Auf zu neuen Ufern: Das Abenteuer Europapokal begann für den Tross des 1. FC Heidenheim am Mittwochnachmittag unweit der Ostsee. Mit der Landung in Göteborg ist der Startschuss für die erste Etappe gefallen. Beendet wird diese an diesem Donnerstag um circa 20.50 Uhr sein, wenn Schiedsrichter Viktor Kopiievskyi das Play-off-Hinspiel zur Conference League beim BK Häcken abpfeift.
Bis dahin stehen für den FCH noch viele spannende Schritte bevor. Neben den ersten 90 Minuten auf internationaler Ebene sowie einem ungewohnten Spieluntergrund gab es für Trainer Frank Schmidt und Kapitän Patrick Mainka eine weitere Premiere: Die Pressekonferenz bei den Gastgebern aus Göteborg – samt vorgelesenen Fragen und Antworten – fand über Videostream statt.
Die Pressekonferenz in Schweden wie zu Corona-Zeiten
„Hallo erst mal aus Schweden“, lauteten die ersten Worte von Frank Schmidt, der den Journalisten per Videotelefonie zugeschaltet war. Die vorab zugeschickten Fragen beantwortete er fleißig, ohne seine Fragensteller physisch vor sich zu haben. Neu? Nicht ganz. Bereits in Corona-Zeiten gab es die Pressekonferenzen auf Distanz. Ein Novum ist dagegen die bevorstehende Partie.
„Es ist schon etwas ganz Besonderes, wir sitzen hier in Schweden und spielen morgen unser erstes Spiel im Europapokal“, sagte Frank Schmidt zur europäischen Premiere des FCH. Trotz der historischen Bedeutung der beiden Partien gegen den BK Häcken setze er den Fokus voll auf das Sportliche, so der 50-Jährige.
Es ist schon etwas ganz Besonderes, wir sitzen hier in Schweden und spielen morgen unser erstes Spiel im Europapokal.
FCH-Trainer Frank Schmidt
„Wir wollen das Bestmögliche herausholen“, sagte er. Sinngemäß übersetzt bedeutet das: Schmidt und der FCH wollen die Ligaphase erreichen. Damit dieses Vorhaben gelingen kann, haben sich die Heidenheimer akribisch vorbereitet und das in verschiedenen Bereichen. So war der Abflug nach Schweden am Mittwochvormittag für Frank Schmidt bereits der zweite innerhalb von vier Tagen.
Am Sonntag reiste er mit Co-Trainer Dieter Jarosch nach Stockholm und beobachtete den kommenden Gegner bei seinem Auswärtsspiel, was ihm einige Erkenntnisse brachte. „Sie haben ihre Stärken in der Offensive, sie haben aber wie gegen Paide Linnameeskond in der letzten Quali-Runde einige Chancen zugelassen“, so Schmidt.
Testtraining auf dem Kunstrasenplatz des SV Mergelstetten
Auch auf den Untergrund hat sich der FCH eingestellt: Die Partie in Göteborg findet nämlich nicht auf gemähter Wiese, sondern auf Kunstrasen statt. „Wir haben beim SV Mergelstetten auf Kunstrasen trainiert, dafür noch einmal vielen Dank“, sagte Schmidt, der auf dem ungewohnten Untergrund ein anderes Abspringen des Balles erwartet.
Es ist unglaublich, dass so viele mit dabei sind, das hat uns auch schon in der Bundesliga getragen.
FCH-Kapitän Patrick Mainka
Patrick Mainka hat an seine Mitspieler ebenfalls eine Erwartung: Dass sie mit voller Vorfreude in die Partie gehen. Einen Ansatz von Zweifel daran ließ er bei der PK nicht erkennen. „Keiner wird eine Extramotivation benötigen, das sind außergewöhnliche Spiele für uns und den gesamten Verein“, so der Kapitän. Und auch für die über 500 mitgereisten Fans, die laut Mainka für einen Extraschub sorgen können. „Es ist unglaublich, dass so viele mit dabei sind, das hat uns auch schon in der Bundesliga getragen“, sagte er.
Die ersten Vorbereitungen auf die Conference League gab es im DFB-Pokal und im Trainingslager
Die ersten Vorbereitungen auf den Trip nach Schweden reichen aber schon länger zurück. Beim Erstrunden-Sieg im DFB-Pokal griff Frank Schmidt zu einigen Maßnahmen, die für einige Spieler nicht ganz gewöhnlich waren. Bereits in der 64. Minute holte er Patrick Mainka vorzeitig vom Feld. Der Kapitän hatte in der Vorsaison keine einzige Minute verpasst. „Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt so früh ausgewechselt worden bin“, sagte Mainka im Nachlauf der Pokalpartie. Hinter der Auswechslung steckten längere Überlegungen, wie Frank Schmidt bestätigte. „Wir haben da einen Plan für die Woche und setzen die Spieler erst jetzt über die Details in Kenntnis“, sagte er am Samstagnachmittag. Der Plan begann schon im zweiten Trainingslager, als das dichte Auftaktprogramm des FCH mit fünf Spielen innerhalb von 16 Tagen in Form von zwei intensiven Testspielen, zwischen denen nur zwei Trainingstage lagen, simuliert wurde.
Wie in der Bundesliga in der Vorsaison betritt der FCH in der Conference League trotzdem Neuland, in dem einige Herausforderungen warten werden. Gelingen Frank Schmidt und Co der Umgang mit dem neuen Abenteuer ähnlich gut wie in der Liga, dürfen sie sich bei der Europareise noch auf weitere Etappen und neue Erfahrungen freuen.