Albpokal: Das geschichtsträchtige Fußball-Turnier wird zum 50. Mal ausgetragen
Knapp daneben ist auch vorbei. Im vergangenen Jahr berichtete die HZ über die 50. Auflage des Albpokals. Ein Blick in die Protokolle und Aufzeichnungen über den Wettbewerb verrät allerdings: In diesem Jahr wird der Albpokal zum 50. Mal ausgerichtet. Am Samstag und Sonntag messen sich in Heldenfingen vier Mannschaften – der VfL Gerstetten, seit jeher immer als Turnierfavoriten gehandelt, wird bekanntlich nicht mehr dabei sein können. Dafür springt Bezirksliga-Aufsteiger TV Steinheim ein.
Doch warum wird auf der Alb vor der regulären Saison gekickt? 1971 wurden die ehemals eigenständigen Gemeinden Gussenstadt und Heldenfingen im Zuge der Gemeindereform nach Gerstetten eingemeindet. „Um die sportlichen Bande zwischen den Albgemeinden enger zu knüpfen“, wurde der Albpokal ins Leben gerufen, heißt es in entsprechenden Protokollen. Es sollte schlichtweg zum besseren Verständnis der Ortsteile und Gemeinden untereinander beitragen.
VfL Gerstetten war der erste Ausrichter
Teilnehmer waren zu Beginn der VfL Gerstetten, der TSV Gussenstadt, der SV Heldenfingen und der TSV Altheim/Alb aus dem benachbarten Ulmer Land. Erster Gastgeber war der VfL Gerstetten, erster Sieger der SV Heldenfingen.
Im Frühjahr 1972 wurden die grundsätzlichen Regelungen des Turniers beschlossen. Es sollte jedes Jahr von einem anderen Verein und zwar in der letzten Juni-Woche ausgetragen werden. Es wurde vereinbart, dass eventuelle kleine Anerkennungen, z.B. ein Kasten Bier, vom jeweiligen Veranstalter zur Verfügung gestellt werden können, aber nicht müssen. Der vom damaligen Bürgermeister Fink gestiftete Wanderpokal musste dreimal hintereinander oder fünfmal unterbrochen gewonnen werden, bevor er in den endgültigen Besitz des siegreichen Vereins geht. Bei der Siegerehrung des Albpokals 1974 in Altheim appellierte der stellv. Bürgermeister Grüninger an die Anwesenden, „dass dieses Turnier zum besseren Verständnis der Ortsteile und Gemeinden untereinander beitragen soll”.
1977: RSV Heuchlingen ist auch dabei
Ab 1977 nahm der RSV Heuchlingen ebenfalls am Albpokal teil und fungierte direkt als Ausrichter. Nachdem der SV Heldenfingen den Pokal 1976 das dritte Mal in Folge gewann, musste zunächst ein neuer Pokal her. Durch das vergrößerte Teilnehmerfeld wurde von nun an jeweils von Donnerstag bis Sonntag gespielt. In den Folgejahren wurde der Spielplan auf drei Tage reduziert, das letzte Juni-Wochenende war aber keine zwingende Vorgabe mehr, sodass teilweise auch erst im August gespielt wurde. Seit 2001 wurde der Albpokal alljährlich Ende Juli ausgerichtet, seit 2011 offiziell immer am letzten Wochenende vor den Sommerferien.
Mit dem überraschenden Turniersieg des RSV Heuchlingen 1985 konnten sich schließlich alle fünf Teilnehmer in die Gewinnerliste eintragen, wobei der SV Heldenfingen mit seinem neunten Triumph bei der 15. Ausgabe 1986 bereits den zweiten Pokal sein Eigen nennen durfte. Erst mit dem dreifachen Sieg des VfL Gerstetten zwischen 1988 und 1990 war diese Dominanz erstmals gebrochen.
Zusammenschluss zwischen RSV Heuchlingen und SV Heldenfingen
1999 erfuhr der Zuschauermagnet Albpokal seine erste größere Änderung seit 1976. Durch den Zusammenschluss des SV Heldenfingen und des RSV Heuchlingen als Spielgemeinschaft – aber zunächst unter dem Namen SVH mit Gastspielern des RSV – waren es nunmehr nur noch vier Mannschaften, die an zwei Tagen um den prestigeträchtigen Pokal spielten. Dies sollte in den folgenden Jahren noch für Zündstoff sorgen und brachte den Fortbestand des Albpokals in ernsthafte Gefahr.
Anlässlich des Turniers im Jahr 2000 entbrannte eine Diskussion über den Austragungsort. Turnusgemäß wäre der RSV Heuchlingen der Ausrichter gewesen, der TSV Gussenstadt lud jedoch zur Vorbereitungssitzung ein. Die Vertreter aus Gerstetten, Gussenstadt und Altheim sprachen dem RSV Heuchlingen das Recht ab, den Pokal auszurichten, da dieser nicht mehr mit einer eigenen Mannschaft teilnahm. Aus Sicht der vorgenannten drei Vereine sollte „neben dem sportlichen auch ein finanzieller Aspekt berücksichtigt werden“. Da der Albpokal als Zuschauermagnet eine gute Einnahmequelle bilde, „ginge der Ertrag aus zwei hintereinander folgenden Turnieren zugunsten einer Mannschaft, was als Vorteil ausgelegt werden kann und nicht akzeptabel“ sei, heißt es in entsprechenden Protokollen. Aus Sicht der anderen beiden Teilnehmer gab es keine schriftliche Grundlage, einen Verein aus dem Austragungsmodus auszuschließen, wenn keine eigene Mannschaft mehr gestellt werden kann. Zudem käme der Ertrag des Turniers dem veranstaltenden Verein und nicht zwingend der Fußballabteilung oder der Mannschaft zugute.
Die Spielgemeinschaft drohte schließlich damit, dem Turnier fernzubleiben, wenn Heuchlingen dieses nicht mehr austragen dürfe. Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek wurde schließlich als Vermittler einbezogen, dieser vertrat jedoch die Meinung, dass die Vereine eine gemeinsame Lösung finden sollten. Als Kompromiss wurde letztlich vorgeschlagen, das Austragungsrecht von Gussenstadt (2002) und Heuchlingen (2000) zu tauschen, um dem RSV mehr Zeit zu geben, die Situation und den Fortbestand der eigenen Mannschaft zu klären. Vom VfL Gerstetten, TSV Gussenstadt und TSV Altheim wurde „einstimmig die Aussage getroffen, den Albpokal mit sofortiger Wirkung auszusetzen, falls die angestrebte Lösung nicht angenommen wird“. Es kam schließlich zu einer Einigung – die Diskussion fand 2005 jedoch ihre Fortsetzung.
Ein Team aus Pilisvörösvár ist mit dabei
Diskussionsstoff bot auch der Albpokal 2001 in Gerstetten. Der gastgebende VfL lud mit der Partnerstadt Pilisvörösvár (Ungarn) erstmals eine Gastmannschaft zum Turnier ein, was von den anderen Vereinen so nicht akzeptiert wurde. Es wurde schließlich beschlossen, dass es dem Gastgeber vorbehalten ist, eine Gastmannschaft einzuladen. Es sollte jedoch zu keinem weiteren Gastspiel eines weiteren Vereins kommen – wohl auch wegen des Turnierverlaufs. Die höherklassig spielenden Ungarn dominierten das Turnier außer Konkurrenz.
Anlässlich des Albpokals 2005 in Gussenstadt kam erneut die Diskussion über den Austragungsort Heuchlingen auf. Erneut lud der TSV Gussenstadt ein, während der RSV Heuchlingen das Austragungsrecht bei sich verankert sah. Mit denselben Argumenten wie bereits 2000 kam es zur Abstimmung. Drei Vereine stimmten für Heuchlingen als Austragungsort, wobei der Vertreter des TSV Altheim laut Protokoll „von dieser wiederkehrenden Diskussion sichtbar genervt war und der Diskussion ein Ende setzen wollte“. Der Albpokal wurde schließlich in Heuchlingen ausgetragen und wurde auch von der gastgebenden Spielgemeinschaft gewonnen.
Gussenstadt erhielt das Austragungsrecht im folgenden Jahr, in dem nun auch Klarheit für die kommenden Jahre geschaffen wurde. Zur Abstimmung stand, wie oft die Mannschaften aus Heldenfingen und Heuchlingen als Ausrichter in Frage kommen sollen. Während die Betroffenen weiterhin für zwei Termine pro Periode (Fünf-Jahres-Zeitraum) stimmten, gestanden die anderen drei Vereine diesen nur noch einen Termin pro Periode (Vier-Jahres-Zeitraum) zu. Letztlich kam es zum Kompromiss: die SG Heldenfingen erhielt einen Termin in der anstehenden Vier-Jahres-Periode 2006-2009. Im Anschluss wurden ihr zwei Termine in der darauffolgenden Fünf-Jahres-Periode 2010-2014 zugeteilt. Anschließend wieder ein Termin in der Vier-Jahres-Periode 2015-2018.
Eine Änderung des Modus?
2011 kamen erstmals Überlegungen auf, den Modus zu ändern und eventuell weitere Mannschaften in den Teilnehmerkreis aufzunehmen. Wiederholt, aber verworfen, wurden diese Gedankenspiele erneut Ende 2018. Die Vereine einigten sich schließlich, den bisherigen Modus beizubehalten, die Attraktivität jedoch zu steigern. So wurden der Spielgemeinschaft weiterhin zwei Termine in jeder zweiten Periode zugestanden, gleichzeitig wurden jedoch auch die finanziellen Aspekte berücksichtigt. Neu beschlossen wurde ein Solidaritätspakt, der eine Teilung der Eintrittsgelder vorsah. Zudem mussten Frauen erstmals Eintritt bezahlen. Mit dem neu gewonnenen Namensgeber („Sparkassen-Albpokal“) wurde dem Sieger zum ersten Mal in der 48-jährigen Turniergeschichte neben dem Wanderpokal auch eine Siegprämie zugestanden.
Mit der Corona-Pandemie musste jedoch auch der Albpokal 2020 sowie 2021 und damit die 50. Auflage ausgesetzt werden. Erst 2022 kam es in Gussenstadt zu einer Fortsetzung.
VfL Gerstetten bringt den falschen Pokal mit
Kurios: Bei der Siegerehrung 2022 wurde der siegreichen SG Heldenfingen/Heuchlingen der falsche Albpokal überreicht. Der VfL Gerstetten brachte als Titelverteidiger nicht die Trophäe aus dem Jahr 2019, sondern den in seinem Besitz befindlichen Pokal aus 2013 mit. Aufgefallen ist das erst, nachdem der Name der Spielgemeinschaft bereits in den Pokal eingraviert worden war.
Das Turnier in Gussenstadt 2022 sollte vorerst das letzte Turnier in der bewährten Form sein. Mit der Abmeldung des VfL Gerstetten vom Spielbetrieb im Sommer 2023 fehlt der 18-malige Gewinner, der das Turnier mit sieben Siegen in Folge im Zeitraum 2008 bis 2014 dominierte und drei Trophäen in seinem Vereinsheim stehen hat. Mit dem TV Steinheim konnte kurzfristig zwar ein mehr als adäquater Ersatz gefunden werden – wie es in Zukunft weitergeht, bleibt jedoch abzuwarten.
Was bei all den Änderungen über die Jahre auch diesen Sommer beim 50. Albpokal in Heldenfingen bleibt: das Turnier ist ein Zuschauermagnet auf der Alb. Während der sportliche Reiz bei Weitem nicht mehr so groß wie in den 1970ern und 1980ern ist, freuen sich alle Vereine im Sommer im Rahmen eines Vorbereitungsturniers zusammenzukommen, um ihre Kräfte zu messen – und am Ende des Tages gemeinsam ein Bier zu trinken. Die Kiste Bier für jede Mannschaft gibt es nämlich immer noch.
Der Spielplan in Heldenfingen
Samstag, 22. Juli
16 Uhr: TSV Gussenstadt – TV Steinheim
17.15 Uhr: SG Heldenfingen/Heuchlingen – TSV Altheim/Alb
Sonntag, 23. Juli
10.15 Uhr: TSV Gussenstadt – SG Heldenfingen/Heuchlingen
11.30 Uhr: TSV Altheim/Alb – TV Steinheim
14.45 Uhr: TV Steinheim – SG Heldenfingen/Heuchlingen
16 Uhr: TSV Altheim/Alb – TSV Gussenstadt