Wieso wird man in Deutschland Fan des FC Chelsea London? Bevor er die Antwort gibt, merkt Alexander Sikora einen weitverbreiteten Fehler im Namen an. „Eigentlich heißt es Chelsea Football Club, also Chelsea FC, aber ich nehme das nicht so genau“, führt er aus. Doch zurück zur ursprünglichen Frage nach seinen Sympathien für die „Blues“, wie der Verein wegen seiner Trikotfarbe genannt wird. „Ich habe das Spiel des VfB Stuttgart gegen Chelsea in der Champions League gesehen und dann war ich infiziert“, blickt er auf den Ursprung seiner Begeisterung im Jahr 2004 zurück.
Und alleine ist er mit seiner Fußball-Leidenschaft nicht: Sikora ist eins von insgesamt 186 Mitgliedern der „German Blues“ – dem einzigen offiziellen Fanclub des Premier League Clubs in Deutschland. Entsprechend groß war auch die Freude, als die Auslosung der Ligaphase ein Duell mit dem FCH hervorbrachte. „Wir werden mit ungefähr 20 Mitgliedern in Heidenheim dabei sein und freuen uns natürlich wahnsinnig darauf“, sagt Sikora, für den die heutige Partie ein gefühltes Heimspiel ist. „Ich komme aus Weinstadt bei Stuttgart und brauche nur eine Stunde mit dem Auto.“ Etwas weiter ist Anreise für andere Mitglieder: Unter anderem von der Ostsee und aus Bayern wird der Weg auf die Ostalb in Angriff genommen.
Der Ursprung des Fanclubs geht auf ein Gartenfest zurück
Dass die „German Blues“ überhaupt an Tickets für ihren Herzensverein kommen, haben sie sich mit viel Treue erarbeitet. Als der heutige Vorsitzende Ramon Poike im Jahr 2009 zu einem Gartenfest samt gemeinsamen Schauen des FA-Cup-Finales geladen hatte, wurde die Idee eines deutschen Fanclubs vertieft und die ersten Mitstreiter gewonnen. Mit einigen Aufrufen in sozialen Medien und Foren kamen die zur Gründung nötigen 30 Mitglieder zusammen. Und über die Jahre wuchs der Fanclub weiter und weiter. Und dank der Mithilfe von Alexander Sikora, der Wirtschaftsinformatik studiert hat, bauten die „German Blues“ mit eigener Webseite und einem Portal für den Mitgliederbereich auch die technische Infrastruktur aus.
Dank der Größe und der fleißigen Besuche von Spielen hat sich der Fanclub einen besonderen Status erarbeitet. „Wir sind einer von nur 32 Fanclubs mit Platin-Status, höher geht es nicht“, erklärt Sikora, der den Posten der „Assistant Secretary“ – also stellvertretenden Vorsitzenden – innehat.
Vor den Heimspielen treffen sich die „German Blues“ im Pub The Goose
Mit den dadurch gewährten Vorkaufsrechte kommen die Fanclubmitglieder auch an Tickets – sogar an die beliebten direkt hinter dem Tor – und kommen regelmäßig zusammen. Und das natürlich nicht wie heute in Heidenheim, sondern an der Stamford Bridge, dem Heimstadion im Londoner Stadtteil Fulham. „Davor treffen wir uns in unserem Stamm-Pub The Goose, bei den Derbys sind wir am stärksten vertreten“, sagt Sikora, der seine Besuche mit einem Wochenende in London verbindet.
Und von den Derbys gibt es in der ersten englischen Liga einige: Neben dem Chelsea FC stammen sechs weitere Teams der Premier League aus der Hauptstadt. „Wir haben auch Mitglieder, die eigentlich bei jedem Heimspiel sind und sogar zu Auswärtsspielen fahren“, erzählt er.
Chelsea-Fans freuen sich auf die Heidenheimer Stadionwurst
Bei der Frage, wie sich die Chelsea-Fans bei Auswärtsspielen benehmen, gibt Alexander Sikora Entwarnung. Die Anhänger der „Blues“ würden eigentlich als friedlich gelten, sofern sie nicht auf Fans des Londoner Erzrivalen Arsenal FC treffen. „Bei meinen Besuchen sind mir unsere Fans noch nie negativ aufgefallen, Heidenheim kann sich auf stimmungsvolles Spiel freuen“, sagt der Fanclub-Verantwortliche. Worauf sich Chelsea-Fans selbst wohl am meisten freuen werden, verrät Sikora auch. „Auf das Bier natürlich und das Essen im Stadion“, sagt er, „An der Stamford Bridge gibt es nur labberige Hotdogs, da ist eine gute Stadionwurst schon viel besser.“