Leihspieler vom FC Bayern München

Gefragt und begabt: Wie Toptalent Paul Wanner beim 1. FC Heidenheim „auf das nächste Level kommen“ will

Mit Paul Wanner vom FC Bayern München hat sich der 1. FC Heidenheim für ein Jahr die Dienste eines vielversprechenden Offensivspielers gesichert. Im Interview erzählt der 18-jährige Leihspieler, warum er sich für den Wechsel nach Heidenheim entschieden hat, wie er als junger Fußballer den Fokus behält und mit welchem Teamkollegen er sich besonders gut versteht.

Paul Wanner war gerade 16 Jahre alt geworden, als er 2022 zum jüngsten Bundesliga-Spieler des FC Bayern München wurde. Mit 18 Jahren schickt sich der offensive Mittelfeldspieler an, diesen besonderen Status auch beim 1. FC Heidenheim zu erreichen. Der FCH hat Wanner für eine Saison vom deutschen Rekordmeister ausgeliehen. Einen Vorgeschmack auf seine Fähigkeiten gab die neue Nummer 10 bereits mit zwei Toren beim 2:1-Testspielsieg gegen Aris Limassol, denen in seiner ersten vollen Bundesliga-Saison noch viele folgen sollen.

Sie sind seit rund fünfeinhalb Wochen Spieler des FCH, wie gefällt es Ihnen bei Ihrem neuen Club?

Sehr gut. Meine Mitspieler und alle anderen im Verein haben mich vom ersten Tag an sehr gut aufgenommen und haben mir den Start leichtgemacht. Nach gut einem Monat in der Vorbereitung freue ich mich, dass die Saison dann endlich bald losgeht.

Es gab auch Interesse anderer Vereine, warum haben Sie sich für den FCH entschieden?

Die Gespräche waren von Anfang an sehr gut. Der FCH hat meine Familie und mich überzeugt, weil die Verantwortlichen uns einen klaren Plan vermittelt haben. Deshalb war es für mich der richtige Schritt.

Was hat Sie besonders überzeugt?

In Heidenheim ist das Umfeld ruhiger als bei anderen Vereinen, sodass ich mich auf Fußball konzentrieren und in Ruhe weiterentwickeln kann.

Sie sind in Ravensburg aufgewachsen, Ihre Familie lebt noch dort. Hat die Nähe eine Rolle bei Ihrer Entscheidung gespielt?

Es ist nochmal ein Pluspunkt, weil ich schnell bei meiner Familie bin. Das kann mich in meiner Entwicklung sicherlich zusätzlich unterstützen.

Apropos Familie. Sie haben deutsch-österreichische Wurzeln, wie ist Ihre Verbindung zu den beiden Ländern?

Ich bin in Österreich (Dornbirn/Vorarlberg, Anm. d. Red.) geboren, genauso wie meine Mutter und Schwester. Mein Vater ist Deutscher, hat aber früher in Österreich Fußball gespielt. Wir waren und sind häufig im Urlaub und auf Besuch in Österreich, meine Großeltern und ein Teil der Familie leben noch dort.

Mit Schwäbisch, Bayrisch, Saarländisch und Vorarlbergisch hatten Sie ja einige Dialekte um sich, sprechen Sie einen davon selbst?

Ich spreche lieber hochdeutsch, meine Mutter redet beispielsweise nur im Dialekt. Wenn ich will, könnte ich das aber auch.

Bisher haben Sie sich noch nicht festgelegt, für welche Nationalmannschaft Sie auflaufen wollen. Mit welchem Land würden Sie gerne Titel gewinnen?

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Ich fühle mich als Deutscher und als Österreicher und werde irgendwann die richtige Entscheidung für mich treffen.

Sie tragen beim FCH die Rückennummer 10. Wie kam es dazu?

Ganz einfach: Unser Trainer hat sie mir angeboten, das musste ich natürlich annehmen. (lacht)

Diese Nummer tragen häufig Spielmacher, in welcher Rolle sehen Sie sich auf dem Spielfeld?

Meine Lieblingsposition ist schon die Zehn, aber darauf bin ich nicht festgelegt. Ich spiele dort, wo mich der Trainer braucht.

Welche Eigenschaften bringen Sie mit, um diese Position auszufüllen?

Ich kann mich in den Räumen sehr gut bewegen und habe ein gutes Gefühl, wo ich am besten stehen muss. Insgesamt liegt mir das Spiel nach vorne, ich gehe gerne ins Eins-gegen-Eins und spiele häufig den letzten Pass.

Beim ersten Härtetest gegen Parma Calcio in Tirol (Foto) zeigte Wanner bereits gute Ansätze. Vier Tage später erzielte er beim 2:1-Testerfolg gegen Aris Limassol beide Tore. Foto: Dennis Straub

Für Sie ist es aber auch die erste volle Saison in der Bundesliga, da gibt es sicherlich noch Dinge, die Sie lernen müssen.

Ich bin noch jung, ich kann überall etwas lernen, auch von den erfahrenen Mitspielern im Kader. Ich glaube, die Saison tut mir gut, weil in Heidenheim logischerweise ein ganz anderer Fußball gespielt wird als beim FC Bayern. Das will ich voll annehmen und werde alles geben. Ich bin zum Beispiel immer wieder im Austausch mit Patrick Mainka und Norman Theuerkauf, die mir dabei helfen, die Heidenheimer Spielweise zu verinnerlichen.

Sie sprechen es an, in Heidenheim spielt das Verteidigen eine große Rolle. Welche sportlichen Ziele haben Sie persönlich sich gesteckt?

Ich will hier auf das nächste Level kommen. Die Saison wird mich dabei weiterbringen, weil die erste Liga auch in Sachen Wettkampfhärte nochmal etwas anderes ist als die zweite. Ich habe vor allem in der Defensive noch Luft nach oben, was ich hier aber sehr schnell lernen kann und lernen muss.

Norman Theuerkauf ist mit 37 Jahren der älteste Profi im Kader, Sie sind der mit 18 jüngste. Müssen Sie sich da auch mal einen kleinen Spruch gefallen lassen oder die Wasserkisten tragen?

Mit dem Wassertragen ist es wohl überall so, dass das eine Aufgabe der jungen Spieler ist. Von Sprüchen bin ich bisher verschont geblieben, das kommt aber vielleicht noch. Aber wie gesagt: Alle im Team sind cool und sehr, sehr offen.

Sie werden schon seit einigen Jahren als Toptalent bezeichnet. Wie gehen Sie mit dieser Wahrnehmung um?

Das hat bei mir schon früh begonnen, aber mittlerweile kann ich gut damit umgehen. Natürlich ist es schön zu hören, aber auf dem Platz bin ich wie jeder andere. Ich will einfach eine möglichst gute Saison spielen.

Der Fußball spielt bei Ihnen eine Hauptrolle. Bleibt da noch Zeit für weitere Hobbys?

Ich war vor Kurzem mit Mikkel Kaufmann hier in der Region golfen. Das war für das erste Mal nicht ganz so schlecht – glaube ich zumindest (lacht). Damit will ich weitermachen, sodass es für Mikkel auch mal etwas Konkurrenz gibt. Der ist nicht schlecht, muss ich sagen. Wir hatten eigentlich vom ersten Tag an eine gute Connection zueinander und verstehen uns sehr gut.

Neuzugänge unter sich: Paul Wanner (links) geht beim FCH mit Mikkel Kaufmann (Mitte) und Leo Scienza auf Torejagd. Mit Kaufmann liefert sich der 18-Jährige neben dem Platz Duelle auf dem Golfplatz. Foto: Eibner/ Michael Schmidt

In gut einer Woche startet die Saison mit fünf Pflichtspielen in zwei Wochen. Wie groß ist die Vorfreude auf die drei Wettbewerbe?

Erstmal freue ich mich auf das DFB-Pokalspiel gegen den FC Villingen, weil es unser Saisonstart ist. Danach kommt die Conference-League-Qualifikation, auf die wir alle in der Mannschaft sehr gespannt sind. Und natürlich brenne ich darauf, in der Bundesliga zu spielen. In allen drei Wettbewerben wollen wir den Grundstein für eine gute Saison legen, mit dem Bundesliga-Klassenerhalt als oberstem Ziel.

Für den FCH und Ihre Teamkollegen ist der Europapokal Neuland. Sie durften sogar schon in der Champions League auf dem Platz stehen. Wie war das für Sie, welche Erinnerungen haben Sie daran noch?

Im ersten Moment nimmt man das gar nicht so wahr und es ist wie gegen jeden anderen Gegner. Aber im Nachhinein ist es natürlich schon etwas Besonderes, weil man ja auch nicht jede Woche im Europapokal spielt. Umso schöner, dass ich in Heidenheim wieder international Erfahrung sammeln kann.

Die junge Karriere von Paul Wanner

Seinen Weg als Fußballer begann Paul Wanner beim SV Amtzell. Nach einer Zeit beim FV Ravensburg gelang ihm 2018 mit zwölf Jahren der Sprung in die Jugend des FC Bayern München. Dort spielte er sich bis in die Profimannschaft, für die er bisher auf acht Einsätze kommt. In der vergangenen Saison war der Offensivspieler dann auf Leihbasis für den SV Elversberg in der zweiten Liga aktiv, wo ihm in 28 Spielen sechs Tore und drei Vorlagen gelangen. Nach der Rückkehr zum FCB sicherte sich im Juni nun der FCH die Dienste Wanners.

Neben seinen Vereinsstationen wurde Wanner auch immer wieder zu den deutschen Jugendmannschaften eingeladen. In der U 17, U 18 und U 20 spielte er in Schwarz-rot-Gold und lief unter anderem bei der U-17-EM auf.

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