Wie Omar Traoré von einem Last-Minute-Sieger zum nächsten wechselte
Der Blick geht nach vorn. Natürlich. So sehen das alle Fußballer und vor allem die Trainer und so ist das natürlich auch bei Omar Traoré, dem neuen rechten Verteidiger des 1. FC Heidenheim. Ein kleiner Blick zurück sei aber doch gestattet, zu frappierend ist die Duplizität der Ereignisse beim alten und neuen Verein des 25-jährigen.
Am letzten Spieltag der vergangenen Drittligasaison musste Traoré mit Osnabrück gewinnen, um den Aufstieg perfekt zu machen, der VfL lag aber gegen Borussia Dortmund II bis zur 94. Minute 0:1 zurück. „Wir wären ganz raus gewesen, nur Sechster geworden“, erinnert sich Traoré, der nach einem guten Spiel die Schlussphase von der Bank aus beobachtete, weil sein Coach verständlicherweise weitere Offensivkräfte einwechselte.
Helden der Nachspielzeit
Konkurrent Wiesbaden feierte nach dem 1:0-Sieg über Halle schon, die Fans stürmten den Platz, dann passierte das Unfassbare: Ba-Muaka Simakala in der 94. und der eingewechselte Jannes Wulf in der 96. Minuten schossen den VfL doch noch in Liga zwei – bei Punktgleichheit mit Wiesbaden dank des nur um einen Treffer besseren Torverhältnisses. Und 24 Stunden später setzte der FCH in Regensburg eins drauf, schaffte mit Toren von Niklas Beste in der 93. und Tim Kleindienst in der 99. Minute den sensationellen Aufstieg in die Bundesliga – diesmal war der HSV-Platzsturm von der zu voreiligen Sorte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Traoré schon Kontakte nach Heidenheim und so gab es für ihn gewissermaßen zweimal eine Bescherung in der Nachspielzeit. „Da freut man sich noch einmal mehr“, sagt der Spieler, der den Weg des FCH schon länger verfolgte, nicht zuletzt wegen eines Teamkollegen, der selbst sieben Jahre auf dem Schlossberg spielte. „Zu Timo Beermann hatte ich immer einen guten Draht und er hat nur Positives über Heidenheim gesagt“, berichtet Traoré.
Mehr Natur, mehr Berge
Sein Vertrag in Osnabrück lief aus, so konnte Traoré ablösefrei wechseln und unterschrieb schließlich Ende Juni einen Dreijahresvertrag beim FCH. Der Deutsche mit familiären Wurzeln in Togo wurde in Osnabrück geboren und verbrachte auch fast sein ganzes Leben dort, fühlt sich nun aber auch in Heidenheim wohl. „Osnabrück ist schon größer, aber auch keine Riesenstadt. Heidenheim hat mehr Natur – und mehr Berge, das war eine kleine Umstellung“, so Traoré schmunzelnd.
Auf einem dieser Berge ist sein Arbeitgeber zu Hause und dieser überzeugte den DFB-Junioren-Vereinspokalsieger von 2017 von Anfang an. „Mir war schnell klar, dass ich das gerne machen würde. Die Kontakte mit den Verantwortlichen waren sehr positiv und ich bin froh, hier zu sein“, sagt Traoré, der den anspruchsvollen Aufstieg – im gewissen Sinne überspringt er ja die 2. Liga – mit Respekt, aber auch mit Selbstbewusstsein vollzieht.
Traorés Devise: Schritt für Schritt
„Es ist schon ein großer Schritt, aber so eine Chance bekommt man nicht so oft und es ist wichtig, die zu nutzen“, sagt der rechte Verteidiger, der sich beim neuen Verein schnell gut zurecht fand. Die intensive, lauffreudige Spielweise komme ihm dabei durchaus entgegen. „Es ist schon etwas anderes. Das war klar, wenn man so einen Schritt macht, aber ich fühle mich gut“, berichtet Traoré nach einer der zahlreichen anstrengenden Einheiten während des Trainingslagers in Tirol.
Dort bekam er auch in den Testspielen seine Einsätze und bereitete schon mehrere Treffer vor. Der Konkurrenzplatz um die Stammplätze hat beim FCH sicher begonnen, Traoré hat dabei für sich eine klare Devise: „Natürlich ist es in erster Linie das Ziel ist, sich anzubieten – in der Vorbereitung und im weiteren Saisonverlauf. Eine Konkurrenzsituation ist normal, vor allem auf diesem Niveau. Für mich gilt aber: Schritt für Schritt. Ich will mich weiter entwickeln und das jetzt noch nicht an Einsätzen fest machen, dann kommt das von allein.“
Auf der Außenbahn
Sein Einsatzgebiet dürfte dabei klar sein, die rechte Abwehrseite. Obwohl Omar Haktab Traoré, der auch einfach „Hako“ genannt wird, mit 1,87 Metern recht groß ist, wurde er noch nie als Innenverteidiger aufgestellt, wäre eher noch offensiver einsetzbar. „Ich fühle mich auf der Außenbahn wohl, bin in erster Linie rechter Verteidiger, versuche aber schon, auch mit langen Läufen, meine offensiven Qualitäten so gut wie möglich rein zu bringen“, beschreibt „Hako“ seiner Spielweise.
Und damit will er seinen Teil zum Klassenerhalt des FCH in der Bundesliga beitragen. Ob dieser realistisch ist, lässt sich natürlich auch für den Neuzugang schwer sagen, seine Zuversicht hat er sich aber auf jeden Fall bewahrt: „Wenn man von unten kommt, hat man nicht so viel zu verlieren, das kann auch eine Chance sein. Es geht darum, in jedem Spiel alles zu geben und sich nicht kleiner macht als man ist.“
Dann fehlt jetzt eigentlich nur noch, dass der FCH den Klassenerhalt am letzten Spieltag in der Nachspielzeit perfekt macht. Das kommentiert Traoré lachend: „Ich hoffe, dass wir es nicht so spannend machen.“
Im Liebhaber-Pokal gegen Hellas Verona
Am Samstag, 15.30 Uhr, findet mit dem 11. Max-Liebhaber-Pokal die offizielle Saisoneröffnung des 1. FC Heidenheim statt. Gegner ist zum zweiten Mal nach 2018 Mal Hellas Verona aus der italienischen Serie A. Dabei findet auch die offizielle Kaderpräsentation des FCH für die Bundesliga-Saison 2023/24 statt.
Für dieses Spiel gelten sämtliche Dauerkarten und Vorkaufsrechte nicht. Tickets gibt es in den beiden Fan- und Ticketshops sowie im Online-Shop des FCH.