Was sagt der Kapitän zum Klassenerhalt?

Patrick Mainka und der FCH – das neue Kapitel einer Erfolgsgeschichte

Patrick Mainka und der 1. FC Heidenheim – das ist einfach eine Erfolgsgeschichte. Mit dem 1:0-Sieg in Darmstadt haben der Mannschaftskapitän und seine Kollegen ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Oder wehrt sich der 29-Jährige noch gegen Glückwünsche zum Klassenerhalt?

„Ach, das kann jeder für sich selbst entscheiden, wenn jemand das Bedürfnis hat, uns zu beglückwünschen, dann ja, wenn nicht, dann nicht. Wir machen weiter, haben ja noch drei Spiele vor uns“, sagt Mainka. Dementsprechend heißt es in Sachen Feiern erst in drei Wochen: Feuer frei. Allerdings räumt der Innenverteidiger schon ein, dass die Stimmung bei der Heimfahrt aus Darmstadt etwas anders war.

„Die war schon ausgelassen, gleichzeitig entspannter, mit weniger Rechenaufgaben. Aber noch mit angezogener Handbremse“, sagt Mainka mit einem Schmunzeln. Montag und Dienstag gab Trainer Frank Schmidt seinen Schützlingen frei, am „Tag der Arbeit“ war für die Kicker wieder Schwitzen angesagt. Vor der wohl bisher größten Zuschauerkulisse bei einem Training begann die Vorbereitung auf das Spiel gegen Mainz am Sonntag um 19.30 Uhr in der Voith-Arena.

Mainka hat die Erfolge mit dem FCH noch gar nicht richtig realisiert

Was war nun das größere „Heidenheimer Wunder“ – der Aufstieg in die Bundesliga oder der Klassenerhalt? „Es ist vergleichbar“, sagt Mainka und macht klar, dass es gar nicht so einfach ist, diese besonderen Momente richtig zu genießen. „Insgesamt muss ich sagen, dass es immer noch nicht ganz zu realisieren ist, was in den letzten anderthalb Jahren passiert ist.“

Gerade nach dem Aufstieg kam viel auf die Fußballer vom Schlossberg zu: andere Mannschaften, andere Stadien, andere Qualität. „Du musst jedes Wochenende spielen und hast kaum Zeit, durchzuatmen“, beschreibt der Kapitän die erste Bundesligasaison und fügt an: „Dass wir jetzt wieder so etwas Großes erreicht haben, setzt sich glaub erst, wenn du in der Sommerpause ein bisschen Ruhe hast.“

Heidenheimer haben gelernt, mit Rückschlägen gut umzugehen

Den Klassenerhalt schon drei Spieltage vor Schluss so gut wie sicher in der Tasche zu haben, hätte den Heidenheimern wohl vor der Saison kaum einer zugetraut. Was war für Mainka der Schlüssel zum Erfolg? „Dass wir es immer geschafft haben, unsere Intensität auf den Platz zu bekommen, dass wir das es mit in die 1. Liga genommen haben, ein unangenehmer Gegner zu sein und dass wir sehr gut mit Rückschlägen umgegangen sind – sei es in der Saison oder in einzelnen Spielen“, erklärt der FCH-Kapitän und nennt exemplarisch das Spiel in Dortmund.

Nach zwei Niederlagen zum Auftakt und 0:2-Rückstand beim Champions League-Team gab keiner mehr einen Pfifferling auf den Aufsteiger, doch der machte noch ein 2:2 daraus. Letztlich war es nur ein Punkt, für Mainka und seine Kollegen aber ein wichtiges Signal: „Da kam die Erkenntnis: Du kannst gegen alle mithalten und du kannst Rückstände aufholen. Da hat sich ein Selbstbewusstsein entwickelt, das uns durch die ganze Saison getragen hat.“

Mainka: „Wir haben noch eine Verantwortung“

Mit dem Erreichen des großen Ziels ist auf jeden Fall noch nicht Schluss. „Erstens ist das nicht unsere Identität, irgendwas liegenzulassen, und dann haben wir auch eine Verantwortung. Wir können nicht gegen Mainz Vollgas geben und gegen Köln dann nicht. Außerdem sind die Heimspiele immer ein Fest bei uns“, macht Mainka klar. Also nichts mit Schlendrian. „Wir haben das jetzt genossen, aber jetzt ist wieder klare Vorbereitung auf Mainz. Die werden uns nichts genießen lassen, da haben wir wieder ein Brett vor uns“, betont Mainka.

In der Hinrunde holte der FCH gegen die nun kommenden drei Gegner sieben Punkte. Sollte das wieder gelingen, könnte es zu Rang sieben oder acht und damit der Qualifikation für die Conference League reichen. Ist es mittlerweile erlaubt, über das Thema „Europa“ zu reden?

Europa? Ungelegte Eier!

Erlaubt ja, Mainka tut’s dennoch nicht: „Ich rede immer ungern über Wenns und Vielleichts. Für uns sind noch 46 Punkte möglich, wofür das am Ende reicht, weiß man nicht. Deshalb hab ich auch keine Lust, mir darüber Gedanken zu machen.“ Angst machen würde ihm die Vorstellung aber auch nicht. „Alles, was wir erreichen, bekommen wir auch gestemmt. Von daher würden wir auch das schaffen. Aber warum jetzt über ungelegte Eier sprechen.“

Kommen wir zurück zur Erfolgsgeschichte. Hätte der junge Spieler das beim Wechsel vor sechs Jahren selbst erwartet, was sagte sein Umfeld?: „Die haben gesagt: Wo ist Heidenheim?“, so Mainka lachend. Er selbst hat die Entscheidung „voller Überzeugung“ getroffen, hatte aber auch immer noch sein Studium im Hinterkopf. Doch dann ging es steil nach oben. „Es war eine Wahnsinnsreise, angefangen vom ersten Spiel in Kiel. Ich habe es mit dem Verein geschafft, meinen Traum zu verwirklichen und Bundesliga zu spielen und habe es jetzt geschafft, diesen Traum noch weiter zu leben“, sagt Mainka.

Studium steht kurz vor dem Abschluss

Nichtsdestoweniger will er sein Fernstudium, Sportmanagement an der Hochschule Wismar, zu Ende bringen. „Ich stehe kurz vor meiner Bachelorarbeit, die Sommerpause werde ich nutzen“, sagt Mainka und dankt der Geduld seines Professors. Nun ja, wenn man nebenher in die Bundesliga aufsteigt, kann es auch mal ein bisschen länger dauern.

Natürlich wird aber weiter der Fußball im Mittelpunkt stehen. Mainkas Vertrag beim FCH läuft noch bis 2027. Den will er erfüllen, über alles Weitere macht er sich noch keine Gedanken: „Das sind schon wieder so viele Wenns, da kann noch so viel passieren. Und wenn es so weit ist, dann wird hoffentlich wieder eine gute Entscheidung getroffen.“

Seit drei Jahren Kapitän

Patrick Mainka und der 1. FC Heidenheim – das passt einfach. Der gebürtige Gütersloher spielte in der Jugend für Clarholz, Rheda und Bielefeld, bei den Herren dann weiter für die Arminia, für Bremen II und Dortmund II, ehe er 2018 auf die Ostalb wechselte und hier seinen Durchbruch schaffte.

Dabei hat sich der Innenverteidiger nicht nur mit seinen Leistungen in den Fokus gespielt, er verkörpert auch in vielem die Grundtugenden der Fußballer vom Schlossberg und ist nicht umsonst seit drei Jahren deren Mannschaftskapitän. Für den FCH absolvierte er mittlerweile 31 Spiele in der Bundesliga (2 Tore), 164 in der 2. Liga (13 Tore) und 12 im DFB-Pokal (2 Tore).

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