Den Abschied von Angreifer Tim Kleindienst hatten die Fans des 1. FC Heidenheim gerade erst verdaut, als am Samstagmittag eine Neuigkeit die Runde machte, die die getrübte Laune der Anhänger wieder deutlich aufhellte. Wie das Fachmagazin Kicker und der Sportsender Sky übereinstimmend vermeldeten, steht Paul Wanner kurz vor einem Transfer auf den Schlossberg. Demnach soll der 18-jährige Mittelfeldspieler auf Leihbasis vom FC Bayern München zum FCH wechseln. Welche Stärken der talentierte Linksfuß hat und warum beide Vereine von diesem Deal profitieren würden, erklären wir in unserer Analyse.
Paul Wanner: Der begabte Frühstarter
Den Stempel Supertalent bekam der Sohn eines deutschen Vaters und einer österreichischen Mutter spätestens mit seinem Bundesliga-Debüt aufgedrückt. Durch seine Einwechslung gegen Borussia Mönchengladbach im Januar 2022 stieg er im Alter von 16 Jahren und 15 Tagen zum jüngsten Bundesliga-Spieler des FC Bayern München auf, dem er sich als Zwölfjähriger angeschlossen hatte, auf. Kurz darauf folgten seine ersten Minuten in der Champions League.
Er ist ein unfassbares Talent, linker Fuß, sehr schnell, sehr ballsicher, mutig.
Nationaltrainer Julian Nagelsmann
Der deutsche Nationaltrainer Julian Nagelsmann – damals noch Bayern-Coach – schwärmte von den Fähigkeiten des offensiven Mittelfeldspielers. „Er ist ein unfassbares Talent, linker Fuß, sehr schnell, sehr ballsicher, mutig“, sagt er, „Er muss klar bleiben im Kopf, dann steht ihm Tür und Tor offen.“ Und diese Hoffnung erfüllte sich: Wanner blieb klar im Kopf, bewies als Leihspieler beim SV Elversberg in der zweiten Liga (sechs Tore, zwei Vorlagen), dass er mit der Körperlichkeit und dem Tempo im Profifußball mithalten kann und gilt nun noch mehr als eines der größten Talente im deutschen Fußball.
Plus des FCH: Ein Qualitätsschub auf Zeit
Dribblings, feine Torvorbereitungen und eine hohe Grundschnelligkeit: Seine Fähigkeiten als Offensivspieler mit Spielmacherqualitäten hat Paul Wanner in den Jugend-Teams des FC Bayern und des DFB eindrucksvoll gezeigt. Mit seiner ersten erfolgreichen Profisaison unterstrich er, dass er auch reif für die Bundesliga ist. In Elversberg glänzte Wanner bei seinen sechs Treffern mit Handlungsschnelligkeit. Fünfmal traf er per Direktabnahme, einmal benötigte er zwei Kontakte. Wird der Wechsel fixiert, erhält der FCH einen Spieler, der mit seinen Fähigkeiten und dem daraus resultierten Marktwert, laut „transfermarkt.de“ acht Millionen Euro, eigentlich unerreichbar ist – über die Option Leihe aber zumindest für zwölf Monate verpflichtet werden kann.
Bei den Heidenheimern könnte das Talent die zentral offensive Position hinter dem Mittelstürmer einnehmen, auf der es in der abgelaufenen Saison viel Rotation gab. Denis Thomalla, Marvin Pieringer, Adrian Beck, Kevin Sessa und Nikola Dovedan spielten die Rolle, konnten sich aber nicht als feste Stammkraft etablieren.
Plus für den FCB: Einsatzzeit für den nächsten Schritt
Junge Spieler müssen spielen: Ob das Paul Wanner beim FC Bayern regelmäßig getan hätte, ist angesichts des Erfolgsdrucks nach der enttäuschenden Spielzeit der Münchner zu bezweifeln. Deshalb macht es aus Münchner Sicht durchaus Sinn, Wanner nach einer starken Spielzeit auf Zweitliga-Niveau mit einer Leihe an einen Liga-Konkurrenten weiter an das Level des Rekordmeisters heranzuführen. Was im beschaulichen Elversberg geklappt hat, könnte im beschaulichen Heidenheim genauso funktionieren. Überdies stellten ambitioniertere Interessenten – wie der VfB Stuttgart – angeblich selbst Forderungen in Form einer längeren Laufzeit der Leihe oder einer Kaufoption. Das passte wiederum den Münchnern nicht.
Und in der Vergangenheit hat der FCB ohnehin schon gute Erfahrungen mit dem Verleihen von Spielern gehabt: David Alaba, Philipp Lahm und Toni Kroos machten als Leihspieler große Fortschritte und waren im Anschluss absolute Leistungsträger im Trikot des FC Bayern. Vielleicht reiht sich auch Paul Wanner in diese Aufzählung ein – nach einem starken Jahr in Heidenheim.
Ein Modell mit erfolgreicher Vergangenheit
Die starke Entwicklung von Eren Dinkci ist nur ein Beispiel dafür, wie der FCH in der Vergangenheit von Ausleihen von Spielern profitiert hat. Tim Kleindienst, Denis Thomalla, Kevin Kraus und Tim Siersleben überzeugten bei ihren Ausleihen und wurden im Anschluss oder etwas später fest verpflichtet.