Mit konzentrierter Miene saßen Petra Saretz und Holger Sanwald am Montagnachmittag in der Uefa-Zentrale im schweizerischen Nyon. Um 14.20 Uhr entspannten sich die Gesichtszüge der beiden Vorstandsmitglieder des 1. FC Heidenheim etwas. Wenige Augenblicke zuvor hatten Verantwortliche des europäischen Fußballverbands die möglichen Gegner für die internationale Premiere des FCH gezogen.
In der Play-off-Runde, in der es um den Einzug in die Ligaphase der Conference League geht, treffen die Heidenheimer entweder auf Paide Linnameeskond aus Estland oder den schwedischen Vertreter BK Häcken. „Für unseren 1. FC Heidenheim ist es etwas Historisches, erstmalig überhaupt in einem europäischen Wettbewerb vertreten zu sein“, sagte Holger Sanwald nach der Auslosung.
Klarheit herrscht am Dienstag, 13. August
Gegen welches Team der 1. FC Heidenheim sein erstes internationales Pflichtspiel der Vereinsgeschichte bestreitet, entscheidet sich am Dienstag, 13. August, mit dem Abpfiff des Rückspiels der dritten Qualifikationsrunde. Wer nach der Addition der Ergebnisse beider Partien vorn liegt, trifft auf die Heidenheimer. An diesem Mittwoch, 7. August, empfängt zunächst der BK Häcken in Göteborg um 19 Uhr den Verein aus der Kleinstadt Paide.
Die Entscheidung über das Weiterkommen fällt dann sechs Tage später (Anpfiff 18.30 Uhr) im Stadion des Spitzenclubs Flora Tallinn, wo der estnische Erstligist seine internationalen Heimspiele austrägt. Mit dem Ziehen der Loskugeln stand ebenfalls fest, dass der FCH am Donnerstag, 22. August, zunächst auswärts bei einem der beiden Vereine gefordert ist. Das erste europäische Spiel in Heidenheim steigt am Donnerstag, 29. August. Die Anstoßzeiten für die beiden Partien der Play-off-Runde stehen noch nicht fest. Klar ist aber: Setzt sich der 1. FC Heidenheim in Hin- und Rückspiel durch, folgen in der Ligaphase des Wettbewerbs sechs weitere Partien. Die Gegner für die Phase der Conference League, die am 3. Oktober beginnt, würden wieder ausgelost werden.
Nach Norden oder Nordosten
„Was den Gegner betrifft, werden wir es letztlich nehmen, wie es kommt, und wollen dann unbedingt die Qualifikation für die Ligaphase im Herbst schaffen“, sagte Holger Sanwald zu den möglichen Kontrahenten. Die beiden Vertreter verbindet eine markante Parallele: Wie die meisten nordeuropäischen Ligen wird die Saison auch in Estland und Schweden in einem Kalenderjahr ausgespielt. So stand die Qualifikation der Teams aus Häcken (3.) und Paide (4.) für den internationalen Wettbewerb bereits im vergangenen Herbst fest. Die Schweden werden als Favoriten in die beiden Partien gehen.
Der Verein aus dem Göteborger Stadtteil Hisingen feierte 2022 seinen größten Erfolg und wurde erstmals schwedischer Meister. In der Vorsaison spielte der aktuell Tabellensechste in der Europa League, traf dort zweimal auf Bayer Leverkusen, scheiterte aber ohne Punkt in der Gruppenphase. Linnameeskond, was ins Deutsche übersetzt Stadtmannschaft bedeutet, versuchte sich bereits viermal vergeblich daran, die Qualifikationsrunde für einen europäischen Wettbewerb zu überstehen.
undefinedundefinedFür die Fans des 1. FC Heidenheim steht unabhängig vom Ausgang der Qualifikationsrunde ein Umstand fest: Es wird eine lange Auswärtsreise. Während bei der Fahrt nach Tallinn über 2000 Autobahnkilometer bewältigt werden müssen, ist der Weg bis an die schwedische Nordseeküste deutlich kürzer (1200 Kilometer). Ein weiterer Vorteil: Die Fans könnten bei ihrer Reise in den Norden gleich einen zweiten Halt einlegen. Drei Tage nach dem möglichen Europacupspiel in Göteborg folgt in Hamburg der Bundesligaauftakt beim FC St. Pauli.
Qualifikation würde sich finanziell lohnen
Nicht nur sportlich wäre ein Einzug in die Gruppenphase für den FCH reizvoll. Setzen sich die Heidenheimer in den Play-offs durch, winkt ihnen eine stattliche Summe. Mit Teilnahme an der vierten Qualifikationsrunde nimmt der Bundesligist etwa 750.000 Euro ein. Bei einem Weiterkommen würden deutlich höhere Prämien fließen. „Wenn wir es in die Ligaphase schaffen sollten, dann bekommen wir vier bis fünf Millionen Euro als Prämie, je nachdem, wie erfolgreich wir dort dann sind“, sagte Sanwald jüngst gegenüber der Nachrichtenagentur DPA.