Muss man erst einmal schaffen: Mit einer Tordifferenz von +102 stiegen die Fußballer des SV Bissingen in die Kreisliga A3 auf. Die Mannschaft von Trainer Thomas Bonnet hatte 123 Tore geschossen und nur 21 Gegentore kassiert. Früh hatte Bonnet angekündigt, nach sechs Jahren beim SVB nicht mehr weitermachen zu wollen.
Somit hatten die Bissinger, die am Ende auf 80 Punkte in 30 Spielen kamen (26 Siege und jeweils zwei Niederlagen und Unentschieden), die Möglichkeit, in Ruhe nach einem Nachfolger zu suchen. „Wir hatten eine gewisse Auswahl“, sagt Abteilungsleiter Alexander Wukojevic im Hinblick auf die Gespräche mit potenziellen Kandidaten. Einer, der in diesem Prozess erst später dazustieß, war Benjamin Meschke. „Er wusste zunächst nicht, wie er weitermacht. Es hat aber gleich gut gepasst“, erinnert sich Wukojevic.
Meschke trainierte mit der TSG Nattheim II einen Ligakonkurrenten des SVB. Seit vielen Jahren trug der 39-Jährige das Nattheimer Dress, erst als Spieler, dann als Co-Trainer von Frank D´Amore, seit zwei Jahren war er hauptverantwortlicher Coach der zweiten Mannschaft. Nun ist es für ihn die erste Trainerstation außerhalb der TSG Nattheim. Aufgrund fehlender klassischer Trainerreferenzen bei Meschke sei dessen Engagement durchaus auch ein Wagnis, räumt Wukojevic ein. Der Bissinger Abteilungsleiter betont aber auch: „Ben hat eine sehr gute fußballerische Ausbildung und hat es schon mit vielen interessanten Trainern zu tun gehabt. In Nattheim hat er zudem relativ eigenständig gearbeitet und versteht die Kreisliga.“
Benjamin Meschke, der nur Ben genannt wird, sagt: „Was Fußball angeht, habe ich viele Sachen im Kopf. Der Punkt war wohl gekommen. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich woanders verwirklichen sollte. Und auch mal eine erste Mannschaft trainieren.“ Auf den Kreisliga-A-Aufsteiger habe er richtig Bock. „Das passt richtig gut, ich brenne für die neue Aufgabe“, so der 39-Jährige, der in Herbrechtingen wohnt.
Für ihn war es ein doppelter Abschied. Zum einen von der TSG Nattheim, zum anderen auch von seiner aktiven Fußballkarriere. Bei der Nattheimer „Zweiten“ war Meschke Spielertrainer, nach 21 aktiven Jahren möchte er aber nicht mehr als Spieler auflaufen und sich vielmehr auf den Trainerjob konzentrieren. Ein herber Verlust, schließlich kam Meschke in der vergangenen Saison auf 18 Tore (und drei Vorlagen) in 28 Einsätzen. Damit belegte er Platz neun in der Torjägerliste.
Einst spielte Meschke beim HSB und später beim FCH II in der Landesliga. Karl-Heinz Bühler lotste ihn später zur TSG Schnaitheim in die Landesliga. Meschke wiederum setzte auf Bühlers Hilfe bei der TSG Nattheim II als Co-Trainer. „Vor allem als Mensch ist Ben ein großer Verlust für uns“, sagt Tobias Hochholzner. Der Abteilungsleiter der TSG Nattheim fügt an: „Es ist aber auch klar, dass er den nächsten Schritt machen möchte und auch muss. Ben hatte aber bei uns Verantwortung übernommen, als es nicht so gut lief. Und ich denke, dass er immer Nattheimer bleiben wird.“
Ähnlich äußert sich Benjamin Meschke, der dankbar ist für die Chance, die er bei der TSG Nattheim bekommen hat. Beim SV Bissingen möchte er zwar nicht mehr als Spieler auflaufen, dafür aber mittrainieren und seinen Spielern direkt vorgeben, was er sich vorstellt, wie er sagt. Einer seiner Schützlinge ist auch Rückkehrer Jakob Munz. Der heute 21-Jährige kommt aus der Bissinger Jugend, verließ aber nach dem Abstieg aus der Kreisliga A3 in die B4 „schweren Herzens“, wie Abteilungsleiter Wukojevic betont, den Verein und schloss sich für eine Saison der SG Heldenfingen/Heuchlingen an. Hier schlug er im Bezirksligateam voll ein, erzielte für den Tabellenvierten der abgelaufenen Saison neun Tore in 29 Einsätzen und bereitete sieben Treffer direkt vor. Kein Wunder, dass Munz einige Angebote anderer Vereine vorlagen. Gut für den SV Bissingen, dass er sich für eine Rückkehr entschied.
Benjamin Burr wird Trainer der TSG Nattheim II
Bei der TSG Nattheim stellt man sich nun etwas anders auf, auch was die zweite Mannschaft angeht. Zum einen sollen „Erste“ und „Zweite“ stärker miteinander verbunden werden und teilweise zusammen trainieren. Heißt: Nico Schuska, der neue Trainer des Bezirksligateams, steht auch in der Mit-Verantwortung für die Kreisligamannschaft. Unterstützt wird Schuska vom langjährigen Bezirksliga-Kapitän Markus Burr, der Schuska vor allem die Findungsphase erleichtern soll. Benjamin Burr, der ältere Bruder von Markus, wird wiederum Spielertrainer der „Zweiten“. Unterstützt wird er von Sascha Westphal und Melina Riek.