Ibrahim Tandjigora: Was der beste Torhüter zu seinem Wechsel zum ASV Heidenheim sagt
Er hat es wieder getan. Aladji Ibrahim Tandjigora hat den AC Milan Heidenheim verlassen. Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Monaten. Im April, damals waren die Heidenheimer noch Bezirksligist (der Abstieg war allerdings abzusehen), gab der Torhüter nach Ostern bekannt, nicht mehr weitermachen zu wollen. „Ich habe alles für die Mannschaft gegeben, aber es ist schwer für mich, wenn man jede Woche so viele Tore kassiert“, sagte Tandjigora damals gegenüber der Heidenheimer Zeitung.
Der 28-Jährige gilt im Amateurbereich als außergewöhnlicher Torhüter. Er spielte bereits beim VfL Gerstetten, mit dem AC Milan Heidenheim gelang ihm schließlich der Aufstieg in die Bezirksliga. Doch die Beziehung zu dem kleinen Verein auf den Reutenen sollte nach der ersten Trennung noch nicht vorbei sein. Nach einer künstlerischen Pause kehrte Tandjigora zur neuen Saison zum AC Milan Heidenheim zurück. Völlig überraschend. Nach einem personellen Umbruch arbeiten die Heidenheimer an einem Neubeginn – und der Torwart sollte eine wichtige Säule bilden. „Menschlich schätze ich ihn sehr. Und er ist ein Toptorhüter. Wer kann es uns verübeln, dass wir ihm eine zweite Chance geben?“, sagte im Juli Maurizio Villani, Vorsitzender des AC Milan Heidenheim, gegenüber der HZ.
Zwar hatten auch Landesligist SV Neresheim oder Bezirksligist TSG Nattheim Interesse an einer Verpflichtung Tandjigoras. Dieser aber entschied sich für seinen Ex-Verein. Letztlich hätte ihn der erhöhte Aufwand in höheren Ligen und den teilweise weiten Fahrten zu Auswärtsspielen abgeschreckt. Und er betonte, dass er wisse, was er am AC Milan Heidenheim habe. „Ich gehe dahin, wo es gut für mich ist. Und ich möchte dem Verein helfen“, erklärte er. Ihm habe die neue Stimmung, die bei den Heidenheimern herrsche, gefallen.
Bereits da betonte der Torwart, mit dem AC Milan Heidenheim „oben mitspielen“ zu wollen. Doch der sportliche Erfolg stellte sich noch nicht ein. Als Tabellenvorletzter kämpft der Verein gegen den zweiten Abstieg in Folge. Nach neun Spieltagen war für Aladji Ibrahim Tandjigora Schluss. Erneut. „Wir standen hinten nicht schlecht, hatten aber große Probleme, Tore zu schießen“, sagt der Torhüter. Kurios: Der AC Milan hatte nach neun Spieltagen 16 Tore kassiert – eine sehr gute Quote (1,78 Gegentore pro Spiel) für einen Tabellenvorletzten. Allerdings schoss der Absteiger nur sieben Tore, die wenigsten der Liga. (Nach dem Weggang von Tandjigora hat sich die Quote der Gegentore auf 2,5 erhöht.)
Der Keeper, der gebürtig aus Mali kommt, gilt als äußerst zielstrebig und ehrgeizig. „Ich dachte, wir werden schneller besser“, sagt Tandjigora. „Ich habe sehr viel für den Verein gemacht und immer meine Leistung gebracht. Wenn kein Training ist, trainiere ich für mich selbst, gehe laufen, mache Treppenläufe oder Fitnessübungen. Ich fordere viel von mir selbst – aber auch von anderen“, erklärt der Torwart. Er habe gesehen, dass es einfach nicht passe. „Es ist besser für Milan und auch für mich.“
Maurizio Villani weiß, dass Tandjigora unzufrieden mit der Situation war. „Am Anfang war Ibrah begeistert vom Neuanfang. Wir haben aber viele neue Spieler, die teilweise eine lange Pause hinter sich haben. Es geht vielleicht etwas langsamer voran, als wir es gedacht hätten“, fasst der Vorsitzende des AC Milan Heidenheim zusammen. „Ibrah ist ein sehr guter Torhüter, er ist eine Maschine. Daher tut’s mir leid für den Verein, dass er weg ist. Aber wir wollten ihm auch keine Steine in den Weg legen und haben ihn daher freigegeben.“ Villani fügt an, dass Tandjigora vielleicht etwas ungeduldig gewesen sei. „Wir wollen ruhig weitermachen und geduldig an der neuen Mannschaft arbeiten.“ Und dies auch unabhängig von einem Abstieg. „Wir glauben aber an den Klassenerhalt und hoffen auf die Rückrunde“, so Villani.
In dieser wird der AC Milan Heidenheim auf den neuen Verein von Aladji Ibrahim Tandjigora treffen. Ab März wird er im Tor des ASV Heidenheim stehen. „Wir kennen uns. Er ist einer der stärksten Torhüter der Liga“, sagt ASV-Vorsitzender Remzi Hyseni. Der Aufsteiger wiederum hatte sich schwergetan, vor allem, was die Anzahl der Gegentore angeht: 47 sind die mit Abstand meisten der Kreisliga A 3. Dies habe auch daran gelegen, dass der einzige Torwart nicht viel trainieren konnte – und dennoch immer spielte, sagt Özcan Demir. „Wir haben einen neuen Torhüter gebraucht. Deshalb freue ich mich sehr, dass Ibrah sich für uns entschieden hat“, so der Trainer des ASV Heidenheim. Beide kennen sich bereits – aus der gemeinsamen Zeit beim AC Milan Heidenheim. Demir war einst Co-Trainer von Dusko Cuckovic. Und hatte somit auch seinen Anteil am Aufstieg der Heidenheimer in die Bezirksliga. In der vergangenen Saison trainierte Demir die zweite Mannschaft des AC Milan, ehe diese zur Rückrunde vom Spielbetrieb abgemeldet wurde.
Der ASV Heidenheim hat keine Bedenken
Und hat man beim ASV Heidenheim keine Bedenken, dass Tandjigora womöglich ähnliche Entscheidungen trifft, wie während seiner Zeit beim AC Milan Heidenheim? „Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken“, betont ASV-Vorsitzender Hyseni. „Ich denke nicht, dass Ibrah uns so schnell verlassen wird.“
Und Trainer Demir ist davon überzeugt, dass beim ASV eine andere Situation als beim AC Milan sei. „Ich weiß nicht, warum Ibrah dort aufgehört hat und warum es doch nicht seins war“, sagt der 45-Jährige. „Ich weiß aber, dass er sehr zielstrebig ist. Aber das bin ich auch. Das wird sehr gut funktionieren.“ Und mehr noch: „Ibrah ist der beste Torwart der Kreisliga. Mit ihm sind wir auf einem sehr guten Weg, den Klassenerhalt zu schaffen“, ist Özcan Demir überzeugt.
Tandjigora ist bewusst, dass sein neuerlicher Weggang vom AC Milan Heidenheim auch auf Kritik stößt. „Ich weiß, dass es Leute gibt, die sagen: Wenn es bei einer Mannschaft nicht gut läuft, verlässt Ibrah den Verein“, fasst der Familienvater zusammen. Er sagt aber auch: „Ich bringe mich zu einhundert Prozent ein. Mir gefällt nicht, wenn ich sehe, dass nicht alle mit Herz spielen. Ich weiß, dass wir Amateure sind. Aber wir sollten trotzdem alles geben. Ich möchte mich mit meiner Mannschaft immer verbessern und bringe immer meine Leistung. Ich kann aber nicht alles machen, andere müssen da mitziehen“, deutet Tandjigora an, was ihn an der Situation beim AC Milan Heidenheim gestört habe.
Zu seinen ehemaligen Mitspielern habe er momentan keinen Kontakt. „Wenn du eine Mannschaft verlässt, schreibt dir keiner“, sagt er. Das finde er zwar traurig. Tandjigora betont aber auch: „Ich freue mich dennoch darauf, gegen Milan zu spielen. Dann gebe ich auch allen die Hand.“
ASV Heidenheim: Trainer Özcan Demir spielte einst beim HSB in der Landesliga
Mit Denis Xavier Etoundi hat Aladji Ibrahim Tandjigora einst beim AC Milan Heidenheim gespielt. Zusammen feierten sie den Aufstieg in die Bezirksliga. Zuletzt lief Etoundi, der gebürtig aus Kamerun stammt, für Türkspor Heidenheim auf (Kreisliga A 3/zehn Spiele). Nun folgt der 30-jährige Mittelfeldspieler seinem Kumpel zum ASV Heidenheim, wie Tandjigora erzählt.
Özcan Demir, der Trainer des ASV Heidenheim, hat einst beim damaligen HSB in der Landesliga gespielt. Nach seiner aktiven Zeit war er zunächst Trainer im Jugendbereich beim FCH. Später betreute er beim SV Mergelstetten Teams von den Bambini bis zu den A-Junioren, ehe er zum AC Milan Heidenheim wechselte. Im Laufe der aktuellen Saison übernahm er das Team des ASV Heidenheim vom zurückgetretenen Aufstiegstrainer Arianit Gashi.