Gerd Müller lässt grüßen: Wie der einstige deutsche Nationalstürmer, der aus allen Positionen Tore erzielten konnte, traf auch Marvin Pieringer für den 1. FC Heidenheim im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg artistisch. Das 1:2 in der 64. Minute gab den Gastgebern Hoffnung, sollte aber der einzige FCH-Treffer bei der 1:3-Niederlage bleiben.
Nach einer Ecke von Leo Scienza wurde der Ball über Patrick Mainka an den langen Pfosten weitergeleitet, wo Pieringer lauerte. Allerdings am Boden, halb liegend, halb sitzend, nachdem er nach einem Zweikampf mit Wolfsburgs Patrick Wimmer zu Fall gekommen war. Der FCH-Stürmer reklamierte kurz Elfmeter, traf dann aber gedankenschnell den Ball perfekt knapp fünf Meter vor dem Tor. „Sitzfußballtor des Monats“, hieß es dazu beim Fernsehsender „Sport1“.
Der Torschütze selbst gab sich zurückhaltend. „Es ist auf jeden Fall ungewöhnlich. Im Sitzen habe ich jetzt noch nicht so oft getroffen“ – und schon fast schon entschuldigend nach: „Es war in der Situation nicht anders möglich.“ Auf den Gerd-Müller-Vergleich wollte Pieringer nicht eingehen, da ihm angesichts der Niederlage nicht nach Spaß zu Mute war. „Das Tor bringt uns ja nicht weiter, es ist ein gebrauchter Tag“, bedauerte der 25-Jährige.
Marvin Pieringer: Jetzt schon mehr Tore als in der Saison 2023/24
Und doch: Es war Pieringers viertes Tor im zehnten Ligaspiel. Damit hat er schon jetzt mehr erzielt als in 31 Einsätzen der vergangenen Spielzeit, es war seine Premierensaison beim FCH (drei). Damals pendelte der Stürmer zwischen Startelf und Auswechselbank, momentan ist er bei Trainer Frank Schmidt gesetzt. Lediglich am ersten Spieltag wurde Pieringer eingewechselt, danach durfte er immer von Beginn an ran.
Sein Trainer hatte im Sommer den Wunsch geäußert, dass Pieringer den berühmten nächsten Schritt machen solle. Und er selbst sagt: „Ich glaube auf jeden Fall, dass ich einen Schritt weiter bin als letztes Jahr. Ich versuche meine Qualitäten zu zeigen, das gelingt mir momentan recht gut. Aber es ist kein Grund, nachzulassen, ich will so weitermachen und der Mannschaft mit Toren helfen.“
Seine Leistungen werden jetzt auch anders bewertet – auch dank der Tore. So kam Pieringer in der vergangenen Saison auf eine „Kicker“-Note von 3,8, aktuell ist es eine 3,3. Dabei profitiert er auch von einem Weggang: Während Pieringer in der vergangenen Saison in der Regel hinter Tim Kleindienst agierte, darf er jetzt eine Position weiter vorne auflaufen, ganz vorne. „Ich komme jetzt in andere Räume, in die gefährlichen Räume und versuche mich dementsprechend zu bewegen“, erklärt er. In der Rolle als Stürmer wolle er der Mannschaft helfen.
Diese habe es im Heimspiel gegen Wolfsburg verpasst, den Rückenwind aus der Conference League (2:0-Sieg bei Heart of Midlothian). Die Gründe dafür gelte es aufzuarbeiten, sagt Pieringer. „Die Aufgaben werden nicht leichter, das ist klar“, sagt der gebürtige Bad Uracher im Hinblick auf das anstehende Programm des FCH gegen Teams wie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt oder den FC Bayern München. Er erklärt aber, ähnlich Coach Schmidt: „Wir haben in der vergangenen Saison bewiesen, dass wir gegen solche Mannschaften auch punkten können. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Qualität haben, auch diese Saison wieder gegen solche Teams zu punkten. Wir müssen als Mannschaft noch enger zusammenrücken, jeder muss für den anderen noch mehr machen. Das hat uns das letzte Jahr ausgezeichnet und die Spiele davor, da gilt es wieder anzuknüpfen.“
Man muss sich also noch keine Sorgen um den FCH machen? „Auf keinen Fall“, sagt Pieringer, der bewiesen hat, wie sich Fußballer Schritt für Schritt weiterentwickeln können. Noch in der Saison 2017/18 lief er in der Oberliga auf (für den SSV Reutlingen), inzwischen ist er Stammspieler bei einem Bundesligisten.
Kontinuierliche Verbesserung wie beim 1. FC Heidenheim
Im Sommer 2011 kam Marvin Pieringer zum SSV Reutlingen. Hier spielte er als noch A-Jugendlicher in der Saison 2017/18 bereits in der Herren-Oberliga. Über den SC Freiburg, bei dem er in der Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz kam, und einer halbjährigen Leihe zum damaligen Drittligisten Würzburger Kickers, ging es für Pieringer im Sommer 2021 zunächst auf Leihbasis zum FC Schalke 04. Zwischenzeitlich wurde der Mittelstürmer an den SC Paderborn ausgeliehen, ehe ihn der FCH zur Saison 2023/24 fest vom FC Schalke 04 verpflichtete.