Einer der treffsichersten, wenn nicht sogar der treffsicherste Fußballer des Landkreises Heidenheim der vergangenen Jahre, läuft gar nicht bei einem Verein des Landkreises auf. Gabriel Friedrich lebt seit 2014 in Hermaringen, spielt aber beim knapp acht Kilometer entfernten SV Asselfingen im Alb-Donau-Kreis. 44 Tore waren’s in der Spielzeit 2021/22, 34 Treffer in der Saison 2022/23, in der Asselfingen von der Kreisliga A1 Donau/Iller in die Bezirksliga Donau/Iller aufgestiegen ist. So ganz nebenbei ist Friedrich auch Trainer der Mannschaft.
Aufstiege, die kann Friedrich. Als Bolheimer spielte er beim FV Sontheim, mit dem ihm gleich zweimal der Sprung von der Bezirks- in die Landesliga gelang (einmal unter Roland Häge, einmal unter Vladimir Manislavic). Friedrich folgte aber dem Ruf von Roland Häge nach Asselfingen – und so begann bei dem dortigen Verein eine wahre Friedrich-Ära.
Im Juli 2017 besiegte Asselfingen in der Relegation zur Bezirksliga den TSV Blaubeuren mit 3:2. Die Frage, wer den Siegtreffer erzielte, muss man eigentlich gar nicht stellen. Aber bitte: Friedrich traf in der vierten Minute der Nachspielzeit. Genau auf den Punkt da sein, das kann der 37-Jährige eben auch. Im Juli 2018 wiederum ging es für Asselfingen darum, in der Relegation den Abstieg aus der Bezirksliga zu verhindern. An dieser Stelle soll aber wirklich darauf verzichtet werden, nach dem Schützen des Siegtreffers zum 2:1 gegen die TSG Söflingen zu stellen. Auch da lief die vierte Minute der Nachspielzeit.
Im Fußball spielt die Nase eine enorm wichtige Rolle, dann, wenn es um den Torriecher geht. Gabriel Friedrich hat solch einen, in den knapp zehn Jahren beim SV Asselfingen hat er 209 Tore erzielt – und 80 direkt vorbereitet. Ist er so gut? Friedrich tut sich bei dieser Frage schwer. „Es ist ein Gefühl, wo ich sein und stehen muss. Aber es hört sich immer blöd an, wenn man über sich selbst redet“, sagt er. Und lässt lieber die Zahlen sprechen.
Nee, die haben sich mein Trikot geholt.
Gabriel Friedrich scherzt, dass er beim FCH auf großes Interesse stieß
Fußball kann er, das stand früh fest. Als 20-Jähriger bekam Friedrich ein Angebot vom damaligen HSB für die erste Mannschaft. Wegen einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker habe er den Schritt aber nicht gewagt, sagt er. Die HSB-Fußballer gibt es nicht mehr – und Friedrich ist mittlerweile Experte für Vermögensberatung und Versicherungen. Gegen den 1. FC Heidenheim traf er aber trotzdem. Natürlich. Der FCH, damals noch Drittligist, testete in Sontheim gegen eine Brenztal-Auswahl aus mehreren Vereinen. Das Freundschaftsspiel ging 11:1 aus.
Wer den Ehrentreffer für die Amateurfußballer erzielte? Keine gute Frage. „Das war echt Wahnsinn, ein richtiges Traumtor“, gerät Friedrich ins Schwärmen. Nach einem Freistoß kam der Ball zu ihm am Eck des Strafraums. „Ich habe ihn volley genommen und in die lange Ecke getroffen“, erinnert er sich. Ob er dafür mit einem Trikot eines FCH-Spielers belohnt wurde? „Nee, die haben sich mein Trikot geholt“, sagt Friedrich trocken – und lacht schelmisch.
Doch, natürlich weiß Friedrich um seine Qualitäten. Und er bestreitet auch nicht, dass ihm regelmäßig Angebote anderer Vereine unterbreitet werden. Er höre sich diese auch an, fühle sich beim SV Asselfingen mit seiner Familie (noch sind Gabriel, Frau Sabrina und Töchterchen Lotta zu dritt, das zweite Kind kommt bald) allerdings wunderbar aufgehoben. Seit der Saison 2015/16 ist Friedrich auch Trainer der Mannschaft, damit folgte er auf Roland Häge. Und die Vereine wollen ihn als spielenden Coach, schließlich darf er sich Aufstiegstrainer nennen.
Gabriel Friedrich sagt aber auch: „Ich bin topfit, hatte nie eine große Verletzung. Das macht schon viel aus.“ Hier und da mal eine Zerrung – und natürlich hat er sich auch „ein paar Mal“ die Nase gebrochen. Seinem Torriecher hat dies aber nie geschadet. Dabei ist interessant, dass Friedrich gar kein Stürmer ist, sondern im Mittelfeld aufläuft. Aber klar, das Spiel an sich ist auf ihn zugeschnitten.
Der Bolheimer, der im FV Sontheim seinen Lieblingsverein gefunden hatte. Dann aber den Schritt raus aus der Komfortzone gewagt hat. „Das war perfekt für mich“, sagt Friedrich und schiebt nach: „Der SV Asselfingen ist wie eine Heimat für mich.“ Seit acht Jahren ist er Spieltrainer, auch im Amateurbereich eine ungewöhnlich lange Zeit. Die Aufgaben teilt sich Friedrich mit Imran Karaman. „Zwischen uns passt es super. Allein als Spielertrainer ist es unmöglich, alles im Auge zu haben“, so Friedrich.
Und wie ist es in der Kabine? Gibt Gabriel Friedrich auch da den Ton an? „Das überlasse ich lieber den Jüngeren“, sagt er im Hinblick auf die Musikauswahl. „Teilweise könnte ich von dem ein oder anderen, vom Alter her, der Papa sein. Die Jungs haben einen komplett anderen Musikgeschmack. Da füge ich mich.“ Ihm mache es einfach Spaß, jüngeren Spielern etwas beizubringen.
Auszeichnung durch den WFV: Gabriel Friedrich siegt bei Abstimmung „Bleib fair“
Als Vorbild ging Friedrich im Heimspiel gegen Söflingen voran. Er traf zum vermeintlichen 1:0. Doch einige Gegenspieler wiesen den Schiedsrichter darauf hin, dass Friedrich den Ball zuvor an die Hand bekam, was der Unparteiische nicht gesehen hatte und daraufhin Friedrich danach fragte. Dieser wiederum gab die Regelwidrigkeit zu, das Tor wurde aberkannt. Asselfingen gewann dennoch mit 2:1 – und Friedrich wurde bei einer Abstimmung des Württembergischen Fußballverbandes (zwei weitere Fußballer waren ebenfalls nominiert) für sein Fair Play mit dem Monatspreis „Bleib fair“ ausgezeichnet.
Friedrich weiß aus Erfahrung, dass so eine Aktion nicht üblich ist. „Ich habe es auch gemacht, um den Jungspunden zu zeigen, dass es so auch geht“, sagt er. Wobei er dafür nicht nur positive Resonanzen erhielt. „Es gab auch andere Stimmen. Es war ein wichtiges Spiel, sie hätten es nicht gemacht.“ Ehrgeizig, aber fair. So laute seine Devise.
Aktuell kämpft der SV Asselfingen um den Klassenerhalt in der Bezirksliga Donau/Iller. Bis zu sieben Mannschaften könnten aufgrund der verschärften Abstiegsregelung absteigen. Der Klassenerhalt sei aber machbar, sagt Friedrich. Und ließ jüngst beim Asselfinger 5:0-Sieg beim TSV Kettershausen/Bebenhausen, einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, in der ersten Halbzeit drei Tore in Folge folgen (lupenreiner Hattrick). Vielleicht wird er sogar Torschützenkönig.
Doch wie lange noch macht er weiter? Seine Frau Sabrina kennt die Frage. „Ich sage ihr jedes Jahr zu ihr: noch ein Jahr“, sagt Gabriel Friedrich – und lacht wieder. Jüngst hat er um eine weitere Saison beim SV Asselfingen verlängert. Treffsicher wird er bleiben. Torriecher sei Dank.
So tippt Gabriel Friedrich den Spieltag in der Bezirksliga Ostwürttemberg am Sonntag, 5. Mai
FV 08 Unterkochen - TSG Schnaitheim (Tipp: 3:1)
„Unterkochen ist klarer Favorit und muss gewinnen.“
DJK Schwabsberg-Buch - FV Sontheim/Brenz (Tipp: 1:4)
„Als ehemaliger Sontheimer Spieler hoffe ich auf einen klaren Sontheimer Sieg.“
SV Lauchheim - FC Durlangen (Tipp: 2:2)
„Ich denke, es wird ein ausgeglichenes Spiel auf Augenhöhe.“
1. FC Stern Mögglingen - SG Heldenfingen/Heuchlingen (Tipp: 0:4)
„Leider hat Heldenfingen derzeit einige Verletzte. Trotzdem wird es ein klarer Sieg und ich hoffe, dass sie den Aufstieg schaffen werden.“
TV Steinheim - SG Bettringen (Tipp: 0:2)
„Bettringen ist gut drauf und hat einen Lauf. Deswegen Sieg für die Bettringer.“
TSG Nattheim - Sportfreunde Dorfmerkingen II (Tipp: 2:1)
"Die Nattheimer waren zuletzt besser und werden dieses Spiel gewinnen.“
SG Tannhausen/Stödtlen - TSG Hofherrnweiler II (Tipp: 1:1)
„Nach zuletzt starken Leistungen beider Mannschaften, wird auch dieses Spiel auf Augenhöhe sein.“
TV Neuler - Sportfreunde Lorch (Tipp: 1:0)
„Nach dem Unentschieden gegen den damaligen Tabellenführer Heldenfingen/Heuchlingen und dem Heimsieg gegen Schwabsberg wird Neuler siegen.“