Es kann regnen, es kann stürmen, es kann schneien. Normalerweise müsste schon deutlich mehr passieren, damit Frank Schmidt eine Trainingseinheit verschiebt. An diesem Freitag, 5. Juli, macht der Trainer des 1. FC Heidenheim eine dieser Ausnahmen. Nicht nur die Fußball-Fans können sich denken, welcher Anlass dahintersteckt: das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien. „Wir müssen unseren Trainingsplan umschmeißen, beim Anpfiff um 18 Uhr würden wir eigentlich noch auf dem Trainingsplatz stehen“, sagte der Heidenheimer Trainer, der rund um die großen Turniere seine Begeisterung für die deutsche Nationalmannschaft schon öfters gezeigt hat. Und da macht er bei dem Heimturnier keine Ausnahme. „Wir werden das Spiel zusammen im Trainingslager in Natz-Schabs schauen, das macht auch am meisten Spaß“, blickt Schmidt auf den Fußballabend im Mannschaftskreis voraus.
Couch statt Stadion: FCH-Trainer Frank Schmidt verfolgte die EM von zu Hause aus
An das gemütliche EM-Schauen hat sich Schmidt bereits gewöhnt. Da der Urlaub in diesem Sommer wegen seiner Knöchel-OP und anschließender Genesungsphase ausfiel, hatte er bis zum Trainingsauftakt am Montag reichlich Zeit, um die Partien der Gruppenphase zu verfolgen. „Ich habe viele Spiele gesehen“, bestätigt Schmidt. Weil er derzeit noch auf Krücken angewiesen ist, passierte das aber auf dem Sofa und nicht in einem der Stadien. Im Vorfeld des Turniers habe es einige Anfragen gegeben, erzählt der 50-Jährige, der gerne die EM-Atmosphäre vor Ort aufgesagt hätte. Statt in einer Funktion wie beispielsweise Experte dabei zu sein, legte Schmidt den Fokus aber ganz darauf, wieder pünktlich zum Vorbereitungsstart bestmöglich auf dem Trainingsplatz stehen oder zumindest sitzen zu können. „Ich habe auf die Empfehlung meines Operateurs gehört und mich voll auf die Heilung fokussiert“, so Schmidt.
Hautnah dabei waren dafür einige Spieler. Patrick Mainka ließ sich von Beginn an vom EM-Fieber anstecken. „Ich habe unter anderem das Auftaktspiel in München besucht, da war ich sofort gepackt“, sagt der Heidenheimer Kapitän, der nicht nur die Leistungen auf dem Rasen gespannt verfolgte. „Man kommt mit Menschen aus verschiedenen Ländern ins Gespräch und teilt die Freude am Fußball“, sagt der 29-Jährige. Ein seltenes Erlebnis ist für Mainka auch der Perspektivwechsel vom Profi zum Fan.
Man kommt mit Menschen aus verschiedenen Ländern ins Gespräch und teilt die Freude am Fußball.
FCH-Kapitän Patrick Mainka
„Es ist etwas komplett anderes, entspannt von der Tribüne auch mal anderen Mannschaften zuzuschauen“, schwärmt er. Ebenfalls in die Fanrolle rutschte Denis Thomalla, der beim zweiten deutschen Gruppenspiel gegen Ungarn in Stuttgart im Deutschlandtrikot mitfieberte.
Schon länger in EM-Stimmung war derweil Frank Schmidt, der sich seit Monaten auf das Turnier freute. „Ich habe schon im Winter gesagt, als der Nationalmannschaft wenig zugetraut wurde, dass es eine tolle EM wird“, sagt der 50-Jährige, „mit viel Begeisterung und die deutsche Nationalmannschaft wird eine gute Leistung bringen.“ Und sollte Recht behalten. Im Achtelfinale sei die DFB-Auswahl verdient weitergekommen, meint Schmidt. „Es ist eine Mannschaft, die Spaß macht, man sieht den Teamgeist, der die Leute in Deutschland mitnimmt“, so der FCH-Trainer, „das ist fast wichtiger als das reine Ergebnis.“ Am Freitagabend zählt aber doch wieder das Ergebnis und sollte dieses zu Gunsten der DFB-Auswahl ausfallen, dürfte es im Teamhotel in Südtirol den ein oder anderen Jubelschrei geben.
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