Seit 50 Jahren bin ich Heidenheimer und genauso lange Gladbacher Borusse. Ich habe mich gefreut, dass der FCH in die erste Liga aufgestiegen ist, und ich hoffe, dass die Mannschaft den Klassenerhalt schafft. Was ich allerdings zuletzt erleben musste, habe ich in vielen Auswärtsstadien von Berlin bis München noch nie erleben müssen. Wir waren zwei Erwachsene mit vier Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren, davon ein FCH-Fan, und gingen zum Block F, direkt neben dem Gladbach-Block in der Westkurve. Dort hieß es: So kommt Ihr hier nicht rein. Was im vergangenen Jahr im gleichen Block noch kein Problem war: Fan-Utensilien mussten abgegeben werden, sonst wurde man nicht eingelassen.
Mein 13-jähriger Neffe musste seine Mütze und seinen Schal abgeben. Mein Sohn musste seine Jacke mit Gladbach-Logo abgeben. Sein Angebot, sie umzudrehen, wurde abgelehnt. Im Block angekommen, gab ich ihm meinen schwarzen Pullover mit grünem Borussia-Schriftzug, damit er bei fünf Grad nicht allzu sehr frieren musste. Fünf Minuten später stürmte eine Ordnerin heran und forderte ihn auf, diesen auszuziehen oder zu gehen. Ich erklärte ihr die Situation, und nach ein paar Sätzen war sie bereit, dass wir den Pullover auf links drehen. Sie verwies noch auf Hinweise auf den Karten. Im Kleingedruckten ist hier zu lesen: „Wir behalten uns das Recht vor, Fans mit anderen Fan-Utensilien als denen des Heimvereins abzuweisen.“ Auf meine Frage nach dem Warum antwortete sie: „Ich verstehe Euch, aber da müsst Ihr den Verein fragen, der macht die Regeln.“
Lieber FCH, ich verstehe, dass man Ultras trennen muss, dass man in der eigenen Kurve keine anderen Farben sehen will. Aber dass überall bis auf die Haupttribüne und im Gladbach-Block Auswärtsfarben abgewiesen werden, geht deutlich zu weit. Wenn Pyrotechnik, Aggression und Alkohol bei Fans im Spiel sind, dann weist sie ab. Aber nur wegen dem „falschen Trikot“? Und was heißt: Wir behalten uns vor? Dann schreibt doch bitte: sind verboten.
Wir waren auch beim Hinspiel in Gladbach. Fans beider Mannschaften saßen in der Südkurve friedlich zusammen. Die Südkurve in Gladbach entspricht der Westkurve in Heidenheim, also dem Gegenüber der Heimkurve. Ich würde mich freuen, in der kommenden Saison in der Bundesliga wieder friedlich neben FCH-Fans die eigene Mannschaft anzufeuern - jeder in seinen Farben.
Dierk Lisdorf, Heidenheim