Es ist eine ereignisreiche Saison beim SV Mergelstetten. Im Juli 2023 wurde das hundertjährige Bestehen des Vereins mit einem Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten 1. FC Heidenheim nachträglich gefeiert. Ende 2023 wurden die Weichen für die nähere Zukunft des Klubs auf den Reutenen gestellt. Im Dezember haben sich die Abteilungs- und Jugendleitung zusammengesetzt und „alles durchleuchtet“, wie es Abteilungsleiter Bernd Ortlieb ausdrückt. Die wichtigsten Fragen seien gewesen: Wie sind wir aufgestellt? Wo wollen wir hin? Wie kommen wir dahin? „Wir machen nun Nägel mit Köpfen“, sagt Ortlieb.
Den Fokus möchte der SV Mergelstetten, noch mehr als bisher, auf den eigenen Nachwuchs legen. Ab der kommenden Saison wird es wieder eine A-Jugend geben, da aus der aktuellen B-Jugend 20 Spieler herauskommen. Mit Salvatore Di Gregorio wurde bereits ein neuer Trainer verpflichtet. „Er kann sehr gut mit jungen Menschen und wird frischen Wind reinbringen“, ist Ortlieb überzeugt. Patrick Reichenbach, der bislang die B- und C-Jugend trainiert, bleibt deren Coach und zudem weiterhin Jugendleiter.
Di Gregorio trat in der Winterpause beim AC Milan Heidenheim (Kreisliga A3, Konkurrent der ersten Mannschaft des SV Mergelstetten) zurück. Nur wenig später habe er einen Anruf von Patrick Reichenbach erhalten, erzählt der 44-Jährige. „Ich habe nicht lange überlegen müssen. Ich fühle mich geehrt, dass der SVM auf mich zugekommen ist, obwohl es beim AC Milan nicht so gut gelaufen ist“, betont Di Gregorio, der auch im Jugendbereich über viel Erfahrung verfügt.
Aber auch bei den Aktiven wird es Veränderungen geben. Die erste Mannschaft bekommt ab der kommenden Saison einen neuen Trainer. Die Zusammenarbeit mit Eduard Waldmann wird nicht verlängert. Dieser mache „einen guten Job“, allerdings wolle der SVM auch bei den Aktiven einen neuen Weg gehen, sagt Bernd Ortlieb. „Uns war es wichtig, dass es jeder rechtzeitig weiß, um besser planen zu können“, fügt Thomas Vetter, der seit Sommer zurück als Spielleiter ist, an. Erst dann sei der SVM auf die Suche nach einem neuen Trainer gegangen.
Ab der neuen Spielzeit übernimmt Hannes Oberhuber die erste Mannschaft des SV Mergelstetten, der aktuell noch den Ligakonkurrenten SV Großkuchen betreut. Oberhuber hatte vier Jahre lang die zweite Mannschaft des SVM trainiert – bis im Sommer 2022 Schluss war. Bereits damals hätte er sich zugetraut, das Traineramt bei der „Ersten“ zu übernehmen, wie er gegenüber der HZ erklärte. Der Verein verpflichtete aber Eduard Waldmann – und Hannes Oberhuber ging zu seinem Heimatverein SV Großkuchen.
Ortlieb erinnert sich gerne an Oberhubers Wirken bei der zweiten Mannschaft. „Er hat damals viele junge Spieler weiterentwickelt. Das passt super zu unserem Projekt“, sagt der Abteilungsleiter. Auf die Verzahnung zwischen Aktiven- und Jugendbereich werde großen Wert gelegt. „Diese Verbindung ist uns elementar wichtig“, betont Ortlieb.
In der eigenen Jugend sieht der SVM großes Potenzial. Dem Verein sei auch klar, dass es einige Jahre dauern könne, bis sich der Erfolg einstelle. „Wir möchten aber diesen Weg gehen“, so der Abteilungsleiter. Das langfristige Ziel: mit eigenen Spielern in drei bis vier Jahren den Aufstieg in die Bezirksliga zu schaffen.
Für mich ist die Rückkehr der richtige Schritt.
Hannes Oberhuber
Thomas Vetter hatte Oberhuber damals für die zweite Mannschaft des SV Mergelstetten geholt. Auch dieses Mal habe Vetter einen großen Anteil an der Rückkehr. „Ich finde das Konzept, verstärkt auf die eigene Jugend zu setzen, sehr interessant“, sagt Oberhuber. „Für mich ist die Rückkehr der richtige Schritt.“
Er sei dankbar für die Chance, die er beim SV Großkuchen erhalten hat. Schließlich stammt Oberhuber aus Großkuchen und spielte für den SVG einst auch in der Landesliga. Er sagt aber auch: „Unabhängig vom SV Mergelstetten wäre für mich in Großkuchen im Sommer Schluss gewesen.“ Entweder hätte er eine Pause eingelegt – oder aber es hätte sich eine Tür geöffnet, wie er es ausdrückt. Und diese öffnete sich in Form eines Angebots seitens des SVM.
Für Eduard Waldmann schließt sich dagegen eine Tür. Die Art und Weise findet der 48-Jährige allerdings nicht gut. Eine Woche vor dem Start der Wintervorbereitung sei ihm gesagt worden, dass sein Vertrag über das Saisonende hinaus nicht verlängert wird. „Ich sei überqualifiziert“, wundert sich Waldmann über die Begründung. Er habe sich Gedanken gemacht und sei zu dem Schluss gekommen, dass der SVM nicht auf dem richtigen Weg sei, seit Thomas Vetter zurück im Amt ist. Waldmann habe seitdem eine Unruhe im Verein wahrgenommen, die niemand brauche. „Es wird immer etwas gesucht, um es schlechtzureden. Und das ärgert mich“, sagt Waldmann. Trotz einer Pause habe Thomas Vetter im Hintergrund weitergearbeitet. „Auch das habe ich kritisiert“, sagt Waldmann.
Ich rechne mit Konsequenzen.
Eduard Waldmann ist sich seiner geäußerten Kritik bewusst.
Für seine klaren Worte gegenüber der HZ rechne er „mit Konsequenzen“, er habe aber auch gegenüber der Abteilungsleitung angesprochen, was ihn stört. „Ich nehme kein Blatt vor den Mund.“ Waldmann führt einen weiteren Punkt an: Er verstehe nicht, warum der kommende A-Jugend-Trainer, Salvatore Di Gregorio, sich bereits bei der ersten Herrenmannschaft vorgestellt habe, obwohl es noch keine A-Jugend gebe. Auch dies bringe Unruhe rein.
Andreas Stenske, bis Ende der vergangenen Saison sportlicher Leiter, hatte Waldmann, der in seiner aktiven Zeit unter anderem Jungprofi beim damaligen Bundesligisten SSV Ulm gewesen ist, zum SVM gelotst. „Eigentlich hatte ich ihm andere Trainer vorgeschlagen. Diese wurden aber abgelehnt und ich wurde gefragt, ob ich es mir vorstellen kann, als Trainer einzuspringen“, erinnert sich Waldmann, der Nachfolger von Giuseppe Donato wurde.
Nun könnte das Engagement vorzeitig enden. Womöglich wird Eduard Waldmann nicht bis Ende der Spielzeit Trainer bleiben, da der Verein tatsächlich Konsequenzen aus seiner deutlichen Kritik ziehen könnte. Waldmann sagt auch, dass er noch nicht wisse, wie er sich am Saisonende orientieren solle und ob er den unteren Fußballklassen treu bleibe. Er sei sehr ehrgeizig und würde gerne professioneller arbeiten.
Interessante Werdegänge und Aussagen
Thomas Vetter ist nach einer zweijährigen Pause seit Sommer 2023 zurück beim SV Mergelstetten als sportlicher Berater und Spielleiter. Auch während der Pause war der 67-Jährige nah dran an seinem Verein, wie er sagt. 1992 hat er beim SVM als Jugendtrainer angefangen – und war seitdem in verschiedenen Funktionen tätig. „Wenn der Verein mich ruft, komme ich. Dann ist mir kein Weg zu weit“, so Vetter über das Ende seiner Pause. „Wir konnten ihn zurückgewinnen. Er tut uns gut“, freut sich Abteilungsleiter Bernd Ortlieb über Vetters Rückkehr.
An den Aufstieg in die Kreisliga A3 erinnert sich Vetter sehr gerne zurück. In der Saison 2013/14 schoss Nico Hering, damals noch A-Jugendlicher, den SVM zur Meisterschaft in der Kreisliga B6. Seitdem konnte sich Mergelstetten in der Staffel A3 halten.
Bernd Ortlieb bildet nach dem Rückzug von Thomas Potzner zusammen mit Steffen Baßmann die Abteilungsleitung der SVM-Fußballer. Als Spieler stieg er mit den Herren des SVM in die Kreisliga A auf und lief auch zwei Jahre lang für den SV Großkuchen in der Landesliga auf. Nach zwei Jahren beim HSB kehrte Ortlieb zum SVM zurück, mit dem er auch als Trainer in die Kreisliga A aufstieg. Später feierte Ortlieb als sportlicher Leiter mit der TSG Schnaitheim den Aufstieg in die Bezirksliga und kehrte als Trainer erneut zum SVM zurück.
Salvatore Di Gregorio fing als Trainer in der F-Jugend beim damaligen HSB an, betreute dort auch die E-Jugend, bei der TSG Schnaitheim die D-Jugend und beim AC Milan Heidenheim die C-Jugend. Der heute 44-Jährige war auch bei der TSV Herbrechtingen (B-Jugend) und beim FV Sontheim (B-Jugend) sowie beim TV Gundelfingen (A-Jugend und zweite Herrenmannschaft).
Eduard Waldmann begann seine Spielerkarriere bei der TSG Giengen. Über den FC Gundelfingen kam der Herbrechtinger erst zum HSB und später zum SSV Ulm. Während seiner Zeit bei den „Spatzen“ sei er Profi gewesen und habe nicht arbeiten müssen. Waldmann spielte auch beim FC Gundelfingen Fußball (unter anderem Bayernliga). Beim FC Lauingen war er Spielertrainer in der Bezirksoberliga.