Zweimal hatten Fans des 1. FC Heidenheim im Heimspiel gegen den FC Bayern München Grund zum Jubeln: Als Ergebnisse aus anderen Stadien verkündet wurden. RB Leipzig glich gegen Holstein Kiel zum 1:1 aus und Werder Bremen traf spät zum 1:0-Sieg gegen den VfL Bochum. Heidenheim, Bochum und Kiel kämpfen am Tabellenende um den Relegationsplatz, den der FCH weiterhin innehat. Fast der einzige positive Aspekt aus Heidenheimer Sicht nach der Lehrstunde gegen den FC Bayern.
Im Fußball kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Zum einen kommt es auf die Qualität der jeweiligen Mannschaft an. Zum anderen, auf die Einstellung der jeweiligen Spieler, ihre Qualität auch auszuschöpfen. Das hört sich simpel an. Ist es aber nicht. Die Mannschaften beeinflussen sich mit ihren Eigenschaften gegenseitig. Vor knapp einem Jahr, am 6. April 2024, drehte der FCH zu Hause gegen den FC Bayern einen 0:2-Rückstand zur Pause noch in einen 3:2-Sieg. Da die Münchner immer eine enorme Qualität besitzen, ließen sie diese Sensation durch fehlende Einstellung zu.

Dieses Mal machten die Bayern nicht den Fehler, den Außenseiter nicht ernst zu nehmen. „Uns war es wichtig zu zeigen, wie wichtig dieses Spiel ist. Das hat man von der ersten Minute an gemerkt, bei jedem Einzelnen“, sagte Joshua Kimmich. Und der Bayern-Kapitän fügte an: „An der Art, wie wir die Tore zusammengefeiert haben, hat man gemerkt, wie viel dieser Sieg uns heute bedeutet hat. Heidenheim unterschätzt keiner von uns.“ Was auch als Lob ausgelegt werden kann, birgt somit zugleich eine Gefahr für den FCH.
Heidenheim unterschätzt keiner von uns.
Joshua Kimmich, Kapitän des FC Bayern München
Denn Vincent Kompany stellte seine Mannschaft dementsprechend ein. Der Bayern-Trainer war durch den starken Heidenheimer Auftritt im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen Anfang April gewarnt (0:1). „Eigentlich muss Heidenheim dieses Spiel gewinnen“, sagte Kompany über diese Partie. Heißt: Bayern kam auf den Schlossberg nicht mit der Einstellung, auf einen Underdog zu treffen, sondern, um sich mit einem Team zu messen, das zuvor im Duell mit dem amtierenden deutschen Meister eigentlich die bessere Mannschaft gewesen ist.
Ich glaube, selbst wenn wir heute unsere wirklich beste Leistung gebracht hätten: Die Bayern waren zu stark für uns.
Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim
Entsprechend lobte wiederum Frank Schmidt den Auftritt des FC Bayern: Die Gäste hätten nicht nur die Qualität auf den Platz bekommen, sondern auch eine herausragende Einstellung von Beginn an gehabt, so der FCH-Coach. Schmidt sagte aber auch: „Ich glaube, selbst wenn wir heute unsere wirklich beste Leistung gebracht hätten: Die Bayern waren zu stark für uns.“
Der FCH hat also sein Potenzial nicht ausgeschöpft – oder nicht ausschöpfen können. „Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was wir gegen Leverkusen auf den Platz gebracht haben“, sagte Frans Krätzig, der vom FC Bayern München an den FCH bis Saisonende ausgeliehen ist.
Es herrschte somit große Einigkeit: Der FCH war chancenlos, weil die Einstellung des FC Bayern herausragend gewesen war. Und der FCH erlebte auch ein Debakel, weil er nicht sein wahres Gesicht gezeigt hat – oder nicht hat zeigen können.
Diesen Fehler darf der 1. FC Heidenheim nicht machen
Dies birgt eine Gefahr vor den ausstehenden vier Spielen der regulären Saison: Die Heidenheimer dürfen nicht den Fehler machen und die Niederlage unter dem Motto „die Bayern waren an diesem Tag einfach zu gut“ abhaken. Vielmehr sollte und wird sicherlich aufgearbeitet, warum nicht alle Spieler ihre beste Leistung gezeigt haben. Und ob dies tatsächlich nur an der Stärke des Gegners gelegen hat.
Warum haben es die Heidenheimer nicht geschafft, die Zweikämpfe so zu führen und die Räume schnell zu besetzen, wie sie es eigentlich wollten, wie Trainer Frank Schmidt es ausdrückte. FCH-Kapitän Patrick Mainka machte deutlich: „Klar hat es Bayern dominant gespielt, aber wir haben es ihnen auch viel zu einfach gemacht. Wir haben viele Räume und viel Tiefe angeboten."

Zugleich macht dies Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt: Sollte der FCH in den kommenden „vier Endspielen“, wie es Adrian Beck ausgedrückt hat, wieder sein Potenzial ausschöpfen können, erscheint der 16. Tabellenplatz – und damit die Relegation – durchaus realistisch. „Wir haben es immer noch in der eigenen Hand. Jetzt kommen die Spiele, in denen es für uns um alles geht. Mit Gegnern aus anderen Tabellenregionen“, sagte Frank Schmidt. „Da muss die Mannschaft dran glauben und den Kopf schnell wieder hochnehmen“, so der Heidenheimer Trainer, der fordert: In den entscheidenden Spielen gelte es für sein Team, sich verbessert und auch ganz anders zu präsentieren.
Warum sollte die Serie gegen uns reißen?
Adrian Beck im Hinblick auf die fünf Heimniederlagen in Folge des VfB Stuttgart
Bereits am Freitag, 25. April, treten die Heidenheimer beim VfB Stuttgart an (20.30 Uhr). Dieser hat seine letzten fünf Heimspiele jeweils verloren, was Adrian Beck selbstbewusst wie folgt kommentierte: „Warum sollte die Serie gegen uns reißen?“
Eine Woche drauf kommt der VfL Bochum in die Voith-Arena (2. Mai, 20.30 Uhr). Am Samstag, 10. Mai, sind die Heidenheimer bei Union Berlin zu Gast, ehe am 17. Mai der SV Werder Bremen auf dem Schlossberg gastiert.