„Ein geiler Bizeps“, witzelte Frank Schmidt in der Pressekonferenz nach dem Conference-League-Heimspiel gegen den Chelsea FC. Der kräftige Oberarm war ein Detail der beeindruckenden Choreografie der Heidenheimer Fans. In majestätischer Größe, mit Krone und Zepter in der Hand thronte der FCH-Trainer auf der Osttribüne und wurde von den Fans gehuldigt. „God Save the King“ stand in großen Buchstaben unter dem Bildnis von „König Frank vom Schlossberg“. „Es war völlig überraschend, ich wusste von nichts. Das ist etwas ganz Besonderes“, sagte Schmidt über die große Verehrung seiner Person, bremste aber gleichzeitig. „Natürlich ehrt mich das“, sagte er, „aber ich möchte ein Teil der Mannschaft sein, und das Wichtigste ist immer der Verein.“
Bis zum 2:0 hat jeder gehofft oder befürchtet, dass Heidenheim noch zurückkommen kann.
Frank Schmidt, FCH-Trainer
Seine positive Stimmung war aber ein klarer Ausdruck dafür, wie stolz er auf sein Team war, das 90 Minuten mit vollem Einsatz dem Spitzenclub aus London die Stirn geboten hatte und trotz der 0:2-Niederlage frenetisch von den Fans gefeiert wurde. „Genau so ein Spiel wollten wir heute haben. Letztendlich war es 90 Minuten lang ein offener Schlagabtausch“, lautete das kurze Fazit des 50-Jährigen. Und die Leistung auf dem Rasen übertrug sich direkt auf die Ränge der ausverkauften Voith-Arena.
FCH-Trainer Frank Schmidt sah einen „offenen Schlagabtausch“ mit dem Chelsea FC
Nachdem die großen Transparente nach Spielbeginn eingerollt waren, feierte die Osttribüne die elf Heidenheimer Spieler nahezu über die gesamte Spielzeit und ließ den Stimmungsfunken auch auf die anderen Bereiche des Stadions überspringen. Begeistert von der besonderen Atmosphäre formulierte Schmidt einen Wunsch für die Zukunft: „Dass die Fans die gleiche Performance bringen.“
Nach zuvor wechselhaften Auftritten in der Bundesliga und auch kritischen Worten des Cheftrainers in Richtung von Teilen der Zuschauer wirkte die Partie am Donnerstagabend wie ein Schulterschluss von allen, die es gut mit dem FCH meinen. Und der kommt zum richtigen Zeitpunkt. Bei dem anspruchsvollen Restprogramm, das der FCH bis zum Jahresende bewältigen muss, braucht es jegliche Art der Unterstützung und den Glauben an die eigene Stärke. „Man hat gesehen, wie die Fans unsere Mannschaft gefeiert haben, wir haben alles gegeben und alles auf dem Platz gelassen, und das ist das, was die Menschen hier sehen wollen“, beschrieb Schmidt das Zusammenspiel zwischen Spielfeld und Tribüne.
FCH-Fans ließen sich von den beiden Gegentreffern die Laune nicht verderben
Mit dem großen Engagement hielt der FCH die Partie gegen die Londoner, die nicht mit allen Topstars, aber mit einer hochklassigen Startformation antraten, über 45 Minuten offen. Auch der Führungstreffer von Christopher Nkunku (51.), für den der finanzstarke Club einst 60 Millionen Euro bezahlte, warf den FCH nicht aus der Spur. Sein Team habe viel gezeigt gegen „eine absolute Topmannschaft mit viel Potenzial“, so Schmidt. „Bis zum 2:0 hat jeder gehofft oder befürchtet, dass Heidenheim noch zurückkommen kann“, beschrieb der FCH-Coach den Spannungsbogen der zweiten Hälfte der Partie, die dann mit dem zweiten Treffer durch Mykhaylo Mudryk entschieden war.
Die beiden kurzen Jubelstürme der in Blau gekleideten Chelsea-Fans nach den Toren blieben aber die einzigen Stimmungssignale aus dem Gästeblock, bis wieder die Heimfans übernahmen. Der nicht enden wollende Applaus der Heidenheimer Anhänger bei der Ehrenrunde verdeutlichte, dass die 15.000 Zuschauer einen denkwürdigen Abend erleben durften. „Eine magische Nacht war es nicht, weil da gehört das richtige Ergebnis dazu. Aber ich war richtig happy und megastolz auf die Leistung unserer Mannschaft“, sagte Schmidt und versprühte Optimismus für die kommenden Aufgaben: „Wenn wir den Weg so weitergehen, werden wir zwangsläufig wieder Punkte und Siege holen.“