Warum zum Baseball?

Fans der Heidenheim Heideköpfe erzählen von ihrer Begeisterung

Für die Heidenheimer Baseballer wird es ernst. Am Wochenende beginnt die Halbfinalserie der deutschen Meisterschaft gegen Regensburg mit zwei Heimspielen. Viele Anhänger fiebern mit, darunter die FCH-Spieler Kevin Müller und Patrick Mainka oder Dirigent Marcus Bosch.

Fans der Heidenheim Heideköpfe erzählen von ihrer Begeisterung

Jetzt geht‘s auf die Zielgerade der Saison. Im Halbfinale der deutschen Meisterschaft treffen die Heidenheim Heideköpfe auf ihren Dauerrivalen Regensburg. Die ersten beiden Spiele werden am Samstag (19. August) und Sonntag (20. August) im Ballpark auf dem Schlossberg ausgetragen (jeweils um 14 Uhr). Doch was ist das Faszinierende an der Sportart mit Ball und Schläger? Einige Heideköpfe-Fans erzählen von ihrer Begeisterung und geben auch eine Einschätzung ab.

Irmina Krutina ist seit 1993 Heideköpfe-Fan. Nur ein Jahr zuvor hatten sich die Heidenheimer Baseballer gegründet. „Zum Baseball kam ich über meinen Mann Kurt, damals haben wir noch am Jahnplatz zugeschaut“, erinnert sich die 62-Jährige, die sich als „Fan ohne Ende“ bezeichnet.

Fan ohne Ende der Heidenheim Heideköpfe: Irmina Krutina. Foto: Rudi Penk

Natürlich hat auch Krutina bereits die Erfahrung gemacht, dass die Sportart eine gewisse Zeit braucht, um zu begeistern. „Es kann schon sein, dass Bekannte, die mal zu einem Heimspiel mitkommen, beim ersten Blick der Meinung sind: Da ist ja nicht so viel los“, sagt die Heideköpfe-Anhängerin. „Wenn man die Regeln versteht, erkennt man, wieviel Spannung zum Beispiel hinter einem guten Pitching stecken kann“, betont sie. Bloßes „Rumstehen“ gebe es da nicht. „Die Spieler dürfen zu keiner Sekunde abschalten“, weiß Irmina Krutina, die beruflich bei den Stadtwerken Heidenheim (Bauwirtschaft und Immobilien) tätig ist und früher Hockey gespielt hat. Zumindest kann sie sich noch dunkel an eine deutsche Vizemeisterschaft im Jugendbereich im Hallenhockey erinnern, die sie mit ihrem Team in Bremen errungen hat.

Im Hinblick auf die ersten Spiele im Halbfinale der deutschen Meisterschaft freut sie sich zum einen auf die friedliche und familiäre Atmosphäre im Heideköpfe-Ballpark. Sportlich betrachtet sieht Krutina dem Duell mit Regensburg mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ich hoffe, dass wir beide Spiele gewinnen. Es könnte aber auch ein 1:1 nach den ersten beiden Spielen stehen.“

Mag die Feinheiten der Sportart Baseball: Joachim Oelkuch. Foto: Rudi Penk

Joachim Oelkuch würde sich nicht wundern, wenn sich die Heideköpfe am Ende der Serie mit 3:2 gegen Regensburg, dem „Dauergegner der Geschichte“, durchsetzen würden. „Es wird auf jeden Fall eine enge Kiste“, ist sich der Leiter der Volkshochschule Heidenheim, der schon seit vielen Jahren Fan der Heidenheimer Baseballer ist, sicher. „Baseball in Heidenheim ist eine absolute Erfolgsstory. Da wird viel Herzblut und Leidenschaft hineingesteckt.“

An der Sportart selbst schätzt Joachim Oelkuch, dass ein Spielverlauf explosionsartig an Fahrt aufnehmen kann. „Es geht viel um Feinheiten, die nicht auf Anhieb erkennbar sind. Und auch um Psychologie. Je besser man aber die Regeln versteht, umso interessanter ist das Spiel. Natürlich muss man auch den Gegner sehr gut studieren“, sagt der 60-Jährige. 

Kam über ihren Sohn Luca zu den Heideköpfen: Petra Maier. Foto: Rudi Penk

„Es kann alles auf einmal passieren. Man muss ständig konzentriert sein.“ – davon schwärmt auch Petra Maier, die 2012 oder 2013 durch ihren Sohn Luca zum Baseball kam. Dieser spielt zwar selber nicht mehr, dafür ist die Familie aber fast immer bei Heimspielen dabei.

Und auch auswärts, zum Beispiel in Bonn, Mainz oder Regensburg feuert Petra Maier die Heideköpfe gerne an. Soll heißen: Die 52-Jährige ist am Samstag und Sonntag im Heidenheimer Ballpark, an dem sie die besonders familiäre Stimmung schätzt, dabei und am darauffolgenden Wochenende in Regensburg, wenn die Entscheidung fällt. Theoretisch könnte es fünf Spiele geben. Petra Maier sagt aber: „Vielleicht schaffen es die Heideköpfe in vier Spielen.“

Hat eine Jahreskarte bei den Heideköpfen: Rudi Neidlein. Foto: rn

Eine Jahreskarte bei den Heideköpfen hat auch Rudi Neidlein. „Wenn es geht, schaue ich mir die Heimspiele an“, sagt der 76-Jährige, der viele Jahre Heidenheimer Gemeinderat gewesen ist und heute noch für die SPD im Kreistag sitzt. „Ich kannte mich anfangs mit Baseball nicht aus, habe es mir aber erklären lassen und fand es sehr interessant“, erinnert sich Rudi Neidlein an die Anfänge. „Die Spiele können radikale Wendungen nehmen. Vielleicht passiert 15 Minuten lang nicht so viel. Doch dann kann ein Inning den Unterschied ausmachen, wenn ein Team zum Beispiel sieben oder acht Punkte holt.“ Neben taktische Finessen gehöre auch eine sehr gute Athletik zum Baseball dazu.

Da Rudi Neidlein auch FCH-Fan ist, wird er am Samstag, 19. August, die Heidenheimer Bundesliga-Fußballer bei ihrem Auswärtsspiel in Wolfsburg unterstützen. Doch am Sonntag, beim zweiten Heimspiel der Heideköpfe gegen Regensburg, möchte er im Ballpark sein.

Fast schon ein Baseball-Ultra: Jessica Beck. Foto: privat

Das wird Jessica Beck leider nicht schaffen. Sie ist zwar ein sehr großer Heideköpfe-Fan, weilt momentan allerdings im Urlaub. Weil lange nicht klar war, wann die Halbfinals überhaupt gespielt werden. „Ich schaue mir die Heimspiele aber auf jeden Fall im Livestream an“, betont die 17-Jährige, die über den Voith-Cup und Spieler Philipp Schulz zur Sportart kam. Seit drei Jahren hat Jessica Beck eine Dauerkarte und ist bei fast jedem Spiel der Heidenheimer dabei, wie sie sagt. „Es macht einfach riesig Spaß. Hier herrscht einfach eine besonders familiäre Atmosphäre.“

Die Schülerin der Maria-von-Linden-Schule weiß, dass die Länge eines Spiels auf so manch einen abschreckend wirken könnte. „Wenn es aber richtig spannend ist, zum Beispiel gegen Regensburg oder gegen Bonn, sind drei Stunden im Nu vorbei“, sagt Jessica Beck. Ob sie ein Baseball-Ultra ist? „Schon, irgendwie“, sagt sie und lacht. Auf jeden Fall feuere sie ihr Team aber so lautstark an, dass am folgenden Tag die Stimme auch schon mal weg sein könnte.

Für das anstehende Duell gegen die Legionäre aus Regensburg hat Jessica Beck ein gutes Gefühl, schließlich haben die Heideköpfe alle vier Spiele in der regulären Saison für sich entscheiden können. „Da bin ich sehr zuversichtlich. Vielleicht bin ich bei den Spielen in Regensburg dabei.“

Nicht ohne seine Heideköpfe-Cap: Dirigent Marcus Bosch. Foto: Franca Wrage

Die Heideköpfe selbst im Urlaub dabei hat auch Marcus Bosch. Der Dirigent, der unter anderem künstlerischer Direktor der Opernfestspiele Heidenheim ist, kann zumindest nicht mehr ohne seine Heideköpfe-Cap. Gerne trägt der 53-Jährige die Mütze auch verkehrt herum, so zum Beispiel auch bei Proben. „Ich finde Baseball faszinierend, es ist ein Familienerlebnis und unglaublich sympathisch“, beschreibt Marcus Bosch.

Besonderen Respekt habe er vor der Leistung der Werfer, die aufgrund der speziellen Belastung nach Spielen für ihre Arme ganz gerne mal auch einen Eisbeutel vertragen. „Das kenne ich irgendwie auch von meinem Beruf her“, so der Dirigent.   

Baseball als eine Art Ruhepol: Stefanie Nehrig. Foto: sn

Ohne Baseball geht’s nicht mehr. Das steht für Stefanie Nehrig fest. Dank Freikarten ihres damaligen Freundes kam die Steinheimerin, die seit mehreren Jahren in Ulm lebt und arbeitet, zu den Heideköpfen. Inzwischen ist Baseball ein enorm wichtiger Bestandteil des Lebens der 37-Jährigen. „Es ist auf der einen Seite die spezielle Atmosphäre bei den Heideköpfen. Es ist Erholung, Aufregung und Freude zugleich“, sagt die Berufsschullehrerin (für operationstechnische Assistenten), die selbstverständlich einen eigenen Stuhl dabeihat, wenn sie aus Ulm zu den Heimspielen kommt.

Andererseits ist auch Stefanie Nehrig davon fasziniert, was für eine abrupte Wendung Spiele nehmen können. „Es kann entspannt sein. Und dann weiß man auf einmal gar nicht, wohin man schauen soll“, beschreibt sie. Und ja, manchmal kann auch enormes Pech dabei sein. „Es kommt vor, dass man Spiele verliert und gar nicht weiß, warum. Daher gibt es den Spruch, dass Baseball grausam sein kann“, erzählt Stefanie Nehrig. 

Für sie persönlich sei Baseball eine Art Ruhepol. Beim Baseball kann ich den Kopf ausschalten, das klappt super. Die Stimmung bei den Heideköpfen ist extrem entspannend. Und Stefanie Nehrig mag den Klang, der erzeugt wird, wenn der Ball auf den Schläger trifft. „Es geht sogar so weit, dass mir dieses Geräusch während der Off-Season fehlt“, gesteht sie mit einem Augenzwinkern.

Doch noch befinden sich die Heideköpfe mitten im Titelrennen. Ob sie am Samstag und Sonntag im Ballpark dabei sein wird? „Natürlich, da führt kein Weg dran vorbei“, betont Stefanie Nehrig.

Kam in Heidenheim erstmals mit Baseball in Berührung: Patrick Mainka, Kapitän des 1. FC Heidenheim. Foto: Eibner/Sascha Walther

Am Samstag ist Patrick Mainka mit dem 1. FC Heidenheim beim VfL Wolfsburg gefordert. Am Sonntag habe er vor, wenn es geht, die Heideköpfe zu unterstützen, sagt der FCH-Kapitän.„Bevor ich nach Heidenheim kam, hatte ich nichts mit Baseball zu tun“, so der 28-Jährige. „Im Laufe der Zeit habe ich als sportbegeisterter Mensch dann immer mal wieder beim Nachbarn reingeschaut und ich durfte Simon Gühring kennenlernen. Dadurch hat man es immer mehr verfolgt und freut sich über die Erfolge“, so Patrick Mainka weiter.

„Wenn man erstmal ein gewisses Verständnis für das Spiel entwickelt hat, dann merkt man schnell, dass jeder Hit vom Batter entscheidend sein kann, auch wenn eine Zeit lang nicht viel passiert ist. Das hält die Spannung hoch und kann ein Spiel auch schnell verändern.“

Seine Einschätzung zum Duell im Halbfinale: „Gegen Regensburg ist es in den letzten Jahren ja immer zu engen Spielen gekommen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es dieses Jahr für den Finaleinzug reicht.“

Heideköpfe-Fan seitdem sie zwei Jahre alt war: Hannah Karpf. Foto: privat

Noch eine engere Beziehung zu den Heideköpfen hat Hannah Karpf. Sechs Jahre lang hat sie als Maskottchen „Heiko“ die Fans im Ballpark animiert. „Das war schon eine sehr coole Zeit. Das hat mir mega viel Spaß gemacht“, schwärmt die 21-Jährige. „Ich durfte so viele Menschen kennenlernen, alle sind sehr offen.“ Und wie war es bei hohen Temperaturen im Kostüm? „Teilweise wie in der Sauna“, sagt sie - und lacht. „Wir sind dann aber durch die Sprinkleranlage gelaufen.“

Hannah Karpf als Heideköpfe-Maskottchen "Heiko". Foto: privat

Aufgrund ihrer Ausbildung zur Erzieherin musste Hannah Karpf, deren Bruder Stefan aktuell in der zweiten Mannschaft der Heideköpfe spielt, aufhören. Dadurch kam Hannah Karpf bereits mit zwei Jahren zum Baseball. An der Sportart mag sie auch, dass es nicht so viel Körperkontakt und somit auch viel weniger Fouls gibt. Das Duell gegen Regensburg wird ihrer Meinung eng, da Regensburg richtig gut sei.

Generell Fan "amerikanischer" Sportarten: Kevin Müller, Torhüter des 1. FC Heidenheim. Foto: Eibner/Sascha Walther

Kevin Müller ist generell Fan amerikanischer Sportarten. „Wir haben eine der Topmannschaften Deutschlands in unserer Stadt, daher gehe ich sehr gerne zu den Heideköpfen zum Zuschauen“, so der Torwart des 1. FC Heidenheim. Baseball sieht er zudem als eine Alternative zum Fußball, der Sportart, die er betreibt.

Regensburg sei, neben Heidenheim, jedes Jahr einer der Topfavoriten auf den Titel. „Es werden sicherlich enge Spiele. Wenn es unser Trainingsplan zulässt, kann es durchaus sein, dass ich am Sonntag mit meiner Familie vorbeikomme. Meine Frau und mein Sohn schauen auch gerne Baseball und wir haben einige persönliche Beziehungen zu den Spielern“, so Kevin Müller.

Heimspiele der Heideköpfe gegen Regensburg

Die ersten beiden Spiele der Halbfinalserie gegen die Regensburg Legionäre bestreiten die Heidenheim Heideköpfe am Samstag (19. August) und Sonntag (20. August). Gespielt wird jeweils ab 14 Uhr im Ballpark.

Die Serie geht am übernächsten Wochenende in Regensburg weiter (Spiel 3: Samstag, 26. August, 14 Uhr). Sollte es die Spiele vier und fünf geben, werden diese am Sonntag, 27. August, ab 12 Uhr in Regensburg ausgetragen. Wer zuerst drei Spiele gewinnt, steht im Finale um die deutsche Meisterschaft ab dem 2. September (gegen den Sieger Bonn gegen Paderborn).