2:0-Sieg beim SV Gottenheim

„Wir sind auf einem guten Weg“: Wie Trainerin Chantal Bachteler das Erfolgsrezept der Frauen des 1. FC Heidenheim erklärt

Mit einem 2:0-Auswärtserfolg am Samstag beim SV Gottenheim knüpfte das Frauenteam des 1. FC Heidenheim nahtlos an die starke Hinrunde an und spielt in der Oberliga ganz vorne mit. Was sich der Aufsteiger vorgenommen hat, welche Premieren es in der Wintervorbereitung gab und wie die Frauen ihre Rolle im Verein sehen.

Der Start ist geglückt: Die Fußballerinnen des 1. FC Heidenheim bleiben in der Oberliga weiter ungeschlagen und ziehen mit dem Spitzenreiter gleich. Nach dreieinhalb Monaten Pause gelang im Nachholspiel bei der SV Gottenheim dank Toren von Josephine Wild und Maria Seemann ein 2:0-Sieg. Gegen einen tief stehenden Gegner brachte der Aufsteiger das Spiel trotz einer Roten Karte gegen Torhüterin Janina Liber nach einer Notbremse kontrolliert zu Ende und durfte den achten Sieg im zehnten Spiel feiern. „Es war sicher nicht unser bestes Spiel und wir haben uns phasenweise, vor allem im letzten Drittel, schwergetan, Lösungen zu finden“, bilanziert Trainerin Chantal Bachteler, das Wichtigste sei jedoch, mit einem Erfolgserlebnis zu starten.

Erfolge waren für die FCH-Frauenmannschaft in ihrer jungen Geschichte bisher fast die Regel. Die Premierensaison in der Verbandsliga krönte das Bachteler-Team mit dem souveränen Aufstieg als Spitzenreiter. Eine Klasse höher macht die Mannschaft bisher genauso weiter. Die Bilanz aus eineinhalb Spielzeiten: 24 Siege, fünf Unentschieden und eine Niederlage. Der Weg zeigt steil nach oben. Dass das Team, bestehend aus Ex-Spielerinnen des FFV Heidenheim, aber auch einigen Neuverpflichtungen, großes Potenzial hat, ist man sich auch im Lager der Heidenheimerinnen um Trainerin Bachteler bewusst: „Schon vor der Saison war aus der Mannschaft heraus das Ziel, ins obere Drittel zu kommen.“ Nun gehe es vor allem darum, die starke Vorrunde zu bestätigen, „ob es für ganz oben reicht, bleibt abzuwarten“.

Trainingslager-Premiere für die FCH-Frauen

Zwei Aufstiege in Folge? Es wäre der nächste Höhepunkt im noch kurzen Fußballmärchen der FCH-Frauen, die sich inzwischen zu einer funktionierenden Einheit entwickelt haben. Das Team zeigt laut Bachteler großes Engagement und professionelles Verhalten auf und neben dem Platz – zwei Hauptfaktoren für die gelungene Wintervorbereitung. „Wir haben ganz bewusst gleich einen Tick früher angefangen als die Konkurrenten“, sagt die Trainerin, die mit ihrer Mannschaft sogar eine Premiere erlebte.

Ging es im Sommer noch für ein Mannschaftswochenende ins nahe 2000-Seelen-Örtchen Bartholomä, stand Ende Februar das erste Trainingslager der FCH-Frauen im Ausland auf dem Programm. Bei „super Trainingsbedingungen“ und mit einer „super Unterkunft“ schwitzten die Heidenheimerinnen zwischen Verona und dem Gardasee vier Tage lang für eine erfolgreiche Rückrunde. „Die Freude, das erleben zu dürfen, war riesig“, erzählt Bachteler. Neben taktischen Feinheiten auf dem Feld spielte das Teambuilding eine bedeutende Rolle.

Bachtelers Rezept in der Vorbereitung: Aus Niederlagen lernen

„Noch enger zusammenwachsen“, das sollten die Schützlinge von Bachteler und ihrem Co-Trainer Jens Guhlke in der Winterpause. Ihr Mittel zum Zweck: „Wir wollten die Mannschaft mit ihren Grenzen konfrontieren.“ Das Gefühl der Niederlage erleben und daran wachsen. Am „besten“ gelang das bei der 2:9-Testspielniederlage gegen den ambitionierten Regionalliga-Spitzenreiter VfB Stuttgart oder beim 2:4 gegen dessen Verfolger FFC Wacker München. Dabei spielte das FCH-Team in jeweils einer Halbzeit gut mit, bekam in der anderen aber auch aufgezeigt, was ihm zu Regionalliga-Spitzenteams noch fehlt. Genau das sei „Sinn und Zweck“ der besonderen Maßnahme gewesen. „Ich hatte viele Spielerinnen, die angefangen haben zu reflektieren, woran es ihnen noch fehlt“, lobt Bachteler die „sehr selbstkritische“ Einstellung ihres Teams.

Steil nach oben: Trainerin Chantal Bachteler gibt bei den FCH-Fußballerinnen seitdem die Mannschaft vom FFV Heidenheim übernommen wurde, die Richtung vor. Foto: Markus Brandhuber

Denn klar ist auch: In der langen Vorbereitung wollten sich alle beweisen und für Einsätze in der Rückrunde empfehlen. „Die Konkurrenz ist riesig, aber genau das wollten wir“, sagt die Trainerin und hebt die Entwicklung einiger bisheriger U-17-Spielerinnen bei den Aktiven hervor.

Trainerin Bachteler über den FCH: „Wir erleben viel Rückendeckung“

Die U 17 und damit die Jugendarbeit ist für Bachteler ein entscheidender Faktor für die weitere Entwicklung der FCH-Frauenabteilung. „Optionen schaffen im Talentförderungsbereich“, wünscht sie sich für die Zukunft vom Verein, wenngleich sie betont: „Wir erleben viel Rückendeckung und Unterstützung. Der Verein will den Frauenfußball auf gesunde Beine stellen.“ Aber – und das lobt die 37-Jährige besonders – ohne dabei großen Erfolgsdruck auszuüben. Ferner habe bei den Frauen niemand das Gefühl, im Verein weniger wahrgenommen zu werden, als die Bundesliga-Herren und Erfahrungen mit blöden Sprüchen von den Männern wie in anderen Vereinen „gibt es hier gar nicht“, so die 37-Jährige. Sie findet übrigens: „Man sollte grundsätzlich Frauen- und Männerfußball nicht miteinander vergleichen.“

Wir erleben viel Rückendeckung und Unterstützung. Der Verein will den Frauenfußball auf gesunde Beine stellen.

FCH-Trainerin Chantal Bachteler

Immer vollere Stadien, größer werdendes Interesse an der Frauen-Nationalmannschaft und steigende Transfersummen seien aber selbstverständlich „absolut schön zu sehen“ und es mache sie und ihre Mannschaft „stolz, diese Entwicklung begleiten zu dürfen.“ Diese führt in Heidenheim vielleicht sogar eines Tages zu Heimspielen der Frauen und Männer in der Voith-Arena. „Wir sind auf einem guten Weg. Natürlich träumen wir das und flachsen da rum“, verrät Bachteler. Und wer weiß? Wird bei den FCH-Frauen weiter so akribisch, geschlossen und konstant gearbeitet und gelingt es, gute Spielerinnen zu halten und den Kader stetig zu verstärken, ist das Träumen auf dem Schlossberg bekanntlich nicht verboten.

Die Erfolgstrainerin Chantal Bachteler und die Winterzugänge

Seit der 1. FC Heidenheim 2023 das Frauen- und U-17-Team des FFV Heidenheim übernommen hat, steht Chantal Bachteler bei den Aktiven an der Seitenlinie. Vor zehn Jahren war die heute 37-Jährige noch selbst auf dem Rasen aktiv und spielte unter anderem fünf Jahre lang beim damaligen Zweitligisten TSV Crailsheim. Bevor sie nach Heidenheim kam, trainierte die ehemalige Linksverteidigerin den SV Alberweiler. Der Kontakt zu beiden Vereinen ist geblieben und Bachteler lotste schon einige Spielerinnen aus Crailsheim und Alberweiler auf den Schlossberg.

Zuletzt lockte sie das 18-jährige Sturmtalent Noemi Spieß vom SV auf den Schlossberg. Zudem wechselten im Winter die Mittelfeldspielerin Leana Ilic und die Abwehrspielerin Ines Husic vom Regionalligisten SV Hegnach nach Heidenheim. Letztere spielte gegen den SV Gottenheim direkt durch, Ilic ersetzte in der 30. Minute die verletzte Torschützin Josephine Wild.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar