Das mit dem „Reaktion zeigen“ ist immer so eine Sache, es kann bei einer Mannschaft auch zu Verkrampfung oder Übereifer führen. Nicht so am Samstag beim 1. FC Heidenheim. Schmidt überraschte erneut mit einer anderen Aufstellung – vielleicht auch ein bisschen zwangsweise, denn die angeschlagenen Leo Scienza und Mathias Honsak mussten tatsächlich komplett passen.
Was in Mainz für die Rot-Blau-Weißen auf dem Platz war, harmonierte jedenfalls prächtig. Die Heidenheimer waren taktisch gut eingestellt, spiegelten sozusagen die Formation der Mainzer wider und waren ihnen Eins-gegen-eins in vielen Situationen überlegen.
Taktisch und kämpferisch gut
Nach fünf Minuten Anlaufzeit zeigte der FCH eine Leistung, wie man sie auswärts in der Bundesliga von ihm vielleicht noch gar nicht gesehen hat. „Gerade die ersten 20 bis 25 Minuten waren wir mit und auch gegen den Ball sehr stabil und haben uns somit die Führung verdient“, zeigte sich auch Schmidt zufrieden.
Großen Anteil daran hatte Rückkehrer Niklas Dorsch, der bei seinem Startelfdebüt mit vielen guten – und auch überraschenden – Pässen glänzte, aber auch bissig in die Zweikämpfe ging. Zusammen mit dem vor allem in der ersten Hälfte starken Paul Wanner kommt da eine neue spielerische Qualität beim FCH zum Tragen.
Schon vor dem Platzverweis überlegen
Ganz wichtig war natürlich, dass nach zunächst drei vergebenen Chancen Marvin Pieringer erneut seine Torjägerqualität unter Beweis stellte und die Mannschaft mit dem Führungstreffer belohnte. Die kurze Zeit später folgende gelb-rote Karte gegen Mainz war natürlich nicht gerade hinderlich, aber schon bis dahin machte der FCH ein richtig gutes Spiel.
Und dass die Überzahl nicht ganz so konsequent ausgespielt wurde, ist für Schmidt nicht so verwunderlich, zeitgleich kam beispielsweise auch der VfB Stuttgart in Wolfsburg mit einem Mann weniger noch zum Ausgleich. „Trotzdem müssen wir in der zweiten Halbzeit, so um die 65. Minute, das 2:0 machen. Manchmal rächt sich sowas, aber heute nicht, weil wir insgesamt sehr konzentriert und stabil verteidigt haben“, sagt der Trainer.
Keine ganz klare Chance für Mainz
So kam nach dem Platzverweis gegen Dorsch nochmals Spannung auf. Die Zuschauer waren wieder da, Mainz rannte an, aber eine klare Möglichkeit sprang nicht mehr heraus. Im Grunde war das Fast-Eigentor von Mikkel Kaufmann in der ersten Halbzeit – als Schlussmann Kevin Müller stark reagierte – die gefährlichste Szene der Gastgeber.
Und irgendwie agierten die FCHler bei numerischer Gleichheit dann nochmals einen Tick stärker, der ebenfalls starke Jan Schöppner machte mit seinem Kopfball unter die Latte den Deckel drauf. Es scheint, dass die Heidenheimer im zweiten Bundesligajahr schon dazugelernt haben, mit solchen Situationen gut umgehen können.
Vorfreude auf die Conference League
Neun Punkte nach fünf Spielen, fünf mehr als vergangenes Jahr, sind jedenfalls eine gute Ausbeute und machen nun Lust auf das erste Gruppenspiel in der Conference League. Dazu gastiert am Donnerstag (18.45 Uhr) Olimpija Ljubljana in der Voith-Arena. Natürlich ist das auch eine weitere Belastung für den FCH, aber eine schöne und lohnenswerte.
„Wenn man sich immer einredet, dass es schwierig ist, dann glaubt man es irgendwann. Es gibt Berufe, die lachen sich tot darüber, wenn du drei Spiele in der Woche als harte Arbeit bezeichnest. Wir freuen uns darauf, dafür trainieren wir, dafür haben wir einen breiten Kader. Wir werden mit einer maximalen Entschlossenheit, am besten der von heute, ins Spiel gehen, um auch in der Conference League erfolgreich zu starten“, macht Schmidt klar.
Zum Abschluss noch ein Blick auf die anderen Plätze. Da verlieren die vergangenes Wochenende – zurecht – so hochgelobten Freiburger zu Hause 0:3 gegen den bis dahin sieglosen Aufsteiger St. Pauli. Das zeigt einfach mal wieder, wie schwer dieser Sport zu berechnen ist und dass man auch mit solchen Ergebnissen wie vergangene Woche in Heidenheim unaufgeregt umgehen sollte.