Die Stabilität: Im Kellerduell kam Kiel zunächst etwas besser ins Spiel, ohne aber wirklich Torgefahr zu entwickeln. Nach der Führung und vor allem nach dem Blitzschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte der FCH die Partie dann weitgehend im Griff. Doch ein Doppelfehler – erst spielte Marnon Busch die Kugel einem Gegner in die Beine, dann ließ Torwart Kevin Müller den Ball nach vorn abprallen – sorgte unnötigerweise aber nochmals für Spannung.
Aber vielleicht war das sogar gut, denn die Heidenheimer bekamen nicht das Zittern, überstanden diese Phase. Die Woche zuvor machte die Mannschaft bei der TSG Hoffenheim einen Rückstand wett und vor vier Wochen wurde in Leipzig zwar ein Vorsprung aus der Hand gegeben, aber der FCH hielt zumindest das 2:2 gegen ein mächtig Druck machendes Spitzenteam. Die Schmidt-Truppe hat wieder mehr Widerstandskraft als in früheren Phasen der Saison, und die wird sie auch benötigen, wenn es doch noch ein Happy End geben soll.
Personal und Belastung: Trainer Frank Schmidt und Vereinschef Holger Sanwald haben es im Interview gesagt: Die Conference League hat den FCH gewaltig Körner gekostet, vor allem aber den Rhythmus im Training komplett durcheinander gebracht. Jetzt kann sich die Mannschaft nochmals zwei Wochen auf die bevorstehenden und zugegebenermaßen sehr schwierigen Spiele vorbereiten.
Und dabei hat das Trainerteam – insofern sich keiner der Nationalspieler verletzt – so ziemlich den ganzen Kader zur Verfügung. Besetzung und Konkurrenzsituation sind also so, wie man sich das vorstellt. Kleine Einschränkung: Omar Traore sah gegen Kiel die fünfte gelbe Karte und muss einmal aussetzen.
Der Sturm: Mit 31 Toren – in der vergangenen Saison waren es nach 26 Spieltagen 35 - liegt der FCH gar nicht so schlecht, und dass sich die Treffer auf 13 verschiedene Spieler verteilen, hat auch Vorteile. Dennoch benötigt jedes Team einen schlagkräftigen Sturm und der könnte sich bei den Heidenheimern nun gefunden haben. Marvin Pieringer erhöhte mit dem starken Kopfball zum 1:0 sein Konto auf sechs Tore (dazu kommen vier Assists) und harmonierte dabei gut mit Budu Zivzivadze.
Der steht erst bei zwei Treffern, legt aber auch gerade erst richtig los. Nach dem erlösenden 1:1 in Hoffenheim kündigte der Georgier weitere Treffer an und ließ seinen Worten Taten folgen. Zivzivadze traf gegen Kiel nicht nur, er bereitete auch das 3:1 vor und beschäftigte mit seiner körperlichen Spielweise die Abwehr der Gäste über die gesamte Spielzeit. Vielleicht liegt es ja mit an der Situation zu Hause, wie Trainer Schmidt in der Pressekonferenz schmunzelnd anmerkte: „Seit der Woche vor Hoffenheim ist seine Frau wohl da und das hat ihm nach eigener Aussage das Selbstvertrauen gegeben.“
Das Programm: Ist jetzt zunächst einmal nicht so verheißungsvoll, mit Bayern München, Leverkusen und Frankfurt warten der Erste, Zweite und Vierte auf den FCH, die Auswärtsspiele in Wolfsburg und beim VfB Stuttgart werden ebenfalls alles andere als einfach. Am Saisonende heißen die Gegner dann aber Bochum (H), Union Berlin (A) und Bremen (H). Wenn die Heidenheimer mit nicht mehr als drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz in diese letzten drei Spiele gehen, dann ist sicher noch alles drin. Dafür müssen sie mit Sicherheit aber auch gegen die Schwergewichte punkten, drei bis vier Zähler sollten aus den kommenden fünf Partien her.