Youngstar geht in die USA

Für Yannic Walther von den Heidenheimer Heideköpfen beginnt das große Abenteuer

Yannic Walther wagt den Sprung in den amerikanischen Profi-Baseball. Die Milwaukee Brewers haben den 18-Jährigen von den Heidenheim Heideköpfen verpflichtet – was erwartet ihn nun in den USA?

Für Yannic Walther von den Heidenheimer Heideköpfen beginnt das große Abenteuer

Was für eine Karriere. 2019 kam Yannic Walther als talentierter junge Baseballer nach Heidenheim, vergangenes Jahr etablierte sich der Catcher und Infielder in der Bundesliga und in den verschiedenen deutschen Nationalmannschaften, nun hat der 18-Jährige, gerade das Abitur in der Tasche, sogar einen Profivertrag in den USA ergattert. Den Milwaukee Brewers ist das Talent aus Germany nicht entgangen.

Hallo Yannic, bei dir haben sich in den vergangenen Wochen die Ereignisse überschlagen.

Yannic Walther: Das stimmt, eigentlich wollte ich im Herbst ans College nach Miami und hatte schon unterschrieben, dann kam vor zwei Wochen die Nachricht, dass mir die Milwaukee Brewers einen Vertrag anbieten. Dazu bin ich im vorläufigen Kader der Herren-Nationalmannschaft für die Qualifikation zu den Baseball World Classics und spiele bei der U-23-Weltmeisterschaft in Taiwan.

Wie passiert so etwas, haben die Amerikaner mal einen Talentsucher hergeschickt oder läuft das alles über Videos und Statistiken?

(schmunzelt) Also ich hab in Heidenheim keinen gesehen. Aber sie haben mir gesagt, dass sie mich seit Jahren intensiv bei den Heideköpfen und in den Nationalmannschaften beobachtet haben.

Was waren deine ersten Gedanken, nachdem die Nachricht aus den USA kam?

Glück, ich war froh, das hat sich sehr gut angefüllt.

Weil das immer Dein großer Traum war?

Traum, Ziel, wie immer man das nennen will. Da wollte ich einfach immer hin, seit ich so mit 13, 14 Jahren die ersten Angebote anderer Teams bekommen habe und merkte, dass ich vielleicht Profi werden kann.

Was kommt jetzt genau auf Dich zu?

Nach der U-23-WM gehe ich Ende Oktober in die Dominikanische Republik, werde dort über den Winter an der Brewers-Akademie trainieren und meine ersten Spiele bestreiten. Dort geht es für mich darum, mich zu zeigen und meine Leistung zu bringen, dann geht es vermutlich weiter in die USA. Das Frühjahrstraining der Brewers findet in Arizona statt.

Welche Talente zieht der Club aus Milwaukee in seiner Akademie zusammen?

Das sind Spieler aus aller Welt, eher keine Amerikaner. Es sind viele spanischsprechende Talente dabei, Dominikaner, Venezolaner . . .

Kein kleiner Schritt für einen jungen Mann mit 18 Jahren . . .

Für mich ist das kein Problem. Ich war schon darauf eingestellt, etwas Neues in meinem Leben zu machen, am College wäre es ähnlich gewesen. Und es ist für mich ja nicht ungewohnt, ich bin schon mit 15 von zu Hause ausgezogen. Außerdem spreche ich ganz gut englisch und auch spanisch – das hatte ich in der Schule, war zudem schon einmal drei Monate in der Dominikanischen Republik.

Die Heidenheim Heideköpfe im Spiel gegen die Tübingen Hawks. Foto: Kalle Linkert

Was hat Deine Familie gesagt?

Sie haben die Entscheidung mir überlassen, sind aber stolz, stehen hinter mir und machen sich auch keine Sorgen.

Wie es nach den Trainingslagern weitergeht, ist noch offen. Was hast Du Dir realistisch zum Ziel gesetzt?

Das wichtigste für mich ist, Schritt für Schritt zu machen. Jeden Tag hart arbeiten, gut trainieren, dann kommt der Rest von allein.

Im amerikanischen Profibaseball kommen unter der bekannten MLB die AAA-, AA- und A-Leagues. Wenn Du es in dieses Niveau schaffen würdest, wäre es doch schon ein Erfolg, oder?

Da mache ich mir keine großen Gedanken. Ich versuche einfach, in der Gegenwart zu leben und immer mein Bestes zu geben.

Hast Du Dir einen zeitlichen Rahmen für Deine Karriere gesteckt, möchtest Du irgendwann ein Studium beginnen?

Auch das habe ich mir noch nicht überlegt. Aber ich möchte so lange wie möglich Profibaseball spielen – egal wo auf der Welt.

Bei den Brewers waren ja schon Deine derzeitigen Heideköpfe-Kollegen Simon Gühring und Mitch Franke unter Vertrag – haben die eine besondere Affinität zu deutschen Baseballern?

Zumindest ist es eine gute Adresse. Sie haben sogar Trikots auf den auf deutsch „Bierbrauer“ steht.

Nach vier Jahren, davon drei im Bundesligateam, verlässt Du nun die Heideköpfe wieder. Wie sind Deine Gedanken was den Heidenheimer Baseballverein betrifft?

Dankbarkeit auf jeden Fall. Ich habe hier eine riesige Chance bekommen, Trainer Klaus Eckle hat früh auf mich gesetzt und mir Einsatzzeiten gegeben. Ich konnte mich hier so entwickeln, dass ich nun einen Profivertrag bekommen haben. Und es war auch allgemein eine sehr gute Zeit.

Nach drei Titeln in Folge, an denen Du ja auch beteiligt warst, sind die Heideköpfe dieses Jahr im Halbfinale ausgeschieden. Wie schätzt Du die weitere Entwicklung ein?

Ich denke, Heidenheim wird immer ein Verein sein, der oben mitspielt und das Ziel hat, deutscher Meister zu werden. Natürlich haben nun einige erfahrene Spieler aufgehört oder sind weggegangen, es ist nicht immer einfach. Aber ich bin sicher, Klaus wird wieder eine gute Mannschaft zusammenstellen.