Mit getrübter Miene trabte FCH-Keeper Kevin Müller nach der 2:4-Niederlage bei Borussia Dortmund zu den Heidenheimer Fans, um sich für die Unterstützung während der 90 Minuten zu bedanken. Auch Trainer Frank Schmidt konnte die Enttäuschung über das erste verlorene Ligaspiel seit fünf Monaten nicht verbergen. „Wir haben insgesamt nicht gut verteidigt“, sagte der 50-Jährige und sah weitere Schwächen seines Teams, die letztlich für den „verdienten Sieg“ des BVB gesorgt haben. Da die erste Auswärtsniederlage der Saison sich nicht nur mit eigenen Schwächen begründen ließ, sondern auch mit der starken Leistung und hohen Qualität des Champions-League-Finalisten aus Dortmund, lohnt der Blick auf die positiven Aspekte des Freitagabends. Auch im mit über 80.000 Fans gefüllten Signal-Iduna-Park zeigte der FCH einige Stärken, die Mut für den weiteren Verlauf der Saison machen.
1. Mutmacher: Die willensstarke Einstellung des 1. FC Heidenheim
Dass eine deutliche Halbzeitführung gegen den FCH keine Garantie für Punkte ist, hatte der BVB beim 2:2 in der Vorsaison am eigenen Leib erlebt. Entsprechend war auch die Halbzeit-Ansprache von Borussia-Trainer Nuri Sahin trotz der 3:1-Führung seines Teams. „Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, wenn es eine Mannschaft gibt, die nicht nachlassen wird, dann ist es Heidenheim“, verriet Sahin nach der Partie. Die Bestätigung seiner Einschätzung gab es in den zweiten 45 Minuten. Obwohl der FCH abgesehen des verwandelten Strafstoßes von Maximilian Breunig keine weiteren Großchancen erspielte, lieferten sich die Gäste mit den Borussen fortan eine Partie auf Augenhöhe.
„Wir haben es dann Stück für Stück besser gemacht“, sagte Frank Schmidt zur Steigerung seines Teams, das damit den Trend der Vorsaison bestätigte. In der zweiten Spielhälfte verliert der FCH nicht: Auch in Dortmund folgte auf das 1:3 in den ersten 45 Minuten ein 1:1 nach der Pause. Zuletzt „verloren“ die Heidenheimer eine zweite Hälfte im vergangenen Oktober – bei der 1:2-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach am neunten Spieltag. „Mit der Leistung können wir trotzdem alle zufrieden sein und erhobenen Hauptes nach Hause fahren“, sagte Marvin Pieringer.
2. Mutmacher: Die Trefferquote der Offensive des FCH
Zwar jubelte der BVB – bei denen Doppeltorschütze Karim Adeyemi herausragte – viermal, nach vier Spieltagen liegen die Dortmunder bei den geschossenen Toren mit sechs Treffern aber hinter dem FCH. Bereits achtmal versenkten die FCH-Angreifer den Ball im gegnerischen Tor. Nur der FC Bayern München (elf) und Meister Bayer Leverkusen (neun) waren in dieser Saison treffsicherer.
Wir haben bisher die Tore auf verschiedene Schultern verteilt.
FCH-Torschütze Marvin Pieringer
Dank der beiden Treffer in Dortmund gelangen den Heidenheimern nicht nur in jeder Partie mindestens zwei Tore, auch die Zahl der Schützen erhöhte sich auf sechs. „Wir haben bisher die Tore auf verschiedene Schultern verteilt“, sagte Marvin Pieringer, der mit seinem ersten Saisontor den Anschlusstreffer zum 1:2 erzielte. „Es ist extrem wichtig, dass wir das im Laufe der Saison so beibehalten“, fügte er an.
Neben der Vielzahl der Torschützen überzeugt die Schmidt-Elf in der noch jungen Saison mit ihrer Trefferquote: 34 Torschüsse führten zu acht Toren. Stellvertretend für die gute Chancenverwertung steht Maximilian Breunig: Fünfmal schoss der 24-Jährige in den bisherigen Pflichtspielen auf das Tor und fünfmal landete der Ball auch im Netz. Mit seinem verwandelten Elfmeter nutzte er in Dortmund die zweite Großchance des FCH zum zweiten Tor. „Es freut mich, dass ich so eine Quote gerade habe“, so der Angreifer.
3. Mutmacher: die starken Zahlen der bisherigen Bundesliga-Saison
Doch nicht nur in der Offensive stimmen die Werte beim 1. FC Heidenheim, der bereits sechs Punkte auf dem Konto hat. Zum Vergleich: In der vergangenen Spielzeit stand der Aufsteiger nach fünf Spieltagen noch bei vier Punkten. Auch die in Dortmund etwas wackelige Defensive zeigt sich früh stabil. Die Verteidigung um Kevin Müller, der gegen den BVB mit seinen Paraden eine höhere Niederlage verhinderte, blieb bereits in zwei Spielen ohne Gegentor. In der Aufstiegssaison dauerte es bis zum zehnten Spieltag, ehe der Keeper zum zweiten Mal mit „weißer Weste“ ein Spiel beendete.
Gegen den SC Freiburg kann der 33-Jährige im zweiten Heimspiel der Saison am Samstag, 21. September, eine weitere hinzufügen (Anpfiff 15.30 Uhr). Gelingt das, dürfte eine weitere Zahl für gute Laune bei den Heidenheimer Fans sorgen: die vor dem Tabellenplatz. Zwar verlor der FCH seine Tabellenführung, dass er als Vierter in den vierten Spieltag startet, dürfte auch die getrübte Miene von Kevin Müller etwas aufhellen.