Sichtlich mitgenommen saß Frank Schmidt nach der 1:3-Niederlage im Conference-League-Auswärtsspiel bei Basaksehir Istanbul auf seinem Stuhl in der Pressekonferenz. „Das ist enttäuschend und belastet mich“, sagte der Trainer des 1. FC Heidenheim am Donnerstagabend. Enttäuscht war Schmidt darüber, dass seine Spieler keine seiner Vorgaben umgesetzt hatten. „Um es deutlich zu sagen: Wir sind heute von der ersten bis zur letzten Sekunde vorgeführt worden“, so der 50-Jährige zum Totalausfall seiner Spieler auf dem Rasen des Fatih-Terim-Stadions. Mehr Angriffslust, Intensität und Cleverness hatte Schmidt im Vorfeld der Partie gefordert.
Erreicht haben die Worte seine Schützlinge sicherlich, nur umsetzen konnten sie die Vorgaben nicht. Vielmehr zeigten die Gastgeber die von Schmidt gewünschten fußballerischen Elemente. „Sie haben gleich unseren zweiten Fehler ausgenutzt, haben gefühlt jeden Zweikampf gewonnen und gefährlich nach vorne gespielt“, so der FCH-Trainer. Zudem seien die Istanbuler – die zuvor nur zwei Remis in der Gruppenphase erreicht hatten – clever gewesen, indem sie nach der 2:0-Führung das Spiel ständig unterbrochen hätten, um Zeit von der Uhr zu nehmen.
FCH-Keeper Vitus Eicher fühlte sich auf dem Rasen „verarscht“
Das Zeitschinden der spielerisch überlegenen Gastgeber wurde aber zur Nebensache. Das Verhalten bei den Gegentreffern und die fehlende Reaktion sorgten nach der Partie nicht nur bei Frank Schmidt für Unverständnis. „In der ersten Halbzeit waren wir nach vorne komplett harmlos und hatten extrem viele Ballverluste, gefühlt war jeder Ball weg“, sagte Torhüter Vitus Eicher nach seinem unglücklichen Europapokal-Debüt. Dass sich die Basaksehir-Spieler locker den Ball zuspielen konnten und auch einige Kabinettstückchen zeigten, stieß dem 34-Jährigen sauer auf. „Teilweise haben wir das Gefühl gehabt, die wollen uns verarschen“, sagte Eicher. „Da muss man auch dazwischen rauschen und sich eine gelbe Karte abholen, aber auch das haben wir nicht geschafft.“

Das gefühlte Veräppeln hatten sich die FCHler aber selbst zuzuschreiben. Beim Führungstreffer von Deniz Türüc (6.) ließ sich Paul Wanner im Mittelfeld den Ball ohne großen Widerstand abnehmen, und Norman Theuerkauf gab dem Torschützen nur halbherzigen Begleitschutz. Vor dem zweiten Tor durch Miguel Crespo (18.) klärte Theuerkauf den Ball nur ungenügend, wodurch er die perfekte Vorlage für den Argentinier lieferte. „Wir arbeiten nicht so zusammen, wie wir sollten“, gab sich der 37-Jährige, der die Kapitänsbinde trug, selbstkritisch. „Es hat nichts gepasst“, fasste er den Auftritt zusammen.
„Kein gutes Spiel“: Wanner und Breunig früh ausgewechselt
Frank Schmidt schaute sich die halbherzige Leistung seines Teams nicht tatenlos an. Bereits nach 30 Minuten nahm er die wirkungslosen Spieler Paul Wanner und Maximilian Breunig vom Feld und brachte Jan Schöppner und Mathias Honsak. „Vorne haben beide kein gutes Spiel gemacht“, sagte Schmidt nüchtern. Jeder habe eine Aufgabe gehabt, so der FCH-Coach. „Wenn man die nicht umsetzt, muss man handeln“, sagte er, begrenzte seine Kritik aber nicht nur auf das Offensivduo. „Es wäre auch möglich gewesen, noch mehr zu handeln.“
Um es deutlich zu sagen: Wir sind heute von der ersten bis zur letzten Sekunde vorgeführt worden.
FCH-Trainer Frank Schmidt
Eine merkliche Besserung brachten die Veränderungen nicht. Selbst der Schwung nach dem 1:2-Anschlusstreffer von Mathias Honsak (61.) währte nur kurz. Die richtigen Reaktionen zeigten nämlich nur die Hausherren. Krzysztof Piątek sorgte mit dem dritten Tor für die Entscheidung (68.).
Keine einfachen Lösungen vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart
Ein Allheilmittel, um nach der fünften Pflichtspielniederlage in Serie gegen den VfB Stuttgart im Heimspiel an diesem Sonntag, 15. Dezember, eine Wende zu schaffen, hatten die Beteiligten im Anschluss nicht parat. „Ich habe keine 100-prozentige Lösung. Wir müssen uns mit Zusammenhalt und Geschlossenheit rauskämpfen“, sagte Theuerkauf, der den FCH aktuell in einem „Strudel“ sieht, der neu für die Mannschaft ist. „Wir brauchen irgendwie ein Erfolgserlebnis“, sagte er und fügte an: „Da hilft nicht viel reden, sondern machen.“

Den größten Kritikpunkt machte Schmidt darin aus, dass sein Team die 600 mitgereisten Fans, die den FCH über 90 Minuten anfeuerten, im Stich gelassen habe. „Wir haben eine Verpflichtung den Fans gegenüber, und der sind wir nicht gerecht geworden“, wurde Schmidt deutlich.
Jetzt kommt der VfB Stuttgart, und wenn man da noch einen motivieren muss, dann ist er nicht der richtige Spieler für den 1. FC Heidenheim.
Frank Schmidt mit Blick auf das kommende Heimspiel in der Bundesliga.
Mit dem Frust aus der Partie verzichtete Schmidt darauf, nach schnellen Ansatzpunkten zur Besserung zu suchen. „Das wären nur Floskeln“, meinte er. Mit kurzem Abstand müssten am Freitag und Samstag Lösungen gefunden werden. Um die Bedeutung der kommenden Partie zu unterstreichen, richtete er noch einmal klare Worte an seine Mannschaft: „Jetzt kommt der VfB Stuttgart, und wenn man da noch einen motivieren muss, dann ist er nicht der richtige Spieler für den 1. FC Heidenheim.“