Auswärtsspiel des 1. FC Heidenheim gegen Leipzig: Wie aus 90 Minuten Fußball zwei Tage voller Arbeit werden
Der 1. FC Heidenheim tritt in der Bundesliga gegen einen Champions-League-Teilnehmer an. Obwohl das inzwischen schon mehrmals vorkam, muss ich mich noch immer an den Gedanken gewöhnen. Auch wenn ich mich sonst eher mit Musik und englischer Literatur beschäftige, blieb mir der Weg des Heidenheimer Fußballclubs aus der 3. über die 2. bis in die Bundesliga natürlich nicht verborgen. Als mir bei der Heidenheimer Zeitung angeboten wurde, das Auswärtsspiel des FCH gegen RB Leipzig vor Ort zu erleben, musste ich die Gelegenheit ergreifen. Mir war klar, dass das ein anstrengendes Wochenende werden könnte, aber das ganze Ausmaß war mir nicht bewusst. Eine Chronologie:
Freitag, 24. November: Die ersten Vorbereitungen beginnen bereits einige Tage vor dem Spiel. Vor allen Dingen die Akkreditierung für das Stadion in Leipzig soll früh stehen. Also nichts wie ran an die zehnseitige PDF-Erklärung, die RB Leipzig für solche Fälle bereitgestellt hat. Trotzdem blieben manche Dinge unklar: Muss zuerst ein Firmenaccount erstellt werden, damit mehrere Mitarbeiter akkreditiert werden können? Und wie kann man diese Mitarbeiter dann zum Spieltag hinzufügen? Fragen über Fragen...
Dienstag, 28. Oktober: Anscheinend habe ich den Akkreditierungs-Dschungel korrekt navigiert, denn in meinem Posteingang befindet sich eine Bestätigungsmail aus Leipzig. So weit, so beruhigend.
Freitag, 1. Dezember: Ich unterbreche meinen Arbeitstag, um mit Sportredakteur Thomas Jentscher unseren Mietwagen abzuholen. Währenddessen schneit es ununterbrochen, hoffentlich bleibt das nicht so...
Samstag, 2. Dezember: Einsatz am Spieltag
7.50 Uhr: Das Wetter hat sich im Vergleich zu gestern kaum geändert, ich kann den weißen Mietwagen kaum von den umliegenden Schneehaufen unterscheiden. Nach intensiven Ausgrabungsarbeiten beginnt die Fahrt nach Norden. Auf der Autobahn ist zunächst Schneckentempo angesagt, weil dunkelgrauer Schneematsch und hellgrauer Nebel die Fahrt erschweren.
11 Uhr: Wir müssen auf einem Rastplatz anhalten, weil die Düsen für das Scheibenwischwasser eingefroren sind und eine Wasser-Streusalz-Lackierung die Windschutzscheibe ziert.
11.40 Uhr: Dem Navigationssystem fällt auf, dass an der A 9 kurz vor Bayreuth völlig überraschend eine Brücke abgerissen wird. Die anderen Autofahrer wurden anscheinend ebenfalls erst kurz davor von der Vollsperrung informiert, jedenfalls bilden sie mit ihren Fahrzeugen einen langen Stau vor der Autobahnabfahrt. Wir reihen uns ein und unser Zeitpuffer beginnt dahinzuschmelzen, ganz im Gegensatz zum umliegenden Schnee und Eis.
12.30 Uhr: Nach einer Sightseeing-Fahrt durch die Außenbezirke von Bayreuth fahren wir wieder auf die A 9. Der zeitliche Puffer ist nun nicht mehr vorhanden, dafür ist die Autobahn gut geräumt, also drückt Thomas auf die Tube und heizt in Richtung Norden.
14.10 Uhr: Ankunft in Leipzig, Blitz-Einchecken, dann geht's weiter Richtung Stadion. Glücklicherweise stimmt die Wegbeschreibung, wir finden den richtigen Parkplatz in Stadionnähe ohne Probleme. Vor uns ragt die Mauer des alten Zentralstadions auf, durch dessen alte Räume der Weg zur heutigen Red-Bull-Arena führt.
14.55 Uhr: Im alten Zentralstadion muss wohl ein hoher Bedarf nach Türen geherrscht haben! Erst nach einigen Minuten finden wir die richtige und betreten die Presseräumlichkeiten. Nach einer kleinen Stärkung geht's dann schon an die ersten Einträge für den Liveticker, mit dem auf der Homepage der Heidenheimer Zeitung über alles Wichtige zum Spiel informiert wird.
15.20 Uhr: Höchste Zeit, sich auf den Weg zu den Zuschauerrängen zu machen. Der Weg führt durch viele Türen, einen Aufzug, eine Brücke und schier endlose Stufen in der die neuen Arena. Die Presseplätze bieten viel Abstand zum davorliegenden Tisch, sogar so viel, dass man beim normalen Sitzen das Spielfeld nicht mehr sieht. Dafür läuft das Spiel auf einem im Tisch verbauten Bildschirm. Aber wir sind nicht 450 Kilometer gefahren, um auf einen Monitor zu starren. Also begnügen wir uns mit der vorderen Kante des Klappsitzes.
15.30 Uhr: Kaum ist der Laptop aufgebaut, erklingt der Anpfiff. Leipzig spielt sofort aggressiv auf und erarbeitet sich einige Torchancen. Schlecht für den FCH und schlecht für mich, denn ich schreibe den Liveticker und bin dauerhaft mit Tippen beschäftigt.
16.18 Uhr: Endlich ist Halbzeit! Ich kann zum ersten Mal Handschuhe über die Eiszapfen ziehen, die einst meine Finger waren. Wir beschließen, nicht zum Presseraum zu gehen, weil der Weg zu weit ist. Dafür kommen einige Stadion-Mitarbeiter zu uns, um uns Getränke anzubieten. Neben unzähligen Energy-Drink-Dosen haben sie auch rettenden, heißen Tee dabei, den wir gerne annehmen.
16.34 Uhr: Die zweite Hälfte des Spiels beginnt, der FCH muss nun gegen einen 1:2-Rückstand ankämpfen. Trotzdem ist die Stimmung bei den Heimfans und den Heidenheimer Auswärtsfahrern nur wenig erhitzt. Vielleicht liegt es am eiskalten Wind, der durch die steilen Zuschauerränge weht.
17.23 Uhr: Das Spiel ist aus, aber wir gehen noch lange nicht nach Haus. Stattdessen müssen eilig die Arbeitsutensilien gepackt werden, bevor wir uns auf den Weg in die Katakomben der Arena machen. Unter den Augen vieler Ordner suchen wir die gar nicht so einfach zu findende Mixed-Zone.
17.35 Uhr: Nach kurzer Wartezeit können wir mit Kevin Müller, Omar Traoré und Benedikt Gimber sprechen. Viel Konkurrenz haben wir dabei nicht, die meisten Reporter warten auf die Spieler von RB Leipzig.
18.15 Uhr: Als letzte Station folgt die Pressekonferenz, Marco Rose und Frank Schmidt lassen auf sich warten, plaudern aber dann ganz aufgeräumt über die Partie.
18.33 Uhr: Wir treten hinaus in die nun noch kältere Nacht. Los ist hier nichts mehr, die Fußballfans sind schon lang zu Hause oder auf dem Weg dorthin.
19 Uhr: Endlich am Hotel... Das wär doch der richtige Zeitpunkt für eine Pause? Leider nein, denn Thomas muss noch einen Spielbericht für hz.de schreiben, ich mache derweil Notizen zum Tag.
20.04 Uhr: Der Spielbericht ist fertig, von uns könnte man das gleiche sagen.
Sonntag, 3. Dezember: Arbeit auf der Autobahn
10 Uhr: Wir lassen Leipzig hinter uns, das Wetter ist besser als am Samstag, zumindest schneit es nicht mehr. Leider hat sich die Brücke an der A 9 über Nacht nicht magisch aufgelöst und es gibt weiterhin eine Sperrung. Also wählen wir eine andere, längere Route. Im Auto läuft keine Musik, stattdessen lauschen wir den aufgenommen Klängen der Pressekonferenz, aus denen Thomas einen Text macht.
15.30 Uhr: Zu Hause geht die Arbeit weiter, das Schreiben ist nur der erste Schritt, die Sportseiten für die gedruckte Zeitung am Montag bauen sich nicht von selbst.
19.02 Uhr: Die wichtigen Sportveranstaltungen vom Samstag sind abgearbeitet, nun ist es Zeit für ein paar Stunden Wochenende, bevor es am Montag wieder in die Redaktion geht.
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