Profi bei beiden Klubs

Warum es für Nico Frommer Parallelen zwischen dem 1. FC Heidenheim und RB Leipzig gibt

Vor dem Heimspiel des 1. FC Heidenheim gegen RB Leipzig blickt Nico Frommer auf seine beiden Ex-Vereine: Trotz unterschiedlicher finanzieller Möglichkeiten sieht er Ähnlichkeiten. Zudem spricht er über Frank Schmidt und Ralf Rangnick, seine Marathon-Pläne, eine mögliche Rückkehr in den Fußballbereich und erklärt, warum der FCH auch in der Schweiz ein Thema ist.

Eigentlich schaut sich Nico Frommer die Live-Spiele in der Bundesliga nur noch im Konferenz-Format an. An diesem Samstag, 20. April, wird der ehemalige Fußballprofi aber vielleicht eine Ausnahme machen und sich das Einzelspiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und RB Leipzig in voller Länge anschauen. Aus gutem Grund: Für beide Vereine ging der ehemalige Stürmer schon auf Torejagd. Dabei sieht er neben den unterschiedlichen Voraussetzungen bei beiden Vereinen auch einige Parallelen.

Parallelen gab es für Frommer auch jeweils am Ende seiner Engagements beim RB und beim FCH. Beide Male kam dieses nicht ganz freiwillig. Nachdem er den Leipzigern zwei Jahre lang bei ihren ersten Schritten nach ihrer Gründung geholfen hatte, endete das Kapitel RB abrupt. „Ich hatte mir erhofft, bei Leipzig länger zu bleiben und vielleicht später eine Funktion im Verein zu übernehmen. Nach dem verpassten Aufstieg in die 3. Liga haben sie aber allen alten Spielern den Laufpass gegeben“, erzählt Frommer, der 19 Tore für die Sachsen erzielte.

Innenbandriss beim FCH sorgte für das Karriereende

Ohne Verein hielt sich der gebürtige Ulmer anschließend im Trainingscamp des Verbands Deutscher Vertragsfußballer fit, bis ihm eine Idee kam. „Ich kannte Frank Schmidt schon“, blickt er zurück. So griff Frommer zum Telefon. „Ich habe ihn gefragt, ob er noch einen Stürmer braucht und ich mittrainieren könnte“, sagt Frommer, „er meinte, eigentlich macht er das nicht so gerne, aber er hatte gerade zwei verletzte Stürmer.“ In einem Testspiel bewies der Angreifer dann, dass er dem damaligen Drittligisten durchaus noch helfen kann, und wurde im Herbst 2011 mit einem Vertrag beim FCH belohnt. Auf einen Traumstart mit fünf Toren in sechs Spielen folgte ein herber Rückschlag – ein Innenbandriss im Knie und weitere Verletzungen ließen nur noch Kurzeinsätze zu und führten letztlich zum Karriereende. Anders als in Leipzig gab es in Heidenheim das früher schon erhoffte Angebot auf eine Weiterbeschäftigung im Nachwuchsbereich. „Es war schwierig für Spieler über 30, weil viel geredet wird und wenig eingehalten wird“, blickt Frommer zurück, „Zum Glück war das in Heidenheim eine andere Geschichte, es lief viel auf Vertrauensbasis, das galt für beide Seiten.“

Mit Hovawart-Mischling Monty: Nico Frommer lebt und arbeitet als Osteopath in der Schweiz. Foto: privat

Statt Fußball hieß es ab 2013 Osteopathie-Studium. Der heutige FCH-Athletiktrainer Said Lakhal, selbst Osteopath, hatte ihn auf die Idee gebracht. „Ich wollte raus aus dem Fußball“, sagt er. Nach erfolgreichem Studium in Berlin zog es ihn in die Schweiz, wo er in der Nähe von Bern lebt und arbeitet. Statt einem Sturmpartner hat Frommer nun fast immer seinen Hund Monty an seiner Seite. Seine beiden Ex-Vereine hat er trotzdem nicht aus den Augen verloren. Die Entwicklung der Leipziger hatte er so erwartet. „Bei ihnen war es vorprogrammiert, dass sie in die Bundesliga gehen. Wegen des finanziellen Kapitals und der Personalie Ralf Rangnick“, sagt der Ex-Bundesligaprofi. Als Trainer sei Rangnick schon sehr gut, betonte sein ehemaliger Spieler. „Aber im Management eines Vereins ist er noch besser“, sagt Frommer. Als ähnlich Fußballverrückten hat er dann auch Frank Schmidt in der gemeinsamen Arbeit kennengelernt. „Er war immer ein Siegertyp und konnte nie verlieren, selbst beim Lattenschießen im Training nicht“, erzählt der 46-Jährige.

Der Sieg gegen die Bayern hat das noch verstärkt.

Nico Frommer über die positive Wahrnehmung des FCH in der Schweiz.

Dass Frank Schmidt und der FCH in der Bundesliga gelandet sind, kam für Nico Frommer etwas überraschend, erklärbar ist der Erfolg für ihn aber trotzdem. „Es ist das Resultat der letzten zehn Jahre, in denen es immer nach oben ging, ein bisschen wie bei RB“, sagte er. Wie Frommer verrät, haben sich der FCH und Frank Schmidt selbst in der Schweiz einen Namen gemacht. „Der Sieg gegen die Bayern hat das noch verstärkt“, sagt er.

Laufen statt Fußball: Frommer geht beim Marathon auf die Strecke

Ganz auf die sportliche Zuschauerrolle beschränkt sich Frommer aber nicht. „Mein Nachbar hat mich überredet, einen Marathon zu laufen“, erzählt Frommer, „Bei meiner Vorgeschichte sagen viele, ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Laufen tut er trotzdem: Vor Kurzem kam er beim Halbmarathon in Freiburg ins Ziel, im Juni soll es in Stockholm über die doppelte Strecke gehen. „Es ist schon alles gebucht“, sagt er.

Vielleicht spielt Nico Frommer (2. v. r.) noch einmal in der Traditionsmannschaft mit seinen Ex-Kollegen vom FCH? Foto: Eibner

Und obwohl Frommer noch viel Spaß am Kicken hat, tut er das angesichts seiner Verletzungsvorgeschichte nur noch dosiert und nicht allzu oft. Wenn die Traditionsmannschaften seiner Ex-Klubs VfB Stuttgart und SSV Reutlingen aufeinandertreffen, wird er auf dem Rasen stehen. Als sich auch Marc Schnatterer meldete und wegen der FCH-Traditionself anfragte, sagte er schweren Herzens ab. Ganz ausgeschlossen hat er sein Comeback im FCH-Trikot aber nicht. „Wenn er noch einmal anruft, vielleicht im nächsten Jahr.“

Frommer kann sich Job im Fußball gut vorstellen

Gleiches gilt für einen Job im Fußballbereich. Zwischenzeitlich hatte sich schon RB Leipzig bei ihm gemeldet, das Angebot hatte er damals aus privaten Gründen nicht angenommen. Mittlerweile steht er einer Rückkehr in den Fußball – vielleicht zum FCH oder RB – offen gegenüber. „Ich würde es mir auf jeden Fall anhören“, so Frommer.

Zweifacher Torschütze in der Bundesliga

Neben RB und dem FCH war Frommer, der sieben Spiele für die deutsche U-21-Auswahl machte, für acht weitere Teams im Einsatz. Für Eintracht Frankfurt erzielte er in 20 Bundesliga-Spielen zwei Tore, acht Erstliga-Spiele macht er noch für den VfB Stuttgart. Am treffsichersten war der Angreifer, der beim SSV Ulm das Fußballspielen lernte, in der Saison 02/03, als er für den SSV Reutlingen in der 2. Liga 18 Tore schoss.

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