HZ-Serie Ehrensache

Rudi Geiger ist der Mann für alle Fälle bei der SG Herbrechtingen/Bolheim

Ohne ihn geht nichts! Rudi Geiger ist die personifizierte Versicherung der Fußballer aus Herbrechtingen und Bolheim. Wofür der 65-Jährige als Abteilungsleiter alles zuständig ist, wie er an die Sachen herangeht und warum er zuletzt sogar selbst neue Toiletten montierte:

Trainer einstellen, Trainer entlassen. Rudolf Geiger, von allen nur Rudi genannt, kennt den Job eines Abteilungsleiters einer Fußballmannschaft aus dem Effeff. Seit 2007 ist er Abteilungsleiter bei den Fußballern der TSV Herbrechtingen. Seit knapp fünf Jahren und der Gründung der Spielgemeinschaft aus der TSV Herbrechtingen und SV Bolheim ist er auch SG-Chef. „Trainer zu entlassen, kostet viel Überwindung und ist immer sehr unangenehm“, sagt der 65-Jährige. Nur ungern will er darüber sprechen und lieber keine Namen nennen.

Trainer zu entlassen, kostet viel Überwindung und ist immer sehr unangenehm.

Rudi Geiger, Spielgemeinschaft Herbrechtingen/Bolheim

Geiger hat aber auch schon viele gute Spieler kommen und gehen sehen. Einst lotste er zusammen mit dem damaligen Trainer Matthias Hauf Stürmer Patrick Mair vom TSV Niederstotzingen zur TSV Herbrechtingen. Gespräche mit umgarnten Spielern werden gerne an einem Ort geführt, an dem nicht viel los ist, verrät Geiger. Mit Mair traf man sich einst privat. Kneipen werden aber auch ganz gerne genutzt. Rudi Geiger geht der Job so nah, dass er zuweilen auch weh tut. So war einst der Abgang von Gabriel Friedrich zum FV Sontheim sehr schmerzvoll, beschreibt Geiger.

Rudi Geiger hat über 500 Spiele für die TSV Herbrechtingen gemacht

Beide Fälle liegen wohlgemerkt über zehn Jahre zurück, Geiger spricht darüber aber, als ob es erst gestern gewesen wäre. Weil er in seiner Funktion eben voll aufgeht, weil Amateurfußball seine Leidenschaft ist. Er selbst hat 22 Jahre Fußball gespielt und kommt auf 500 Spiele für die TSV Herbrechtingen (zweite und erste Mannschaft). 17 Jahre lang war er Jugendtrainer, ab 1992 Vorstandsmitglied und Spielleiter. Geboren wurde er in der Badstraße in Herbrechtingen. „Vielleicht ist das der Grund, warum mir so viel an Herbrechtingen so viel liegt“, scherzt er.

Damals war's: Rudi Geiger (links) mit seinem damals vierjährigen Sohn Manuel und Karl Allgöwer (ehemaliger Fußballprofi bei den Stuttgarter Kickers und dem VfB Stuttgart). Foto: privat

Erst die TSV Herbrechtingen, nun die SG Herbrechtingen/Bolheim. Geiger weiß, wie schwer es war, eine Spielgemeinschaft zu gründen. Dies gelang erst im zweiten Anlauf. Geiger war immer dabei, setzte sich aus voller Überzeugung für die Gründung einer SG ein.

Wenn etwas kaputt ist, bin ich da.

Rudi Geiger

Auch bei anderen Projekten wie Kinder- und Stadtfest, bei denen die Fußballabteilung der SG Herbrechtingen/Bolheim ihren Beitrag leistet, freut sich Rudi Geiger über die Spielgemeinschaft. „Es sind jetzt einfach mehr Leute, die helfen können. Wir dürfen keinen Schritt zurück machen“, betont Geiger und bezeichnet die Gründung der SG als das größte Highlight: „Ich bin stolz, dass wir es hinbekommen haben.“

Arme verschränken? Nur fürs Foto! Rudi Geiger packt immer mit an. Foto: Rudi Penk

Denn er hat auch eine harte Zeit mit der TSV Herbrechtingen erlebt, als es eben immer weniger Spieler gab. In der Saison 2017/2018 musste der Abstieg in die Kreisliga B hingenommen werden. Die Herbrechtinger sammelten gerade einmal zwei Punkte in 32 Spielen und kassierten 169 Gegentore. „Wenn ich da nicht weitergemacht hätte, wäre die Abteilung auseinandergebrochen“, sagt Rudi Geiger voller Überzeugung und schiebt nach: „Das war nicht so lustig. Das war der Tiefpunkt, ich lag am Boden.“ Geiger erinnert sich an zweistellige Niederlagen, zum Beispiel an ein 0:10 in Burgberg. „Danach bin ich einfach in den Wald und wollte nur für mich sein.“

Das war nicht so lustig. Das war der Tiefpunkt, ich lag am Boden.

Rudi Geiger über den Abstieg der TSV Herbrechtingen in die Kreisliga B

Es folgten mehrere Spielzeiten in der Kreisliga B, bis die SG Herbrechtingen/Bolheim schließlich den Aufstieg in die Kreisliga A schaffte. „Der Neubeginn ist uns gelungen“, sagt Rudi Geiger, obwohl auch er weiß, dass die SG momentan in der Kreisliga A vom Abstieg bedroht ist.

Ist sich für keinen Job zu schade: Rudi Geiger. Foto: Rudi Penk

Doch zu den Aufgaben eines Abteilungsleiters gehört viel mehr, als sich um Spieler und Trainer zu kümmern. Seit jeher stellt Geiger auch sein handwerkliches Geschick zur Verfügung, seit deren Gründung der Spielgemeinschaft zur Saison 2019/20 auch der SG. Am Sportplatz in Herbrechtingen wurden jüngst die Toiletten in den Umkleidekabinen erneuert. „Für die alten Klos konnte man sich nur schämen. Die werden bei Spielen auch von Zuschauern genutzt“, sagt Rudi Geiger, der selbst Hand angelegt hat: alte Kloschüsseln, Klobrillen und Spülkästen raus, neue montieren. „Jemand muss es ja machen. Und ich bin handwerklich schon geschickt“, sagt er. 45 Jahre hat Geiger bei den Stadtwerken Herbrechtingen (TWH/Technische Werke Herbrechtingen) gearbeitet, war Vorarbeiter im Gas- und Wasserrohrnetz, hatte auch einer Schweißerprüfung abgelegt.

Seit Januar 2024 ist er in Rente. „Am Anfang war es schwer“, räumt er ein. Seine Frau und er leben in einer Wohnung, Rudi Geiger verbringt seine Zeit aber auch gerne im Schrebergarten am Galgenberg, den er von seinem Vater geerbt hat. „Dusche, Klo, ich habe es mir da gemütlich gemacht“, sagt er und verweist auf den inzwischen verstorbenen Schauspieler Patrick Swayze. „Der hatte eine Ranch in Argentinien, die Rancho de Diaz Alegres hieß, was so viel wie Ranch der glücklichen oder fröhlichen Tage bedeutet. Den Spruch fand ich super, also habe ich ihn übernommen.“

Am Eingang zu seinem Garten: Rudi Geiger. Foto: Uli Wallrafen

Ob „Ranch“ oder Verein(e) – Rudi Geiger packt immer mit an. Ob bei der Beregnungsanlage oder der Verkaufshütte. „Wenn etwas kaputt ist, bin ich da“, sagt er. So auch bei der von vielen eher ungeliebten, aber traditionellen Altpapiersammlung. Eine reicht aber nicht. Da die TSV zehn Abteilungen hat, ist Rudi Geiger öfter im Einsatz – und fährt den dafür benötigten Transporter.

Wenn ich mich fit fühle und sie mich noch wollen. Ansonsten würde ich auch den Weg freimachen.

Rudi Geiger möchte als SG-Abteilungsleiter weitermachen

Ein Jahr läuft noch seine Amtszeit als SG-Abteilungsleiter, im März 2026 steht die Abteilungsversammlung der TSV-Fußballer an. Eine Wahlperiode (zwei Jahre) möchte er auch hier noch machen, sagt er. „Wenn ich mich fit fühle und sie mich noch wollen. Ansonsten würde ich auch den Weg freimachen“, erklärt Geiger uneigennützig.

Die Arbeitshose muss sein: Rudi Geiger weiß, dass es immer viel zu tun gibt. Foto: Rudi Penk

Noch aber möchte er helfen, auch seinen möglichen Nachfolgern. So wird Geiger nicht nur von seinem Stellvertreter Holger Dauer unterstützt. Um die Zusammensetzung des Kaders kümmert sich mit Patrick Feldengut ein Spieler, den Rudi Geiger einst selbst trainiert hatte.

Ich war als Verteidiger wie ein Terrier. Wie Berti Vogts.

Rudi Geiger im Scherz

Das Ehrenamt lässt Geiger also noch nicht los und er geht dem nach, wie er es auf dem Feld als Spieler gewesen ist: zielstrebig und manchmal auch hart gegen sich selbst. „Ich war als Verteidiger wie ein Terrier. Wie Berti Vogts“, sagt Rudi Geiger – und lacht. 

Heimspiel der SG Herbrechtingen/Bolheim gegen den SV Söhnstetten

Im Kampf um den Klassenerhalt hat die SG Herbrechtingen/Bolheim (Tabellen-14.) am Sonntag, 23. März, den Tabellensiebten SV Söhnstetten (15 Uhr/Herbrechtingen) zu Gast. Rudi Geigers Sohn, Manuel, ist Kapitän der SG.

Rudi Geiger hatte nicht nur die A-Jugend der TSV Herbrechtingen trainiert, sondern sprang 2008 auch als Trainer der Aktivenmannschaft ein. Am Ende wurde der Klassenerhalt in der Kreisliga A gefeiert. Sieben Jahre war er auch Kapitän der zweiten Mannschaft der TSV Herbrechtingen.