Aufeinandertreffen in Heidenheim

Wie der Heidenheimer BVB-Fan David Klotzbücher die aktuelle Situation des „Topclubs“ einschätzt

Am Samstag, 15.30 Uhr, gastiert mit Borussia Dortmund die langjährige Nummer zwei des deutschen Fußballs beim 1. FC Heidenheim. Doch seit mehreren Jahren kriselt es beim großen BVB. Der Heidenheimer BVB-Fan David Klotzbücher ordnet die aktuelle Situation wie folgt ein:

Hunderttausende Fans, Tradition seit 115 Jahren, Titel und Krisen. Für das alles steht Deutschlands langjährige Nummer zwei im Fußball: Borussia Dortmund. Je nachdem, welchen Zeitraum man betrachtet, gehört der Verein aus Nordrhein-Westfalen sogar auf eine Stufe mit internationalen Topvereinen. Diese Zeiten sind nun aller Voraussicht nach erst einmal vorbei. Der Riese taumelt und muss an diesem Samstag, 1. Februar, um 15.30 Uhr beim ebenfalls kriselnden Kellerkind aus Heidenheim ran. David Klotzbücher, ein Heidenheimer mit schwarz-gelbem Herzen, ordnet die aktuelle Lage des BVB ein und blickt ebenfalls auf das kommende Spiel auf dem Schlossberg.

Die Liebe zu Dortmund kommt durch die Familie

Der Bezug zu dem fast 500 Kilometer entfernten Verein kommt bei Klotzbücher nicht von ungefähr: „Meine Familie kommt aus der näheren Umgebung von Dortmund. Dadurch habe ich Ende der 2000er-Jahre immer mehr den BVB verfolgt“, so der 21-Jährige, der für die TSG Schnaitheim die Fußballschuhe schnürt und in der Vergangenheit häufig Spiele des FCH besucht hat. Die besonders erfolgreichen Jahre des BVB kamen anschließend schnell. Die zwei Meisterschaften und der Pokalerfolg unter Trainer Jürgen Klopp erlebte Klotzbücher hautnah mit. Bereits damals war ihm klar: Für ihn gilt diese Liebe ein Leben lang.

Dortmund braucht einen Unterschiedsspieler, der das Team auch mal tragen kann.

David Klotzbücher, BVB-Fan seit über 15 Jahren

Doch auch schlechte Jahre machte der Heidenheimer mit den Dortmundern mit. Vor allem in den vergangenen Spielzeiten entfernte sich der BVB immer mehr von dem Zweikampf mit dem FC Bayern München um die Meisterschaft. „Mittlerweile ist es wohl doch eher das Ziel, mit Ach und Krach die Champions-League-Plätze zu erreichen, was mit der Qualität eigentlich selbstverständlich sein sollte“, so Klotzbücher.

Zurückzuführen sei dieser Leistungsabfall auf die stetige Misswirtschaft im Verein, sagt er. Borussia Dortmund nimmt zwar viel Geld durch Transfers junger Toptalente ein, durch den Erlös wird jedoch anschließend kein funktionierendes Team zusammengestellt. Auch fehle es seit dem Abgang der BVB-Legenden Marco Reus und Mats Hummels im vergangenen Sommer an Führungsspielern. „Diese Lücke kann gerade kein Spieler schließen. Dortmund braucht mal wieder einen Unterschiedsspieler, der das Team auch mal tragen kann“, so Klotzbücher und kritisiert die Qualität des derzeitigen Kapitäns Emre Can.

Wenn sich dort zusammengerissen wird, haben wir eine Chance, dass es wieder besser wird.

David Klotzbücher, BVB-Fan

Im vergangenen Jahr stand der BVB nach 2013 erneut im Champions-League-Finale. Für Klotzbücher nur ein Trostpreis: „Es war schön, jedoch verschleierte die Finalteilnahme auch das bescheidene Abschneiden in der Liga mit Platz fünf. Das sollte nicht der Anspruch von Dortmund sein.“ Laut des Heidenheimers muss sich auch einiges in der Chefetage der Dortmunder tun. „Man hat das Gefühl, Ricken, Mislintat und so weiter wettern nur gegeneinander, anstatt miteinander für den Verein zu arbeiten“, so der junge BVB-Fan. „Wenn sich dort zusammengerissen wird, haben wir eine Chance, dass es wieder besser wird.“

Letztes Spiel unter Tullberg

In der laufenden Saison startete der BVB mit einem Experiment: Mit dem ehemaligen Spieler Nuri Şahin saß ein junger, unerfahrener Trainer auf der Bank. In 27 Spielen holte der 36-Jährige gerade einmal eineinhalb Punkte im Schnitt. Aktuell liegt der Verein auf einem ernüchternden elften Platz. Das war zu wenig für die Vereinsoberen und auch für Klotzbücher: „Leider ist man damit krachend gescheitert. Tullberg zeigt gerade ja, was in dieser Mannschaft steckt.“ Für die letzten beiden Spiele (2:2 gegen Werder Bremen, 3:1 gegen Shakhtar Donezk) war Interimstrainer Mike Tullberg verantwortlich. Dort machte der Übergangstrainer seine Arbeit laut Klotzbücher ordentlich.

Auch beim kommenden Spiel zwischen dem FCH und der Borussia aus Dortmund wird mit einem großen Gästeanhang gerechnet.
Foto: Eibner-Pressefoto/ Michaeö Weber

Das letzte Spiel unter Tullberg wird der BVB in Heidenheim bestreiten, da bereits ein neuer Cheftrainer gefunden wurde. Mit Niko Kovač holen sich die Dortmunder einen Coach ins Boot, der bereits beim FC Bayern München, Eintracht Frankfurt und VfL Wolfsburg an der Seitenlinie stand. Mit den Bayern wurde er Meister und Pokalsieger, Letzteres gelang ihm auch mit der Eintracht. Klotzbücher stimmt die Verpflichtung optimistisch: „Ich denke, er passt ganz gut zu uns. Kovač ist ein Typ, der die Spieler auch wieder motivieren kann.“

Motivation ist auch sein Stichwort zum Spiel gegen den FC Heidenheim. Unter Tullberg mussten die Spieler des BVB in den vergangenen Spielen mit hoher Intensität spielen. Das kann auch in Heidenheim der Trumpf sein. „Ich denke, Dortmund wird gewinnen, jedoch nur, wenn genügend Willen und Motivation von den Spielern kommt“, so Klotzbücher: „Die Heidenheimer haben ganz andere Spiele vor sich, auf die sie sich im Moment konzentrieren müssen. Gegen den BVB kann man dann schon einmal verlieren.“

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