Wolfram Galgenmüller begleitet schon seit vielen Jahren den Weg der Heidenheimer Fußballer. So lange, dass er bei Spielen des HSB gegen Gerstetten, Heldenfingen oder Syrgenstein dabei gewesen ist. „1978 bin ich zum ersten Mal hoch ins Stadion“, sagt der gebürtige Burgberger, der aber seit 1978 in Heidenheim lebt. In seinen Anfängen als Fan hat er alles mitgemacht, von der Landes- bis zur Oberliga. „Immer wieder gab es neue Trainer, keine Kontinuität. Irgendwann bin ich gar nicht mehr hin“, sagt Galgenmüller über die sportlich durchaus holprige Zeit der HSB-Fußballer.
Mitte der 1990er Jahre packte es Galgenmüller aber doch wieder. Es waren zugleich die Anfänge von Holger Sanwald, heute Vorstandsvorsitzender des 1. FC Heidenheim. Doch auch dann gab es immer wieder Rückschläge. Wolfram Galgenmüller erinnert sich an ein Spiel gegen Isny, in dem der HSB unter Trainer Max Fischer einen Spieler zu viel eingewechselt hatte. Erst unter Coach Dieter Märkle habe in Heidenheim, laut Galgenmüller, „die Ernsthaftigkeit beim Fußball“ begonnen. Und: Er war auch beim ersten Spiel von Frank Schmidt als HSB-Coach in Gmünd dabei.

War Wolfram Galgenmüller denn selbst ein guter Fußballer? Von ihm kommt ein klares „Nein“. Beim FV Burgberg spielte er einst in der zweiten Mannschaft. Als Fußballromantiker schaute er aber immer gerne über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus. Der heute 72-Jährige ist Fan des FC Bayern München, der am Samstag beim FCH zu Gast ist (15.30 Uhr), ist aber auch großer Anhänger des FC Liverpool und war schon zweimal im Stadion an der Anfield Road. Inter Mailand und Athletic Bilbao findet er auch faszinierend. Sein großer Traum ist aber: Einmal beim Superclásico der beiden populärsten argentinischen Vereine River Plate und Boca Juniors im Estadio Monumental in Buenos Aires dabei zu sein. „Das ist bislang nur in meinem Kopf“, sagt Galgenmüller.
Realität war es, als er einst vor César Luis Menotti (Argentiniens Weltmeister-Trainer 1978) gestanden hatte, als dieser Zigaretten rauchend eine Pressekonferenz im Bayerischen Hof gegeben hatte. Wen Galgenmüller noch bewundert? Ganz klar, Alex Ferguson, Trainerlegende von Manchester United.
Ich fühle mich wie ein Fußballlehrer. So wie wohl alle anderen im Stadion auch.
Wolfram Galgenmüller scherzend
Das Buch von Frank Schmidt („Unkaputtbar“) hat Wolfram Galgenmüller natürlich ebenso gelesen wie zahlreiche andere über internationalen Fußball. In der heimischen Voith-Arena hat er seinen Sitzplatz im Block N, Reihe vier – in Sichtweite der Heidenheimer Trainer- und Auswechselbank. Wie groß ist da die Versuchung, Frank Schmidt den ein oder anderen Tipp zu geben? Galgenmüller räumt unumwunden ein: „Ich fühle mich wie ein Fußballlehrer. So wie wohl alle anderen im Stadion auch“ und schiebt im Scherz nach: „Es ist einer der meistverbreiteten Berufe, neben Virologen und Bundeskanzlern.“

Tipps an FCH-Coach Schmidt gibt es von seiner Seite aber keine mehr. „Das habe ich mir vor einigen Jahren abgewöhnt. Ich finde, dass diejenigen, die dafür bezahlt werden, es richtig machen“, so Galgenmüller. Einst hatte er sich zum Beispiel über Abgänge bestimmter Spieler aufgeregt und diese hinterfragt. „Im Nachhinein waren die Entscheidungen des Vereins aber richtig.“ Überhaupt ist Wolfram Galgenmüller gelassener geworden. „Selbst nach einer Niederlage gehe ich zufrieden nach Hause. Das war in der Landes- oder Verbandsliga nicht so. Als Stadionbesucher kaufe ich mir nicht das Recht, dass die Mannschaft gewinnen muss.“ Auch seine Frau habe diese Veränderung an ihm festgestellt.
Am Samstag wieder beim Spiel des FCH gegen den FC Bayern München dabei
Auch am Samstag, 19. April, wird Wolfram Galgenmüller wie immer mit dem Bus zur Voith-Arena fahren und die Zeit genießen. „Die Bayern kommen zu einem Pflichtspiel. Da bin ich immer noch stolz drauf“, sagt er. An den legendären 3:2-Heimsieg des FCH gegen die Münchner in der vergangenen Saison (6. April 2024) erinnert sich Galgenmüller gerne zurück. Und das, obwohl er auch Bayern-Fan ist. Schließlich lag der FCB bereits aussichtslos weit hinter Leverkusen zurück.
Das Thema Klassenerhalt des FCH sieht Wolfram Galgenmüller eher nüchtern. „Ich weiß es nicht“, sagt er. Eines weiß er aber ganz genau. Er wird weiterhin den Weg der Heidenheimer Fußballer begleiten und sich die Faszination insbesondere für einzelne Spieler bewahren. „Als ich vor ein paar Jahren gesagt habe, dass Tim Kleindienst aufgrund seiner Eigenschaften das Potenzial zum Nationalspieler hat, wollten meine Freunde es nicht wahrhaben.“
Fußball ist für mich Kultur.
Wolfram Galgenmüller
Galgenmüller ist vielleicht kein Fußballlehrer, aber ein Fußballromantiker mit einem enormen Sachverstand. Oder wie er es ausdrückt: „Meine theoretischen Kenntnisse waren immer größer.“ Und fast noch wichtiger: „Fußball ist für mich Kultur.“
Wolfram Galgenmüller: eine große Liebe zur Musik
47 Jahre war Wolfram Galgenmüller bei Galeria Kaufhof tätig, zuletzt als Bereichs- und Verkaufsleiter. 2016 ging der Heidenheimer in Rente.
Neben Fußball ist Galgenmüller auch großer Musikfan. So organisiert er mit einem Team die Veranstaltung „Sommer im Park“ im Brenzpark. Im vergangenen Jahr kamen 12.000 Besucher zu 31 Konzerten. Privat ist Galgenmüller großer Rockmusikfan, er hört gerne „The Rolling Stones“, „The Who“ oder Bruce Springsteen.
Seit 25 Jahren ist Wolfram Galgenmüller Mitglied beim HSB/FCH, wofür er mit einem Silberteller ausgezeichnet wurde.