Er kickt noch immer. Und wie! Zwei Tage vor Heiligabend feiert Thomas Seidl seinen 40. Geburtstag. Dabei ist der Vater der Zwillinge Jonas und Lena (sieben Jahre alt) fit wie eh und je. In fünf Einsätzen für den SV Söhnstetten (Kreisliga A 3) erzielte er zwei Tore und bereitete zwei direkt vor. Dabei trainiert Seidl gar nicht mit der Mannschaft, sondern ist Teil des Teams Alten Herren. Und: „Ich halte mich selbst fit“, sagt er.
Kann man das als Trainer denn einfach so glauben? Bei Seidl auf jeden Fall. Denn er ist nicht nur Fußballer, sondern auch leidenschaftlicher Läufer. Vier- bis fünfmal die Woche geht er laufen – und hat in diesem Jahr seinen ersten Marathon in Ulm in 3:13 Stunden absolviert. „Deswegen konnte ich auch nicht so viel spielen, denn die Vorbereitung auf den Marathon hatte Vorrang“, erklärt er.
Er ist aber auch froh, dass er beim SV Söhnstetten dabei sein darf. Ursprünglich hatte er wegen eines personellen Engpasses angeboten, „mich einfach mal auf die Bank zu setzen“, erinnert er sich. Nun läuft Thomas Seidl aber regelmäßig im defensiven Mittelfeld als „Sechser“ auf. Und er bringt seine Erfahrung ein.
So wie im Heimspiel gegen den SC Hermaringen Anfang November. Nach einem engen Spiel mussten sich die Söhnstetter mit 3:4 geschlagen geben. Kurz nach dem Abpfiff kam es zwischen einem Spieler der Gastgeber und einem Hermaringer zu einem Wortgefecht. „Wie das halt im Sport so ist, aus den Emotionen heraus“, erinnert sich Seidl, der in unmittelbarer Nähe stand. Aus dem Blickwinkel habe er gesehen, dass der Schiedsrichter auf den Hermaringer Spieler zuging und die rote Karte zückte, weil er eine Äußerung als Beschimpfung deutete. „Das war ein sehr guter Schiedsrichter, der echt top gepfiffen hat“, sagt Seidl. „Aber da bin ich zu ihm hin und habe mit ihm gesprochen. Es war keine Aktion, die eine rote Karte gerechtfertigt hätte.“ Und der Schiedsrichter nahm die rote Karte wieder zurück. „Das fand ich cool von ihm“, sagt Seidl über den Unparteiischen.
Später sprach der Schiedsrichter Thomas Seidl noch einmal an und erklärte diesem, dass er Seidls Eingreifen in seinem Bericht vermerken möchte. Auf diese Weise ist auch der Württembergische Fußballverband darauf aufmerksam geworden. Zusammen mit zwei anderen Fußballern steht Thomas Seidls Eingreifen zur Wahl der Fairplay-Aktion des Monats November („Bleib fair“/insgesamt wurden 14 Fußballerinnen und Fußballer vorgeschlagen). Hermaringens Trainer Michael Mittelstädt kommentierte das Verhalten von Seidl in seiner Meldung wie folgt: „Das hat aus meiner Sicht absolut den Fair-Play-Preis für den Spieler Thomas Seidl verdient.“
Abgestimmt werden kann bis Dienstag, 17. Dezember, unter diesem Link: https://www.wuerttfv.de/verband/gesellschaft/bleib-fair/monatssieger/
Nach dem betreffenden Spiel saß Seidl auch mit dem Hermaringer Spieler, der die rote Karte sehen sollte, bei einem Bierchen zusammen, wie er sagt. „So ist Kreisliga eben.“
Vor knapp zehn Jahren stand eine Aktion von Thomas Seidl auch schon zur Abstimmung. Damals suchte die Heidenheimer Zeitung das schönste gefilmte Tor der Hinrunde 2013/14 („Kick-TV“). Der damals 29-jährige Seidl gewann unter anderem einen Pokal. Diesen gibt es immer noch: „Den hat sich mein Sohn geholt. Der steht jetzt bei ihm im Zimmer.“
Abgestimmt werden kann bis Dienstag, 17. Dezember, unter diesem Link: https://www.wuerttfv.de/verband/gesellschaft/bleib-fair/monatssieger/