Wie der Bundesliga-Rasen des FCH im Eiltempo in der Voith-Arena ausgerollt wurde
Das Gros der 15.000 Zuschauer in der Voith-Arena wird in der ersten Bundesliga-Saison bei den Heimspielen des 1. FC Heidenheim sich vor allem zwei Dinge wünschen: viele Tore und Siege des FCH. Thomas Buck reiht sich bei den Wünschen ein, in den 90 Minuten geht sein Blick aber nicht zuallererst auf die 22 Spieler auf dem Rasen, sondern auf den grünen Untergrund selbst. Seit 13 Jahren ist er Greenkeeper auf dem Schlossberg und in dieser Funktion für alle Spielflächen zuständig. „Ich schaue die Spiele natürlich aus einem ganz anderen Blickwinkel“, sagt Buck.
Einen ganz anderen Verlauf hat dadurch auch die Saison für den gelernten Landmaschinenmechaniker. Während in der Sommerpause die Spieler die Vereine wechseln, steht auch für Thomas Buck und sein Team anderes großes Wechselspiel an.
Rasen muss in jedem Jahr ausgetauscht werden
Nach dem letzten Spieltag muss der alte Rasen runter und Platz machen für einen neuen. „Das Hybridsystem ist in seiner Nutzungsdauer für eine Saison ausgelegt. Der Rasen ist natürlich noch weiter grün, aber die Qualität ist nicht mehr ausreichend für ein Fußballspiel auf hohem Niveau“, erklärt er.
Damit das Niveau der Halme auch in der Bundesliga stimmt, wurde auf im Heidenheimer Stadion im Akkord gearbeitet. Nach der Meisterfeier begannen die Arbeiten umgehend, der alte Rasen verschwand und die Vorbereitungen für grasgrünen Neuzugang wurden gestartet.
Weil die Zeit trotzdem knapp wurde, liegt in der Saison 2023/24 ein hybrider Rollrasen – in den Jahren zuvor wurde noch gesät. Und am vergangenen Dienstag war dann große Tag: Auf mehreren LKWs kam der aufgerollte Rasen in der Voith-Arena an. „Er wurde um 3 Uhr morgens in Landsberg am Lech abgeschält, dann aufgeladen und kam zwischen 7 und 8 Uhr hier an“, erzählt Buck, für den den Rasentausch in jedem Jahr eine besondere Angelegenheit ist. Und etwas Wehmut sei jedes Mal auch dabei, so der 49-Jährige. „Eigentlich passt im April und Mai beim Rasen alles und dann kommt er weg“, sagt der Greenkeeper, „Aber es ergeben sich gleichzeitig auch wieder neue Chancen. Manchmal hat ein Rasen kleine Tücken gehabt und es kann sich mit einem neuen die Situation verbessern.“
Deshalb erkennt man in Thomas Bucks Blick auch eine gewissen Vorfreude, wenn er Trupp von etwa zehn Arbeitern dabei zuschaut, wie sie den sandigen Untergrund Rolle für Rolle in ein frisches Grün verwandeln.Und bei dem Tempo, welches die Spezialfirma an den Tag legt, staunt selbst Buck. Nach etwa 60 Stunden ist der gesamt Rasen verlegt und wäre eigentlich gleich bespielbar. Aber da würde der erfahrene Platzwart wohl sein Veto einlegen. „Theoretisch geht das, aber er braucht noch eine Besandung und der Rasen muss gelockert werden“, sagt er.
Wie jeder Gartenbesitzer weiß, ist das Verlegen des Rasens nur ein kleiner Teil der Arbeit. Dann folgen die Pflege und das Gießen. Letzteres ist bei den Fußballrasen eine Wissenschaft für sich. Wieviel Wasser auf das Grün gesprengt werden muss, ist vom Zustand des selbigen abhängig. „Am Anfang muss der Rasen anwachsen und braucht viel Eigenversorgung“, verrät Buck.
Gießtipps für das richtige Wachstum: Erst häufig, dann seltener
So wird bekommen die jungen Halme häufig Wasser, aber nicht viel. Vier bis sechs Minuten wird laut dem Greenkeeper gegossen. „Dann folgt ein Stadium, in dem er die ersten Wurzeln bildet“, führt Buck aus, „Dabei wird der Zyklus des Gießens verlängert, damit der Rasen austrocknen kann und die Wurzeln den Weg nach unten suchen und sich von dort das Wasser holen.“ Das Resultat: Der Rasen gewinnt an Stabilität und Widerstandsfähigkeit.
Diese Attribute hat auch Thomas Buck entwickelt, seitdem er im Jahr 2000 auf den Schlossberg kam. „Ich habe in Fleinheim als Greenkeeper angefangen und wollte etwas Neues in dem Bereich machen“, blickt er zurück, „Dann war die Stelle beim FCH ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und es hat geklappt.“ Über die Jahre habe es auch einmal die ein oder andere Diskussion mit Frank Schmidt über den Rasen gegeben, so Buck. Lösungen haben die beiden dann aber immer gefunden.
Und deshalb ist man beim Bundesliga-Aufsteiger froh, dass auch Thomas Buck den Heidenheimern wohl noch einige Jahre erhalten bleiben und einige Rasenwechsel mitmachen wird. Er selbst hätte dagegen nichts einzuwenden: „Seit dem ich vor 13 Jahren hier angefangen habe, habe ich keine Sekunde bereut“, sagt er zufrieden.
Ein Mix aus Halmen und Kunstfasern
Ein Hybridrasen besteht aus einer Mischung von Kunstfasern und natürlichen Halmen. Dadurch ist er widerstandsfähiger als ein reiner Naturrasen und erfüllt alle notwendigen Eigenschaften, die der Profifußball an den Spieluntergrund stellt. Die Kosten eines hybriden Rollrasens liegen bei etwa 200.000 Euro.