Wie der FC Bayern München in der Bundesliga zu schlagen ist, das hat der 1. FC Heidenheim im vergangenen April bewiesen. Im DFB-Pokal, in dem die Heidenheimer an diesem Samstag, 17. August, beim FC Villingen ihren Pflichtspielauftakt feiern, war die Sensation fünf Jahre zuvor ebenfalls greifbar – blieb aber aus. Mit 4:5 unterlag der FCH in der Allianz-Arena. Ein paar Tipps zum Bayern-Besiegen könnte ein Neuzugang liefern. Luca Kerber hat eben dieses Kunststück in der zweiten Pokalrunde geschafft. Mit seinem Heimatverein 1. FC Saarbrücken schaltete der 22-Jährige in vergangenen Saison nicht nur die Münchner, sondern auch einen Zweiligisten und zwei weitere Bundesligateams aus. Dabei glänzte er gegen Eintracht Frankfurt als Torschütze. Erst im Halbfinale war die Pokalreise beendet. „Als das Hammerlos mit den Bayern kam, hatten wir das eine Prozent Hoffnung“, erinnert sich der Neuzugang, „Daran haben wir uns festgehalten und versucht, es irgendwie zu schaffen.“ Und das schier Unmögliche gelang mehrfach: mit viel Kampfgeist und Wille.
Beim 1. FC Saarbrücken auf mehreren Positionen eingesetzt
Attribute, die auch beim FCH Teil der fußballerischen Identität sind. Auch der Steckbrief des Mittelfeldspielers passte nahezu optimal in das bewährte Schema, auf das der Bundesligist schon häufiger bei der Suche nach Verstärkungen zurückgegriffen hat. Ein vielseitiger Drittliga-Spieler mit Talent und vor allem Entwicklungspotenzial – ein typischer FCH-Transfer eben. „Ich habe in Saarbrücken erst als Sechser gespielt und bin dann etwas nach vorne gerutscht, ich habe aber auch ein Spiel als Innenverteidiger gemacht“, erzählt Kerber, der sich in den Testspielen eben auf diesen drei Positionen empfehlen konnte. In der intensiven Vorbereitung habe er versucht, den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen, sagt er.
Es klingt etwas verrückt für mich, vor kurzer Zeit war das noch sehr sehr fern.
Luca Kerber über seine möglichen Debüts in der Bundesliga und im Europapokal.
Das ist ihm offensichtlich gelungen: Bei der Generalprobe gegen Espanyol Barcelona stand Kerber in der Startelf und wird wahrscheinlich auch schnell die ersten Pflichtspielminuten sammeln – in der Auftaktwoche mit gleich drei Spielen. Eins im DFB-Pokal, eins in den Play-offs zur Conference League und ein in der Bundesliga. „Es klingt etwas verrückt für mich, vor kurzer Zeit war das noch sehr sehr fern“, sagt er, „aber jetzt freue ich mir sehr darauf.“
Etwas ferner sind für Kerber jetzt auch seine Heimat, seine Familie und seine Freunde, zu denen er eine enge Verbindung hat. Entsprechend schwer fiel ihm der Auszug aus dem Elternhaus und der Abschied vom gewohnten Umfeld. Sein Geburtsort Dillingen, wo er beim SSV Pachten seine ersten fußballerischen Schritte machte, liegt nur wenige Kilometer von Saarbrücken entfernt. „Als ich losgefahren bin, habe ich es erst realisiert, dass ich das erste Mal etwas weiter von zu Hause weg bin“, erzählt Kerber über seinen Abschied, „Ich habe dann täglich mit meinen Eltern telefoniert.“ Nach einigen Wochen im Hotel bezog er Anfang des Monats seine erste eigene Wohnung, bald folgt ihm seine Freundin nach Heidenheim.
Gespräche mit dem FCH machten Abschied leichter
Dass ihm der Start im neuen Zuhause gelungen ist, dabei hat auch sein neuer Verein geholfen. Der Weggang vom 1. FC Saarbrücken, dessen Trikot er acht Jahre lang getragen hatte, war kein einfacher gewesen. „Es war sehr schwierig“, blickt Kerber zurück, „Ich weiß, dass ich dem Verein sehr viel zu verdanken habe.“ Deshalb kam für ihn ein Abschied nur infrage, wenn bei seinem neuen Club alles passt. Und es scheint zu passen: „Der FCH ist der richtige Verein gewesen“, sagt der 22-Jährige, „Die Werte des FCH stimmen mit meinen überein und die Gespräche waren sehr gut, ich hatte gleich ein gutes Gefühl.“
Ich bin kein Großstadtmensch, ich fahre lieber an einen See oder an die Brenz und genieße die Natur.
Luca Kerber über die Vorzüge seiner neuen Heimat.
Das gute Gefühl ist geblieben. Dazu trägt auch die Landschaft der Ostalb und die ländliche Prägung seiner neuen Heimat bei. „Ich bin kein Großstadtmensch, ich fahre lieber an einen See oder an die Brenz und genieße die Natur“, sagt er. Bei einer seiner Erkundungstouren im Landkreis wartete nach dem emotionalen Umzug und den körperlichen Strapazen in der Vorbereitung eine dritte Herausforderung: der schwäbische Dialekt. „Als ich am Brenzursprung war, habe ich mit einem älteren Herrn gesprochen und nach dem Weg gefragt“, erzählt Kerber mit einem Lachen, „da habe ich im ersten Anlauf nicht alles verstanden.“
Aber auch diese Herausforderung hat er gemeistert. „Ich habe nachgefragt und dann hat es gepasst.“