Vereinslegende des SV Mergelstetten: „Herr Schimmer wird heute Nacht Albträume haben“
Szenenapplaus. Davon träumt doch jeder Fußballer? Und wenn man als Torwart mit seinen Paraden die gegnerischen Stürmer schier zur Verzweiflung bringt, bis die Menge tobt und jubelt, weiß man: Etwas Schöneres kann’s nicht geben. Doch! Wenn die gegnerischen Angreifer in der Bundesliga spielen.
Im Testspiel des 1. FC Heidenheim beim SV Mergelstetten bekamen die beiden SVM-Keeper Jonas Schuster und Patrick Reichenbach die Bälle um die Ohren geschossen. Schuster durfte sich knapp 70 Minuten lang auszeichnen, ehe Reichenbach beim Schlussspurt übernahm. Und dieser geht sicherlich in die Vereinshistorie des SVM ein. Während die Mergelstetter Amateurkicker sich tapfer gegen die schwindenden Kräfte und die anrennenden Profis stellten, erlebte Torhüter Reichenbach seinen dritten Frühling.
FCH-Trainer Frank Schmidt kommentiert einen Angriff
Der 36-Jährige parierte innerhalb weniger Minuten einen Schuss nach dem anderen. Selbst FCH-Trainer Frank Schmidt kommentierte live einen Angriff seines Teams wie folgt: „Na, wo ist er, wo ist er? Ah, da ist er!“ Reichenbach hatte eben wieder eine Heidenheimer Torchance zunichte gemacht. „Das ist der Klassiker: Wenn du viel zu tun bekommst, dann hältst du auch viele“, erklärte der Heidenheimer Coach nach dem Spiel und schob nach, dass es wohl ein Mix aus parieren und angeschossen werden gewesen sei.
Bernd Linsmeier freute sich wiederum für beide Keeper des SVM. „Das war natürlich ein schönes Erlebnis für die Jungs“, so der Torwarttrainer des SVM. „Auch für Patrick freut es mich. Er ist lange im Verein. Und man muss als Torwart eben da stehen, wo der Ball hinkommt“, so der 50-Jährige, für den es ebenfalls ein ganz besonderes Spiel war. Lange Zeit war Linsmeier Torwarttrainer beim FCH (zweite Mannschaft und A-Junioren), ehe er aus zeitlichen Gründen kürzertreten musste. Über den Trainer des SVM, Eduard Waldmann (zusammen spielten sie bei der TSG Giengen), kam Linsmeier schließlich zum SV Mergelstetten.
Und dieser ist nun um eine Vereinslegende reicher. Wobei, so manch ein junger Spieler habe ihn schon vorher mit „Legende“ angesprochen. „Leider Gottes“, schob Reichenbach nach. Wobei das zu erklären ist: Reichenbach ist nicht nur „Teilzeittorhüter“, wie er sagt, sondern auch Jugendleiter, B-Jugendtrainer und Schiedsrichter. Und: Auf seinem linken Oberarm hat er sich das SVM-Vereinslogo tätowieren lassen.
Nach seinem Spiel des Lebens war der Keeper noch sichtlich euphorisiert. Kein Wunder: „Wenn Bundesligaspieler vor dir stehen und du hältst den ersten, den zweiten, den dritten, den vierten, den fünften Schuss und die fangen an zu motzen und du merkst, dass der ganze Sportplatz jubelt, das ist sensationell. Und du darfst dir gar nicht anmerken lassen, dass du dich selbst freust wie die Sau.“
Ein verbaler Seitenhieb für Stefan Schimmer
Er sei seinem Trainer dankbar, dass er für 20 Minuten spielen durfte. „Es ist echt ein Ritterschlag, wenn dir nach dem Spiel Holger Sanwald gratuliert und fragt, was für eine übermenschliche Leistung das eigentlich war und Frank Schmidt dir auch auf die Schulter klopft und sagt: Respekt, Junge!“. Und Patrick Reichenbach wäre nicht Patrick Reichenbach, wenn er nicht einen verbalen Seitenhieb nachgelegt hätte: „Ich glaub’, Herr Schimmer wird heute Nacht Albträume haben, wenn er an mich denkt.“ Oha! „Sorry, der musste aber sein“, schob der nicht auf den Mund gefallene Torhüter nach – und lachte. Ein bisschen Spaß muss sein. Und letztlich traf Heidenheims Stürmer Stefan Schimmer beim 14:0-Sieg des FCH dann doch…