Der aus Wuppertal stammende Schüller kam in seiner Baseball-Karriere schon ordentlich rum, wechselte 2011 von den Solingen Alligators ans Internat nach Regensburg und wurde 2013 vom amerikanischen Proficlub Los Angeles Dodgers unter Vertrag genommen. 2020 kehrte er zurück nach Deutschland, spielte für Regensburg, die Hard Bulls aus Österreich und den belgischen Verein Hoboken Pioneers. So richtig angekommen ist er aber jetzt in Heidenheim.
„Ich wurde von der Mannschaft gut aufgenommen, hier gibt es keine Cliquen, keiner ist außen vor“, sagt Schüller, der 2023 zum Einstand gleich die Meisterschaft feiern durfte. „Es war kein einfaches Jahr, aber wir sind als Mannschaft gut zusammengerückt“, erklärt der Werfer – das gilt irgendwie für die vergangene Saison ebenso wie die laufende. Nach einer Regular Season mit ungewöhnlich vielen Niederlagen scheinen die Heideköpfe aber nun in der Play-offs zu alter Stärke gefunden zu haben, überzeugten am vergangenen Wochenende gegen die sehr stark besetzten Hamburg Stealers mit zwei Siegen.
Bessere Werte als im Vorjahr
Für Schüller war zum Auftakt es ein etwas schwieriges Spiel, das ist aber in diesem Jahr eher die Ausnahme. Seine persönliche Bilanz ist gut, er hat sich in der Punkterunde beim Earned Run Average (gegnerische Punkte, die dem Werfer anzulasten sind) von 4.15 auf 2.01 verbessert. Schüller absolvierte auch mehr Innings und nach 4:1 Siegen im vergangenen Jahr stehen diesmal 8:2 zu Buche.
Dabei hat der großgewachsene Athlet nicht die einfachsten Bedingungen, nach vielen Jahren Baseball-Abenteuer war für ihn klar, dass er eine berufliche Karriere nicht hintenan stellen kann. So studiert Schüller mittlerweile im fünften Semester in Landshut Wirtschaftsingenieurwesen, hat derzeit ein Praxissemester bei einem Betrieb in Ingolstadt.
Am Mannschaftstraining teilzunehmen, ist somit schwierig, für die Werfer ist das aber weniger das Problem, sie müssen sich allenfalls auf den Catcher einstellen. „Nach 20, 30 Würfen im Einspielen hat man das raus. Gerade mit Daniel Vavrusa klappt es hervorragend, der ist unglaublich gut, hat ja wie ich auch schon in den USA gespielt“, sagt Schüller.
Verein mit Verständnis
Nicht zuletzt die Flexibilität ist es, die Schüller den HSB-Baseballern hoch anrechnet. „Der Verein hat immer Verständnis, wenn ich Prüfungen habe, hier wird auch wertgeschätzt, was außerhalb des Baseballs passiert.“ Das soll aber nicht heißen, dass es an sportlichem Ehrgeiz mangelt. Schüller will in seiner Laufbahn noch einiges gewinnen und auch mit der Nationalmannschaft, für die er schon seit 2013 spielt, Erfolge feiern. 2028 gehört Baseball wieder bei den Olympischen Spielen zum Programm, für Deutschland wäre eine Qualifikation ein Riesenschritt.
Einen Traum hat sich Schüller mit dem Nationalteam schon erfüllt: „Die japanische Nationalmannschaft hat zur Vorbereitung eine Europaauswahl eingeladen, da war ich dabei und durfte vor 20.000 Zuschauern im Superdome spielen“, schwärmt der Spieler.
Viele Gegner sind reine Profis
Auch wenn er wie viele andere Studium und Spitzensport recht gut unter einen Hut bringt, kann in den Bundesliga nicht unbedingt von Chancengleichheit geredet werden. Denn viele seiner Kontrahenten machen eben nichts anderes als Baseballspielen. Dass die oberste Spielklasse starke Spieler aus aller Welt braucht, um ein hohes Niveau zu gewährleisten, ist unumstritten. Doch in diesem Jahr fragen sich viele, ob es gerade im Bereich der Pitcher nicht eine Spur zu viel wird. Etliche Teams setzen auch im ersten Spiel auf ausländische Werfer, meist Südamerikaner, die irgendwie an spanische oder italienische Pässe gekommen und damit als EU-Ausländer unbegrenzt einsetzbar sind.
Damit will sich Schüller aber nicht weiter beschäftigen, seine ganz Konzentration gilt der weiteren Viertelfinalserie gegen die Hamburg Stealers. „Wir haben uns die beste Ausgangsposition geschaffen, aber es wird noch ganz schwer“, sagt der Heidenheimer Werfer. Wenn Hamburg das dritte Spiel gewinnt, könnte das vor heimischer Kulisse eine Euphorie entfachen. Schüller: „Und in Spiel vier wirft wieder ihr Japaner Kubo. Der hatte zwar gegen uns einen schlechten Tag, aber er hat schon oft bewiesen, dass er gerade dann umso stärker zurückkommt. Deshalb wollen wir die Serie unbedingt im dritten Spiel zu Ende bringen.“
Den Heideköpfen fehlt noch ein Sieg
Nach dem starken Auftaktwochenende mit zwei Erfolgen (5:3 und 13:3) benötigt der Süd-Zweite Heidenheim Heideköpfe noch einen weiteren Sieg beim Nord-Dritten Hamburg Stealers, um ins DM-Halbfinale einzuziehen. Gespielt wird zunächst am Samstag um 15 Uhr im Baseballstadion Langenhorst in Hamburg-Lokstedt.
Wenn die Gastgeber gewinnen, geht es am Sonntag um 12 Uhr mit Spiel vier weiter. Sollte es dann in der Serie 2:2 stehen, wird gleich im Anschluss eine fünfte Partei ausgetragen. Dabei hätten die Heideköpfe „Heimrecht“, dürften also als Letztes an den Schlag, gespielt wird aber weiter in Hamburg. Bei einem Erfolg treffen die Heideköpfe im Halbfinale (ab 24. August) auf den Sieger der Paarung Bonn gegen Mainz, hier steht es derzeit 1:1 (10:2/5:14) einzuziehen.