Der deutsche Rekordmeister kommt. Am Samstag, 6. April, bestreitet der FC Bayern München sein erstes Pflichtspiel in Heidenheim (15.30 Uhr, Voith-Arena). Die Münchner dürften durchaus mit einer gehörigen Portion Respekt anreisen. Schließlich machte der FCH auch durch seine starken Leistungen gegen die Bayern auf sich aufmerksam. Vor fast genau fünf Jahren führten die Heidenheimer im Viertelfinale des DFB-Pokals in der Münchner Allianz-Arena zur Halbzeit mit 2:1. Am Ende konnten sich die Gastgeber nur mit Mühe mit 5:4 durchsetzen. Viele Tore fielen auch im ersten Bundesligaduell der beiden Teams. In der Hinrunde der laufenden Saison glichen die Heidenheimer zwischenzeitlich zum 2:2 aus, mussten sich aber doch mit 2:4 geschlagen geben.
Wenn die Bayern und Heidenheimer Fußballer aufeinandertreffen, fallen eben viele Tore. So auch im Juni 1980. Damals war der FC Bayern München als amtierender deutscher Meister – nur wenige Tage zuvor war die Saison beendet – zu einem Freundschaftsspiel zu Gast im Albstadion. Und sie brachten, wie es sich gehörte, ihren eigenen Spielball mit. Die Heidenheimer traten in HSB-Trikots an – und zogen sich bei der 3:7-Niederlage als Verbandsligist „prachtvoll aus der Affäre“, analysierte Klaus Dieter Haas. Der HZ-Sportredakteur weiter: „Dass sie gegen den Verbandsligisten aus Heidenheim drei Tore einfangen würden, das hätten sich die Profis vom Deutschen Fußballmeister FC Bayern München sicher nicht im Traum einfallen lassen. Und dass die Gastgeber die Zahl der Gegentore mit sieben doch ‚im Rahmen‘ blieb, das macht die Sache noch erfreulicher.“
Einer, der mit seiner starken Leistung – neben Andreas Merkle – besonders hervorgehoben wurde, ist Peter Tominac. Der damalige HSB-Torhüter trieb die Bayern mit seinen Paraden fast schon zur Verzweiflung. „Nach einem Schuss kam Dieter Hoeneß auf mich zu und fragte, wie ich den jetzt denn gehalten hätte. Aber das wusste ich selbst nicht“, erzählt Tominac – und lacht.
Ich war Dachdecker und kam um 12 Uhr runter von einem Dach. Weil ich ja gegen Bayern München spielen musste. Ich habe meine Kicksachen geholt und bin zum Stadion.
Peter Tominac, damals Torhüter des HSB
Dabei war seine Vorbereitung aufs Spiel nicht gerade optimal. „Ich war Dachdecker und kam um 12 Uhr runter von einem Dach. Weil ich ja gegen Bayern München spielen musste. Ich habe meine Kicksachen geholt und bin zum Stadion“, erinnert sich der heute 64-Jährige. Dafür profitierte Tominac von den Kontakten von Mitspieler Richard Vogel. Dieser hatte einst beim VfR Aalen zusammen mit Dieter Hoeneß (der gebürtige Ulmer kommt auf 102 Tore in 224 Einsätzen für die Bayern) gespielt. Und er sagte zu Hoeneß: „Komm‘, lass uns Peter warmmachen“, erinnert sich der ehemalige HSB-Keeper. „Das war schon klasse und etwas, was mir gleich in den Kopf kommt.“
In der 72. Minute war für Tominac Schluss. Allerdings nur auf dem Platz. Denn auf der Bank wollten Kinder von ihm Autogramme haben. Diese gab er fleißig – und das im Dauerregen. Wohl auch deswegen stürmten die Münchner nach dem Schlusspfiff, allen voran der bärtige Paul Breitner, in Sprintermanier in die Kabine. „Einsam und verlassen stand Dieter Hoeneß umringt von einer Traube von Buben auf dem Spielfeld und schrieb und schrieb und schrieb …“, war in der HZ zu lesen.
Überhaupt hatten es die Bayern eilig. Kaum eine Viertelstunde nach Spielschluss saßen nur noch die Brüder Dieter und Uli in der Kabine. Uli Hoeneß stellte auf dem Weg zum Bus die folgende Frage: „Wie alt ist' eigentlich eure Nummer neun?“ Gemeint war Andreas Merkle. Der 18-Jährige hatte zweimal gegen den FC Bayern getroffen (das dritte Heidenheimer Tor steuerte Erwin Scherer bei). „Den muss ich mir wohl in einem Jahr noch einmal genau ansehen“, so Hoeneß abschließend.
Peter Tominac weiß von den Münchner Angeboten für Merkle und Kurt Ilg. Merkle sei als möglicher Nachfolger der beiden „Kopfball-Ungeheuer“ Horst Hrubesch und Dieter Hoeneß gehandelt worden, ging vom HSB aber zu den Stuttgarter Kickers (und später zum VfB Stuttgart und danach zum Hamburger SV). Und Tominac weiß, wie viel den HSB das Freundschaftsspiel gegen die großen Bayern gekostet hat: 30.000 D-Mark. Möglich gemacht habe es damals Horst Boog, der einen BMW-Autohandel betrieb und so den Kontakt herstellte, erinnert sich Tominac. Und nicht unwichtig: Knapp 1.200 D-Mark blieben übrig, die die HSB-Kicker in ihrem damaligen Klubhaus im Schönblick für Essen auf den Kopf hauen durften.
Die knapp 6.000 Zuschauer waren da schon längst weg. Kurios: Die immerhin „fünf eingesetzten Polizeibeamte hatten wirklich ganze Arbeit geleistet“, schrieb die HZ. Dabei hatte an diesem fast perfekten Fußballtag aus Heidenheimer Sicht nicht alles geklappt. Denn ursprünglich wollte Stefan Doraszelski (Elektrohandel „Expert“ Schnaitheim) das Freundschaftsspiel filmen. Weit kam er allerdings nicht. Bereits nach den ersten Aufwärmversuchen der beiden HSB-Torhüter gab die Kamera den Geist auf, erinnert sich Peter Tominac. „Wasser kam in die Kameras – und das war’s“, so der ehemalige HSB-Keeper.
Spektakulär war das erste Aufeinandertreffen zwischen Heidenheimer Fußballern und denen des FC Bayern München aber allemal. Genauso wie die folgenden Duelle.
Der FC Bayern München in Burgberg
Bereits im Juli 1969 trat der FC Bayern München um Stürmer Gerd Müller und den damals 22-jährigen Franz Beckenbauer auf dem Burgberger Stettberg gegen eine Brenztal-Auswahl zum Freundschaftsspiel an. Das Gastspiel hatte den FV Burgberg 15.000 D-Mark gekostet.