Warum der 1. FC Heidenheim "Ja" zu den Investoren-Plänen der DFL gesagt hat
Nun also doch: Die 36 Profiklubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga haben auf der Mitglieder-Versammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am vergangenen Montag dem Einstieg eines Investors mehrheitlich zugestimmt. Die Geschäftsführung des Ligaverbands hatte einen entsprechenden Antrag vorgelegt und wird nun in Verhandlungen mit möglichen Geldgebern treten. Dazu die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Abstimmung und den Investoreneinstieg.
Über was die 36 Bundesliga-Vereine abgestimmt haben?
Die DFL strebt nach eigenen Angaben eine strategische Vermarktungspartnerschaft auf Ligaebene an. Dabei geht es nicht um den Verkauf von Anteilen der DFL, sondern um eine zeitlich begrenzte Beteiligung an den Erlösen der Verwertung der DFL-Rechte (Medien-, Sponsoring und Lizenzrechte). Vereinfacht bedeutet das, dass das investierende Unternehmen bis zu acht Prozent aus der Rechteverwertung erhält und dafür einen Fixbetrag zahlt. Der Ligaverband erhofft sich über dieses Finanzierungsmodell, das eine Laufzeit von 20 Jahren haben soll, Einnahmen in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Mitspracherechte des Investors über Anstoßzeiten oder die Spieltagsplanung – wie Ligaspiele in anderen Ländern – sind derweil ausgeschlossen. Mit der Zustimmung der Vereine geht die DFL nun in Verhandlungen mit möglichen Partnern, die bis Ende März 2024 abgeschlossen sein sollen.
Wie die Abstimmung ausfiel?
Die für die Annahme des Antrags nötige Zwei-Drittel-Mehrheit kam mit 24 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen – die im Abstimmungsergebnis als Nein-Stimmen gewertet werden - gerade so zustande. Aus der Bundesliga stimmten 14 Vereine für den Einstieg eines Investors, drei waren dagegen (bei einer Enthaltung). Der 1. FC Köln, der FC Union Berlin und der SC Freiburg hatten im Vorfeld bereits angekündigt, gegen den Antrag zu stimmen, der FC Augsburg bestätigte seine Enthaltung.
Wie der FCH abgestimmt hat?
Der 1. FC Heidenheim gehört zu den Bundesliga-Klubs, die mit "Ja" gestimmt haben. Dies bestätigte auch FCH-Vorstandchef Holger Sanwald auf Anfrage: „Wie schon im Vorfeld dieses Votums von uns angekündigt, stehen wir einer strategischen Vermarktungspartnerschaft der DFL positiv gegenüber und haben deshalb für diesen Antrag gestimmt.“
Wie das Investoren-Geld verwendet werden soll?
Ein großer Anteil der erhofften Milliarden-Summe soll in die Digitalisierung und Internationalisierung der beiden deutschen Profiligen gehen. Wie die „Sportschau“ berichtet, sollen rund 600 Millionen Euro aus dem Deal in diese beiden Bereiche fließen. Aus diesem Topf sollen 164 Millionen Euro für den Aufbau einer eigenen Videoplattform verwendet werden, um mit eigenen Inhalten Bezahlabos im In- und Ausland zu generieren. Der größte Anteil (183 Millionen) soll aber in die Auslandsvermarktung fließen. Dabei sollen unter anderem strategische Auslandsreisen mit Freundschaftsspielen von Bundesliga-Vereinen finanziert werden. Zudem sollen auf die verschiedenen ausländischen Zielmärkte zugeschnittene Video-Inhalte produziert werden.
Was wird noch finanziert?
128 Millionen Euro sind für den deutschen Markt vorgesehen, auf dem das illegale Streaming bekämpft und die Übertragungen qualitativ verbessert werden sollen. Überdies sind laut „Sportschau“ Mittel für virtuelle Werbung - zum Beispiel die Mehrfachnutzung der Werbebanden, den Ausbau der Virtual-Bundesliga und ein finanzielles Polster eingeplant. Mit rund 300 Millionen Euro sollen die fehlenden Erlöse aus der Rechteverwertung, die an den Investor gehen, in den ersten vier Jahren der Laufzeit aufgefangen werden. Weitere 100 Millionen Euro sollen in die direkte finanzielle Unterstützung für Auslandsreisen der DFL-Vereine (Reisekosten, Werbung vor Ort) fließen.
Welchen Nutzen der Einstieg für die DFL und den FCH haben soll?
Mit der Einbindung eines strategischen Vermarktungspartners könne die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells der DFL – wie zum Beispiel Digitalisierung und Auslandsvermarktung - vorangetrieben werden, so Holger Sanwald. Ein Investor würde somit allen Klubs zugutekommen „und damit auch dem FCH“, sagt der Heidenheimer Vorstandschef. Von dieser Weiterentwicklung versprechen sich der FCH und die zustimmenden Vereine deutliche Mehreinnahmen durch die damit verbundenen nationalen und internationalen Maßnahmen. Die Rechnung geht also auf, wenn die DFL ihre Einnahmen soweit steigert, dass abzüglich des Anteils des Inverstors an den Erlösen noch eine ordentliche Summe übrigbleibt - die dann in Teilen an die Vereine und somit auch an den FCH fließt.
Wie die erste Abstimmung lief?
Das Thema Investor kam bei den Vereinen der beiden Fußball-Bundesligen nicht das erste Mal auf den Tisch. Im vergangenen Mai stellte die DFL-Spitze erstmals einen Antrag, der einen Investoren-Einstieg ermöglichen sollte. Bei der Abstimmung stimmten aber zahlreiche Mitgliedsvereine dagegen, sodass nicht die nötige Mehrheit erreicht werden konnte und der Antrag damit abgelehnt wurde.