Er ist allgegenwärtig. Der Heidenkopf gehört zu Heidenheim, wie der Adler zur Bundesrepublik Deutschland oder der Bär zu Berlin. Die erste bildliche Abbildung des Heidenheimer Heidenkopfs wird auf das Jahr 1486 datiert – was wiederum verdammt lang her ist. Der Mann mit Hut und Bart, der das Wappen Heidenheims ziert, ist noch immer stets präsent.
Mit ihm zu sprechen? Geht nicht. Natürlich nicht. Doch beim Heimspiel des 1. FC Heidenheim gegen den 1. FC Köln staunte so manch ein Stadionbesucher nicht schlecht. Hä? Der Hut! Der Bart! Ist das nicht …? Ja, er ist es. Und doch auch nicht. Michael Rieck schlüpfte zumindest in die Rolle des Heidenkopfs, wenigstens sind beide Heidenheimer. Rieck, seit knapp 30 Jahren Fan der Heidenheimer Fußballer, wählte für den Saisonabschluss bewusst die besondere Aufmachung. „Es war schon sehr witzig. Viele Leute haben mich darauf schon im Bus angesprochen“, erzählt der 35-Jährige, der an diesem Tag durchaus als die Reinkarnation des Heidenkopfs hätte durchgehen können.
Der Bart war schon da, den speziell geformten Hut bastelte sich Rieck, der zusammen mit seinem Bruder Fabian im Heidenheimer Gemeinderat sitzt (Michael Rieck ist bei der CDU, Fabian Rieck bei den Freien Wählern), bereits zu Fasching aus Pappmaschee. Dazu wurde der Hut, der mit Haarspray zusammengehalten wird, in den Farben des FCH, Rot und Blau, angemalt. Zum letzten Heimspiel der Saison zauberte Michael Rieck die spezielle Kopfbedeckung noch einmal hervor. „Handarbeit“, sagt der FCH-Fan stolz.
Es macht Spaß, sich zu besonderen Spielen etwas auszudenken.
Michael Rieck, Fan des 1. FC Heidenheim
Bereits beim Abschiedsspiel für Marc Schnatterer Anfang September fiel Michael Rieck auf – da er, als wohl einziger, mit einer „Schnatti“-Maske unterwegs war. „Es macht Spaß, sich zu besonderen Spielen etwas auszudenken“, sagt Rieck, der in der Landesliga zum ersten Mal ein Spiel des damaligen HSB gesehen hat. Aktiver Fan sei er seit Verbandsligazeiten. Und Rieck war 2004 Mitbegründer des ersten Fanclubs in Heidenheim, der Hellenstein Supporter, die mittlerweile in die Unitas Aquileiae aufgegangen sind.
2017 kam die Gründung des Familien-Fanclubs „Stoll auf Heidenheim“ dazu. Wahre Fußballexperten werden den Begriff mit der Weltmeisterschaft 1954 in Verbindung bringen: „Adi, stoll‘ auf.“ Diesen legendären Satz, spezielle Stollen aufzuziehen, soll Trainer Sepp Herberger zu Adi Dassler, die dessen Erfindung waren, vor dem Finale in Bern gegen Ungarn gesagt haben. Es regnete in Strömen, die Schraubstollen halfen maßgeblich beim deutschen 3:2-Sieg.
Den Heidenkopf-Hut wiederum, der auch ein Sonnenschutz ist, hat Michael Rieck erfunden. „Wenn Liha-Werbung (Werbepartner des FCH) die Rechte dafür kaufen will, wir hätten die technische Zeichnung“, scherzt der FCH-Heidenkopf. Und die nächste Gelegenheit kommt bestimmt. „Etwas Witziges fällt einem doch immer ein“, sagt Rieck.
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