In der Bundesliga nur 14.

Wiedersehen mit dem FCH als Nationalspieler: So turbulent verlief die Anfangszeit von Tim Kleindienst bei Borussia Mönchengladbach

Zwischen der Bekanntgabe seiner Nominierung für die Nationalmannschaft und der bitteren 1:2-Niederlage gegen den FC Augsburg lagen nur gut 36 Stunden. Der Gladbacher Neu-Nationalspieler Tim Kleindienst erlebte vor seinem Wiedersehen mit dem 1. FC Heidenheim an diesem Samstag, 19. Oktober, turbulente Wochen. Ein Blick auf die Situation des Angreifers im Borussia- und DFB-Trikot:

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden die Fans des 1. FC Heidenheim die beiden Länderspielsiege der deutschen Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlange verfolgt haben. Mit der Nummer Neun auf dem Rücken stand ein langjähriger Publikumsliebling in der Startelf. Die Liebe zu Tim Kleindienst ist angesichts seiner Verdienste für die Heidenheimer nicht komplett erkaltet, etwas abgekühlt ist sie mit seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach allemal. An diesem Samstag, 19. Oktober, kommt es nun zum Wiedersehen mit Kleindienst, der im Bundesliga-Heimspiel seines Clubs erstmals überhaupt gegen den FCH antritt. Vor der Partie gegen seinen Ex-Verein geht der Blick auf die turbulenten Wochen des 29-Jährigen seit seinem Abschied von der Ostalb.

Tim Kleindienst verpasst Anruf von Nationaltrainer Julian Nagelsmann

Bundesliga-Spieler war Tim Kleindienst seit dem Sommer 2017, als er im Alter von 21 Jahren erstmals für den SC Freiburg auflief. Auf sein zweites großes Debüt musste der gebürtige Jüterboger sieben weitere Jahre warten. Mit seinem ersten Länderspiel am 12. Oktober gegen Bosnien-Herzegowina reihte sich Kleindienst in den Kreis der Spätberufenen ein. Nur zwölf Spieler waren bei ihrem Debüt für die DFB-Auswahl älter als der Mittelstürmer. Dabei hätte die Nominierung sogar schon früher kommen können. Wie Nationaltrainer Julian Nagelsmann in einem DFB-Video verriet, stand er bereits in der Vorsaison in Kontakt mit FCH-Trainer Frank Schmidt: „Ich habe sehr viel mit seinem Trainer gesprochen, er hat in Heidenheimer über ein Jahr in der Bundesliga eine sehr gute Leistung gezeigt“, sagte Nagelsmann, der den berüchtigten Nominierungsanruf dann vor kurzem tätigte. Oder besser gesagt, es versuchte. Als er Tim Kleindienst die frohe Botschaft überbringen wollte, ging dieser nicht ans Telefon. „Ich habe die ersten zwei Anrufe verpasst, ich war bei Obi und habe Planzengefäße geholt“, erzählte Kleindienst der „Sportschau“.  Beim dritten Versuch des Bundestrainers hob er ab und beschrieb das Telefonat als eines der schönsten, das er je hatte.

Ich wurde sehr gut aufgenommen, es ist eine Ehre hier dabei zu sein.

Tim Kleindienst schwärmt von der Nationalmannschaft.

Ähnlich verliefen auch die Tage rund um die zwei Nations-League-Spiele. Kleindienst stand in beiden Partien in der Startelf, die Krönung in Form seines ersten Treffers blieb ihm aber wegen weniger Zentimeter verwehrt.  Beim 2:1-Erfolg gegen die Bosnier stand er bei seinem erfolgreichen Abschluss knapp im Abseits. Geärgert habe er sich über den zurückgenommenen Treffer nicht, so Kleindienst. „Ich kann da nichts machen“, sagte er zu der richtigen Entscheidung. Insgesamt überwog ohnehin die Freude über seine beiden Premierenspiele. „Ich wurde sehr gut aufgenommen, es ist eine Ehre hier dabei zu sein“, sagte er.

Für Tim Kleindienst überwog in der Bundesliga mit Borussia Mönchengladbach häufig die Enttäuschung. Foto: Eibner-Pressefoto/Florian Wiegand

Die Bundesliga bot Kleindienst zuletzt ein Kontrastprogramm zu seinen Tagen beim Nationalteam. Zwar klappte es bei Kleindienst mit dem Toreschießen, so recht ins Rollen kommt sein neuer Club aber nicht. Die Gladbacher, die den 29-Jährigen für rund sieben Millionen Euro per Ausstiegsklausel verpflichtet hatten, liegt trotz dreier Kleindienst-Tore nur auf dem 14. Tabellenplatz. Im letzten Auftritt vor der Länderspielpause setzte es beim FC Augsburg nach schwacher Leistung eine 1:2-Niederlage. „Wir waren nicht gut und nicht zwingend genug, um hier am Ende des Tages etwas mitzunehmen“, sagte Kleindienst, der bei Borussia-Fans wegen seiner Tore und seines Einsatzwillens schnell hohe Beliebtheitswerte erreicht hat. Die Platzierung und die schwankenden Leistungen haben bei seinem neuen Arbeitgeber das ausgelöst, was Tim Kleindienst beim FCH nicht kannte: eine Trainerdiskussion. Verlieren die Gladbacher unter Gerardo Seoane auch die Partie gegen den FCH, könnte der Angreifer am Niederrhein in vier Monaten mehr Coaches erleben als in seinen fünfeinhalb Jahren auf dem Schlossberg.

Schlechte FCH-Bilanz gegen Borussia Mönchengladbach

Als Mutmacher könnte für den Traditionsverein ein Blick in den vergangenen Oktober dienen: Innerhalb von vier Tagen siegte der fünffache deutsche Meister erst in der Bundesliga gegen den FCH (2:1) und dann im DFB-Pokal (3:1). Doch vielleicht gibt es erneut ein lachendes und ein weinendes Auge bei den Heidenheimer Fans: Wenn sie den Auswärtssieg bejubeln und dann ihren ehemaligen Liebling mit einem aufbauenden Applaus trösten.

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