Nicht nur familiäre Verbindungen

Warum die TSG Hoffenheim für FCH-Spieler Adrian Beck ein besonderer Gegner ist

Irgendwie klingt es immer noch märchenhaft: Ende Mai 2022 schnürte Adrian Beck noch für den damals viertklassigen SSV Ulm die Kickschuhe, knapp 20 Monate später kann der 26-Jährige im Dress des 1. FC Heidenheim auf eine Zweitligameisterschaft, 15 Bundesligaspiele und sein erstes Tor im Fußball-Oberhaus zurückblicken. Nun hofft „Becks“ auf einen Einsatz am Samstag (15.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim – es wäre für ihn ein besonders denkwürdiger.

Dass Adrian Beck derzeit beim FCH eine gute Rolle spielt, passt zu seiner alles andere gradlinig verlaufenden Karriere. Nach seinen Anfängen in der Jugend des TSV Gerabronn und des FSV Hollenbach wechselte er im Sommer 2012 in die Jugendabteilung der TSG Hoffenheim und erlebte dort eine extrem erfolgreiche Zeit. „Wir wurden dreimal Meister unserer Liga, am Ende zweimal deutscher Vizemeister“, berichtet Beck, der sich bei den Kraichgauern stets gut aufgehoben fühlte.

Mit Grischa Prömel im Internat gewohnt

„Die TSG ist ja bekannt für ihre gute Jugendarbeit, die Infrastruktur und die Gegebenheiten vor Ort sind höchst professionell“, erklärt der technisch versierte Mittelfeldspieler. Vom aktuellen Hoffenheimer Profikader kennt er noch Dennis Geiger und Grischa Prömel, mit letzterem wohnte er zusammen im Internat. „Ansonsten kenne ich halt noch einige Leute vom Personal“, sagt der FCH-Spieler.

Adrian Beck erlebte sehr erfolgreiche Jahre in der Jugend der TSG Hoffenheim. Eibner

Nachdem Beck in Hoffenheim in die U23 aufgerückt war, gab es jedoch einen Knick, aufgrund von Verletzungen spielte er kaum noch und wechselte überraschend in die Oberliga zu Neckarsulm. „Ich hatte dann gar nicht mehr das große Ziel, im Profifußball zu bleiben“, erklärt Beck, der gleichzeitig ein duales Studium bei der Bank begann.

Über Ulm nach Belgien und Schottland

Letztlich war aber doch zu viel Talent vorhanden, nach einer starken Saison bei der Sportunion holte ihn Regionalligist Ulm. Sein Studium brach er deshalb ab, konnte sich aber die Kurse für sein derzeitiges Fernstudium in Sport-Businessmanagement anrechnen lassen. Beck hat also immer einen Plan B, das lehrte ihn vermutlich der weitere ungewöhnlichen Schlenker, den seine Laufbahn machte. 2019 holte ihn der belgische Zweitligist Royale-Union Saint Gilloise.

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Nach einem Trainerwechsel kam Beck aber dort nicht zum Zug, wurde an den schottischen Erstligisten Hamilton Academical verliehen. Auch auf der Insel klappte es nicht wie erhofft und so kehrte Beck 2020 zurück nach Ulm. „Es hätte auch anders laufen können, aber für die Erfahrung war es gut“, so Beck. Noch heute muss er bei den Gedanken an diese Zeit schmunzeln: „Die Einstellung ist eine andere, mit der Pünktlichkeit wird es nicht so genau genommen, da gibt es Spieler, die trainieren in offenen Schuhen, mit Goldkette um den Hals.“

Nach dem Aufstieg wieder voll da

Nach zwei Jahren in Ulm landete er dann für manche überraschend beim FCH und hier gewöhnte sich „Becks“ erstaunlich schnell an das höhere Niveau. Auch eine weitere Verletzung, durch die er quasi die komplette Rückrunde der Aufstiegssaison verpasste, konnte ihn nicht stoppen, nach dem Sprung ins Oberhaus durfte er hier in 15 von 18 Spielen ran. Dabei gelang ihm vor zwei Wochen mit dem Ausgleich zum 1:1 in Köln auch sein erstes Bundesligator. Vergangenes Wochenende traf er nicht, überzeugte aber im Spiel gegen extrem laufstarke Wolfsburger.  „Klar gibt es immer Luft nach oben, die letzten 10, 15 Minuten war es eine Kraftfrage, aber ich war zufrieden mit meiner Leistung“, sagt Beck.

Nun steht das Gastspiel bei der TSG auf dem Programm und trotz des etwas schwierigen Abschieds vor sechseinhalb Jahren hat Beck überwiegend positive Erinnerungen an Hoffenheim. Das könnte auch damit zusammen hängen, dass er auf der Schule seine aus dem rund 3300 Einwohner zählenden Sinsheimer Stadtteil stammende Frau kennenlernte. Mit ihr lebt er mittlerweile in Heidenheim, die Verbindungen nach Hoffenheim sind aber eng.

Schwiegereltern arbeiten bei der TSG Hoffenheim

Seine Schwiegereltern wohnen nicht nur dort, sie arbeiten sogar bei der TSG. So pflegt der Vater seiner Frau als Greenkeeper unter anderem die Anlagen rund um das alte Dietmar-Hopp-Stadion, während sich die Schwiegermutter in der Wäscherei des Hoffenheimer Trainingszentrums um die Trikots der TSG-Profis kümmert. Damit nicht genug: Becks Schwager spielt in der U23 der Hoffenheimer. Wenn ein Besuch ansteht, schaut sich Beck auch gerne dort eine Partie an. Jetzt aber als Spieler zu einem Bundesligaduell in die PreZero-Arena nach Sinsheim zurückzukehren, hätte er sich nicht träumen lassen.

„Tatsächlich habe ich einmal in dem Stadion gespielt, das war im Finale um die deutsche U-19-Meisterschaft. Jetzt freue ich mich und bin gespannt, es werden viele Freunde im Stadion sein“, sagt Beck und geht trotz oder gerade wegen des Hinspiels – 2:3-Niederlage nach 2:0-Führung – davon aus, dass sich der FCH nicht verstecken muss. „Hoffenheim ist eine Mannschaft mit großer Qualität, zu Hause noch nicht so erfolgreich. Von daher ist es schon unser Ziel, etwas mitzunehmen, vielleicht sogar dort zu gewinnen“, sagt Beck und hofft, dass ihn der Trainer aufstellt.

Familie drückt Adrian Beck die Daumen

Im Hinspiel habe man in den letzten 15 Minuten die Qualität der Hoffenheimer gesehen. „Aber man hat auch in den 75 Minuten davor gesehen, dass wir die bessere Mannschaft waren. Ich hoffe, dass wir es diesmal über 90 Minuten zeigen können“, sagt der FCH-Spieler. Falls er tatsächlich dazu beitragen sollte, die Punkte aus Sinsheim zu entführen, wäre dies auch familiär kein Problem. „Die würden mir das gönnen. Klar gibt es eine gewisse Verbundenheit von der Arbeit her, aber ich glaube trotzdem, dass die Daumen mehr für mich gedrückt werden“, so Becks Hoffnung.

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