Wechselt der schon wieder? Hat er nicht erst im Januar 2024 ambitionierte Ziele formuliert, die er mit dem FSC Heidenheim erreichen wollte? Um nur wenige Monate später zum ASV Heidenheim zu gehen? Der Wechsel von Halil Hajtic wirft Fragen darüber auf, was in den vergangenen Monaten passiert ist.
Es wird viel gesprochen, ich bin da aber ganz entspannt.
Halil Hajtic
Der 30-Jährige bleibt aber locker und verweist auf seine Fußballkarriere. „Ich bin mit 14 Jahren weggezogen und habe schon höherklassig gespielt. Während dieser Zeit hatte ich mit einigen Medien zu tun. Es wird viel gesprochen, ich bin da aber ganz entspannt“, sagt Halil Hajtic.
Sein Ziel sei gewesen, länger beim FSC Heidenheim zu bleiben. Den erst vor einem Jahr neu gegründeten Verein wollte er aus der Kreisliga B2 (niedrigste Spielklasse) innerhalb von drei Jahren in die Bezirksliga (zwei Klassen höher) und innerhalb von sieben Jahren in die Landesliga führen. Ihm seien allerdings bestimmte Sachen wie Neugewinnung von Sponsoren und neuen Spielern versprochen worden, die vonseiten des FSC nicht eingehalten wurden. „Allein schaffe ich es auch nicht“, begründet Hajtic seinen Entschluss, die Zusammenarbeit mit dem jungen Verein schnell wieder zu beenden.
Etwas anders sieht man es beim FSC Heidenheim. Es hätte verschiedene Vorstellungen gegeben, umschreibt Sergen Demiröz, Mitbegründer des Vereins, der in Lauterburg bei Esslingen (Aalen) seine sportliche Heimat gefunden hat. Demiröz formuliert zum Beispiel die sportlichen Ziele nicht ganz so offensiv. „Wir arbeiten erfolgsorientiert, müssen aber auch realistisch sein“, sagt der 24-Jährige. Auch gehe es nicht darum, die Vereins-DNA oder das Vereinslogo zu verändern, wie von Hajtic angeregt, betont Sergen Demiröz. Dies hat seiner Meinung nach keinen Sinn. Ähnlich sehen es die Mannschaft und die drei weiteren Vorstandsmitglieder. „Wir sind ein multikulturelles Team, das sich mit Fenerbahçe identifiziert.“
Halil Hajtic wiederum geht davon aus, beim ASV Heidenheim, bei dem er spielender Co-Trainer wird, bessere Voraussetzungen vorzufinden. Für ihn sind der Sponsorenpool, die Vereinsstruktur und die sportliche Heimat in der Königsbronner Waldsiedlung wichtige Punkte. „Das, was ich beim FSC vorhatte, möchte ich hier verwirklichen“, betont der Heidenheimer, der zusammen mit seinem Bruder Ibrahim vor einigen Jahren die „Sportstar Agentur“, eine Firma für Spielerberatung, Vermittlung und Scouting, gegründet hat.
Halil Hajtic möchte die Ziele nicht defensiver formulieren
Möchte er die Ziele nicht defensiver formulieren? „Nein, weil ich weiß, wie der Verein schon dasteht. Das sind definitiv die Ziele“, sagt Halil Hajtic selbstbewusst. Er habe aber angesichts der beiden Absteiger aus der Bezirksliga, der TSG Schnaitheim und des TV Steinheim, einen sehr großen Respekt vor der kommenden Saison in der Kreisliga A3. In zwei Jahren möchte er aber dennoch mit dem ASV Heidenheim am liebsten in der Bezirksliga spielen.
Zum ASV habe er einige Spieler „mitgebracht“. So kommen Armin Halilagic (war Leistungsträger beim FC Härtsfeld) und Senad Camic (war einst beim Aufstieg des AC Milan Heidenheim in die Bezirksliga und beim Aufstieg des SV Neresheim in die Landesliga dabei). Zudem stellt Halil Hajtic in Aussicht, dass sein Bruder Ibrahim wieder einsteigen wird. Dieser war einst Profi, spielte zwei Jahre beim 1. FC Heidenheim (2. Liga), anschließend bei den Würzburger Kickers in der 3. Liga und bei Energie Cottbus in der Regionalliga. Aus gesundheitlichen Gründen musste er aber aufhören, höherklassig zu spielen, sagt Halil Hajtic über seinen Bruder.
Sie beide seien keine Spieler mehr für die Oberliga, für die Bezirks- oder Landesliga könnte es aber noch reichen, ist Halil Hajtic überzeugt. Wird der ASV Heidenheim mit ihnen die Kreisliga A3 aufmischen? Hajtic formuliert es folgendermaßen: „Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken und haben von der individuellen Stärke her einen der besten Kader. Aber es ist wichtig, eine Mannschaft, eine Einheit zu werden.“ Der 30-Jährige nennt die TSG Nattheim und die Sportfreunde Fleinheim als Beispiele. „Dort sind die Teams wie eine Familie. Und das wollen wir auch hier aufbauen.“
Falls es beim ASV Heidenheim wieder nicht funktionieren sollte, kündigt Halil Hajtic einen erneuten Rückzug an. So wie er es einst bereits beim AC Milan Heidenheim getan hat. Nach enttäuschenden Erfahrungen spielte er eineinhalb Jahre keinen Fußball mehr – und fokussierte sich vollkommen auf seine Agentur.
Bleibt eine Sache noch zu klären: Bekommt Halil Hajtic, der einst Fußballprofi gewesen ist, ein Grundgehalt beim ASV Heidenheim? „Nein, ich bekomme nur die Fahrtkosten erstattet“, betont er. Er habe einst in der Kreisliga Geld erhalten, das brauche er aber und wolle jetzt nicht. Vielmehr betont er: „Ich kann es nicht sein lassen und möchte auf dem Platz stehen.“
Halil Hajtic war einst beim 1. FC Kaiserslautern
Während seiner Profizeit war Halil Hajtic in der Regionalliga (1. FC Kaiserslautern II, FC Kray) aktiv. Zwei Testspiele (gegen den VfB Stuttgart und Genua) bestritt er für die erste Mannschaft des FCK. Zudem war der Heidenheimer bosnischer Nationalspieler (U17, U19 und U21). Seine Profikarriere beendete er in der Regionalliga aus familiären Gründen (das zweite Kind war unterwegs). „Für 2.000 bis 3.000 Euro war ich nicht bereit, hin- und herzupendeln“, sagt Hajtic, der mit seiner Frau drei Kinder hat. Neben der „Sportstar Agentur“ betreibt er in den Schloss-Arkaden auch den „Sportstar Store“.
Zusammen mit Armend Hoxhaj bildet Halil Hajtic das Trainerteam beim ASV Heidenheim. Remzi Hyseni, Sportlicher Leiter des ASV, freut sich über die Verstärkungen des Vereins, bleibt aber bescheidener, was die sportlichen Ziele angeht: „Es ist eine starke Liga, ein siebter oder achter Platz wäre okay.“