Bundesliga-Aufsteiger gegen Bundesliga-Aufsteiger, Frank Schmidt gegen Trainerkumpel Torsten Lieberknecht, Zehnter gegen 18. – die Partie des 1. FC Heidenheim beim SV Darmstadt 98 ließe sich mit vielen Überschriften betiteln. Dabei könnte das letzte Spiel des 31. Spieltag am Sonntag, 28. April, um 19.30 Uhr im Stadion am Böllenfalltor für eine Premiere sorgen und als Treffen der FCH-Talente in die Geschichte eingehen. Kevin Sessa auf Heidenheimer Seite steht Tim Skarke gegenüber. Kommen beide zum Einsatz, messen sich erstmals zwei Spieler aus dem Nachwuchs des 1. FC Heidenheim in der Bundesliga auf dem Rasen. „Mich freut es für Tim, dass er die Schritte nach vorne gemacht hat“, sagt der 23-Jährige über seinen ehemaligen Mitspieler, mit dem erst noch in Kontakt steht. „Wir schreiben ab und zu“, verrät er.
Nur die Zeyers spielten in der Bundesliga gegeneinander
Die Liste der Spieler, die es aus dem FCH-Nachwuchs in die erste Liga geschafft haben, ist kurz. Torhüter Diant Ramaj sammelte in der vergangenen Saison nur in einer Partie für Eintracht Frankfurt Erstliga-Minuten, aber nicht gegen einen Ex-Heidenheimer. Eine kleine Ausnahme gibt es: Die Zwillinge Andreas und Michael Zeyer spielten beide jahrelang in der Bundesliga und auch fünfmal gegeneinander, entstammten aber aus der Jugend des HSB. Die überschaubare Auswahl zeigt, wie schwierige der Weg bis in die Bundesliga ist. „Es ist nicht so einfach, wie manche denken“, sagt der Mittelfeldspieler. Fast sieben Jahre ist es her, als er aus dem Nachwuchs der Stuttgarter Kickers auf den Schlossberg wechselte.
„Wenn man dem nicht zu 100 Prozent folgt, wird es schwierig.“
Kevin Sessa über die Zusammenarbeit mit FCH-Trainer Frank Schmidt
„Seitdem ich bei den Profis dabei bin, musste ich einige Rückschläge einstecken“, blickt Sessa zurück. Dass er sich von diesen erholt hat und – anders als viele andere Talente, die den Sprung nicht geschafft haben – immer noch das FCH-Trikot trägt, spricht für seine Widerstandskraft. Als Spieler des FCH wisse man, was Trainer Frank Schmidt will und erwartet, so der gebürtige Stuttgarter. „Wenn man dem nicht zu 100 Prozent folgt, wird es schwierig.“
Schwierige Phasen gab es auch in der näheren Vergangenheit noch. In der Vorsaison spielte Sessa eine überragende Hinserie, verlor seinen Stammplatz aber in der Rückrunde. „Das gehört dazu“, sagt er und verrät sein Rezept für den Umgang mit Rückschlägen. „Wenn man sich aufregt, die Faust in die Hosentasche, durchbeißen und weiterarbeiten“, so Sessa, „Meckern bringt nichts.“ Gemeckert hat Sessa auch nicht, als er bei seinen ersten 19 Bundesliga-Einsätzen nur eingewechselt wurde. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, sagt der 23-Jährige. Auch bei seiner Position auf dem Rasen stellt er keine Ansprüche: Im offensiven und defensiven Mittelfeld spielte er genauso schon wie als Außenstürmer und rechter Verteidiger. „Ich bin ein etwas anderer Spielertyp, der mit dem Ball Tempo reinbringt und etwas kreativer ist“, sagt er.
Viele Gratulanten meldeten sich Sessa nach dem Tor gegen die Bayern
Diese Aussage unterstrich er eindrucksvoll bei seiner letzten Einwechslung am 6. April – im Heimspiel gegen den FC Bayern München. „Es freut mich wahnsinnig, dass ich endlich mein Tor gemacht habe“, blickt er zurück. Anhand des Nachhalls auf seinen ersten Bundesliga-Treffer wurde ihm erst die Wirkung nach außen klar. „Bei einem anderen Gegner hätte es nicht so eine Rückmeldung gegeben, es haben sich ganz schön viele bei mir gemeldet“, verrät er.
Druck empfindet Sessa dadurch nicht. Gleiches gilt für das wichtige Spiel beim SV Darmstadt, in dem der FCH unter Umständen den Klassenverbleib perfekt machen könnte. „Wir kennen die Darmstädter gut und wissen, was auf uns zukommt“, sagt Sessa. Was in seiner fußballerischen Zukunft noch auf ihn zukommt, weiß Sessa – dessen Vertrag beim FCH im Sommer ausläuft – noch nicht sicher. Er befinde sich in Gesprächen mit dem Verein, so Sessa. Vielleicht führt ihn sein Weg ja mal nach Argentinien, von wo seine Eltern stammen. Oder nach Neapel, der Wirkungsstätte von Diego Maradona – von dem sein Spitzname beim FCH abgeleitet ist. „Ich kann mir vorstellen, auch mal woanders und auch im Ausland zu spielen“, sagt Kevin Sessa, „Ich bin erst 23, in meiner Karriere habe ich noch etwas vor mir.“
undefinedundefined