Warum der FCH auch mit einem Punkt zufrieden war
Es war natürlich alles andere als ein Fußballfest, was die Fans in der wie immer (bis auf einige Plätze im Gästebereich) ausverkauften Voith-Arena am Sonntag zu sehen bekamen. Einsatz und Abwehrarbeit waren Trumpf, das kann man den im Existenzkampf befindlichen Mannschaften aus Heidenheim und Bochum aber auch nicht zum Vorwurf machen - zumal bei den Platzverhältnissen.
"Defensiv haben wir es gut gemacht"
Lennard Maloney, der wie immer eine kämpferisch starke Leistung bot, aber auch einige krasse Fehlpässe einstreute, ordnet den Auftritt so ein: "Es war ein absoluter Abnutzungskampf, defensiv haben wir es über weite Strecken sehr gut gemacht Leider haben wir die Chancen nicht genutzt, aber ein Punkt ist besser als kein Punkt." Trotz der Reisestrapazen freute sich der 24-Jährige sehr über seine erneute Berufung und nun auch die ersten Pflichtspielminuten in der amerikanischen Nationalmannschaft. "Ich bin happy, klar ist das anstrengend für den Körper, aber da gilt es, professionell zu sein."
Nachdem der FCH in den ersten Spielen seiner Bundesliga-Premierensaison erstaunlich gut traf, aber zu viele Gegentore kassiert hatte, war immer wieder die Defensivarbeit das Thema und es scheint Fortschritte zu geben. Die jüngsten zwei Heimspiele blieb der FCH ohne Gegentreffer, dazwischen gab's zwar in München vier "Buden", dort haben andere Mannschaften aber auch sieben oder acht kassiert. Derzeit ist das Torverhältnis ein kleiner Trumpf der Heidenheimer, könnte am Ende im Abstiegskampf noch einen Punkt wert sein.
Seit vier Spielen kein Elfmeter mehr
Auf der anderen Seite hat der FCH derzeit etwas Probleme, sich Chancen herauszuspielen. Beim 2:0 über den VfB Stuttgart brachten vor allem die Eckbälle Gefahr, in München und nun gegen Bochum hatten die Heidenheimer nur wenig Standardsituationen und die Versuche von Niklas Beste auch nicht mehr die Qualität wie beim Sieg gegen den VfB.
Was ebenfalls auffällt: Nach rekordverdächtigen sieben Strafstößen gegen den FCH in den ersten acht Partien, waren es jetzt vier Ligaspiele, in denen der Schiedsrichter nicht im Heidenheimer Strafraum auf den Punkt zeigte.
Seinen Anteil an der neuen Stabilität hat sicher Benedikt Gimber, der auch am Sonntag immer wieder mit seinem Stellungsspiel überzeugte. "Klar ist es wichtig, dass wir hinten stabil stehen, gerade zu Hause", sagt der ehemalige Regensburger Mannschaftskapitän und ärgert sich dennoch über den verpassten Heimsieg: "Beide Mannschaften haben sehr konzentriert agiert und wir hatten das Gefühl, dass die Mannschaft, die das erste Tor macht, auch gewinnt. Leider ist es uns nicht gelungen." Am Ende stand aber immerhin die Null bei der gegnerischen Torbilanz - und die soll, so Gimber, nun auch am Samstag bei der schweren Aufgabe in Leipzig möglichst lange stehen.
"Jeder war für jeden da"
Gut beschäftigt war auch Außenverteidiger Jonas Föhrenbach, der im Kollektiv mit den Abwehrkollegen, immer wieder Bochums sehr schnellen Japaner Takuma Asoano auf den Fersen war. "Wir haben gesagt: jeder für jeden da sein, das ist heute gut gelungen", sagt der 27-Jährige und freut sich über die "gute Stabilität" in den jüngsten Spielen, spricht aber auch von einem "weiteren Lernprozess".
Dieser wird nötig sein, um als 1. FC Heidenheim, der nach dem Aufstieg von vielen als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wurde, vielleicht tatsächlich das große Ziel zu erreichen. Bis jetzt war der FCH noch an keinem Spieltag auf einem Abstiegsplatz, dennoch erscheinen die elf Punkte nach etwas mehr als einem Drittel Saison etwas wenig.
Damit belegt die Schmidt-Truppe derzeit Rang 13, vergangene Saison hatte der 13. nach zwölf Spielen schon 14 Punkte, die Runde zuvor 13. Aber: Hochgerechnet würden die Heidenheimer mit 33 Punkten über die Ziellinie gehen und lägen damit gar nicht so schlecht. In den vier Spielzeiten zuvor reichten immer zwischen 32 und 34 Zähler zum direkten Klassenerhalt.
Hochgerechnet ist der FCH auf Kurs
So sieht auch Frank Schmidt seine Mannschaft nach dem Bochum-Spiel im Soll. "Noch einmal für alle: Da wo wir jetzt sind, da wären wir auch gerne am Ende der Saison", sagt der Heidenheimer Trainer, der nach 66 Minuten gleich auf drei Positionen wechselte - beim Stand von 0:0 eine eher ungewöhnliche Maßnahme. Eine Erklärung: Zwei der drei Spieler hatten schon die gelbe Karte gesehen und Schmidt wollte keinen Platzverweis riskieren, da es bei Bochumer Kontern immer mal wieder zu taktischen Fouls hätte kommen können.
Ebenso sollten die frischen Kräfte noch einmal Power auf den Platz bringen und der FCH-Coach war gerade mit den Akteuren, die zuletzt nicht viel gespielt haben, zufrieden. So hätte auch Nikola Dovedan die Führung besorgen können, er scheiterte am starken Bochumer Schlussmann Manuel Riemann. Wie berichtet führte auch Tim Kleindiensts Großchance am Ende nicht zum Sieg, für Schmidt aber kein Grund zur Enttäuschung. "Ich bin deshalb nicht in tiefe Trauer verfallen. Wir können nicht jedes Spiel gewinnen. Aber wir haben erwachsen gespielt, haben gut verteidigt, es war das dritte Zu-Null-Spiel zu Hause - am Ende bin ich zufrieden."
Eren Dinkci muss aussetzen
Drei gelbe Karten kassierte der 1. FC Heidenheim im intensiven Duell gegen Bochum und eine davon hatte Folgen: Für Offensivmann Eren Dinkci war es die fünfte Verwarnung in dieser Saison, er ist deshalb fürs kommende Spiel in Leipzig gesperrt.
Insgesamt liegt der FCH in Sachen Fair-Play sehr gut im Rennen, nimmt mit 22 gelben Karten und keinem Platzverweis Rang fünf ein. Schlusslicht ist hier Darmstadt mit 32 gelben und vier roten Karten.
Nach Dinkci ist auch kein weiterer Heidenheimer gefährdet, die nächsten sind Niklas Beste und Marvin Pieringer mit je drei Verwarnungen.