wenn auch nicht immer auf Anhieb von Erfolg gekrönt. Längst steuere nun aber auch ich unbekannte Ziele im Normalfall mit Hilfe von Satelliten und Computerchips an und so kam die Idee zustande, die nächste weite Fahrt zum  Mikroabenteuer zu machen und ganz bewusst aufs Navi zu verzichten.

Dabei bot sich die ohnehin anstehende Dienstreise nach Tirol an, bei der ich mir ein Bild vom Stand der Vorbereitung des frischgebackenen Fußball-Bundesligisten 1. FC Heidenheim machen wollte. Der hatte sein Quartier in Tirol, genauer gesagt in Mils, der Schreiber im benachbarten Hall mit seiner beeindruckenden Altstadt.

Führen auch die Erinnerungen bis ans Ziel?

Bei der Vorbereitung auf die Fahrt ins benachbarte Österreich wurde dann doch schnell klar, wie sehr man sich mittlerweile widerstandslos in die Hände der elektronischen Routenplaner begeben hat. Wo ist denn der Autoatlas? Und vor allem: Von wann ist der? Viele Straßen und Kreisel kamen seit dem Jahr 2000 hinzu?

Nun gut, allzu schwer ist die Strecke ja nicht: Die A7 bis Füssen, Grenztunnel, der berühmte Fernpass und die österreichische A12 – das sollte nicht knifflig werden und bei dieser Strecke half auch die Erinnerung an frühere Reisen. Doch wie soll es vor Ort weitergehen? Eine Straßenkarte von Hall zu erwerben, widerstrebt einem dann doch und wäre auch gar nicht so einfach gewesen. Aber da gibt es ja die freundlichen Mitarbeiter im Hotel, die telefonisch gerne Auskunft geben.

So läuft die Fahrt erstaunlich gut – abgesehen vom zähfließenden Verkehr, aber der wäre mit Navi auch nicht erträglicher. Erst in Hall gibt es dann Sorgenfalten auf der Stirn des Lenkers. Wie war das noch mit der Ausfahrt beim ersten Kreisel? Der erste Fehler, prompt darf ich nach der Wende nicht wie erhofft rechts abbiegen.

Kapitulation? Nochmals anrufen? Oder doch den Satelliten bemühen? Nein, das siegt der Stolz. Und so groß ist der Ort ja nicht. Allerdings bin ich nun am Rande des selbigen angelangt und stark am Zweifeln. Völlig unverhofft kommt die Rettung in Form einer kleinen Tafel, die den Weg zum Gartenhotel Maria Theresia weißt. Dann noch eine Tafel und zack ist das Ziel erreicht.

Auch das Navi hat nicht immer recht

Ich bin zufrieden und mir ist auch ein bisschen, also mikro-, abenteuerlich zu Mute. Auf der Rückfahrt nutze ich dann eher spaßeshalber das Navigationsgerät des Geschäftsautos – und bekomme gleich eine Bestätigung dafür, dass der blinde Glaube an die ebenso freundliche wie nervige Stimme aus dem Armaturenbrett sehr gefährlich sein kann.

Den Weg hätte ich auch so gefunden, die zahlreichen Staus bis zur Grenze nach Deutschland verschweigt mir das Navi aber. Dafür meldet es anschließend „schwere Verkehrsbehinderungen auf der A7“, später sogar „18 Kilometer Stau“. Dabei kommt in der guten alten Verkehrsnachrichten im Radio kein Wort.

Was tun? Abenteuerlich, wie ich gerade drauf bin, bleibe ich der A7 treu, trotz zahlreicher Aufforderungen, diese zu verlassen. Und siehe da: Es läuft zwar zäh, aber von Stau keine Spur und ich erreiche die Heimat über eine Stunde früher als von der Maschine prognostiziert.

Die Karte schärft die Sinne, die Technik bleib ein Helfer

Mir kommen die abstrusen Erfahrungen in den Sinn, als eine Autobahnabfahrt gesperrt war und der Busfahrer vom Navi stundenlang im Kreis herumgejagt wurde oder als mich das Gerät in Rostock in den Kanal schicken wollte, weil es – ohne mir das zu erklären – eine Fährverbindung als schnellsten Weg ausgemacht hatte. Und kürzlich war bei der Sperrung der A6 den ganzen Tag im Radio zu hören: Folgen sie nicht ihrem Navigationsgerät.

Fazit: Mal wieder ohne Gerät zu fahren, schärft die Sinne. Nützlich sind die Navis natürlich, vor allem bei der Suche nach einer bestimmten Adresse in einer unbekannten Stadt. Trotzdem sollte man sich immer auch mit Hilfe von Karten absichern und auch so zumindest mal wissen, ob die Fahrt nun Richtung Norden oder Süden geht…

Ein Wegweiser mit langer Geschichte

Navigationssysteme gibt es schon viel länger als man denkt, allerdings funktionierten die ersten noch ohne Elektronik. 1911 bot eine italienische Firma ein System an, bei dem auf Landkarten in Rollenform der Streckenverlauf mit markanten Punkten und Abzweigungen eingezeichnet war. Indem der Fahrer die Rolle weiterdrehte, hatte er immer die Orientierung. Ebenfalls in Italien wurde 1932 das „Iter Auto“ vorgestellt. Dabei wurde eine vorher festgelegten Strecke auf eine Papierrolle übertragen und mit dem Antrieb des Fahrzeugs verbunden. Je nach Geschwindigkeit wurde die Rolle dann langsamer oder schneller abgespult.

1982 entwickelte die Blaupunkt GmbH in Hildesheim den „Elektronischen Verkehrslotsen für Autofahrer“ kurz EVA. Die Ortung beruhte auf der Erfassung mittels Radsensoren. Der Nutzer erhielt die Fahranweisungen mit Hilfe einer Sprachausgabe. Es war somit das erste autarke Navigationssystem. Danach gab es noch viele Versuche mit Speichermedien, sogar mit einem Erdmagnetfeld-Senor. Der Durchbruch kam dann in den 1990er Jahren mit den globalen Navigationssatellitensystemen.

Hier gibt es alle Teile der Sommerserie “Mikroabenteuer” zu lesen.