Tumult nach Fußballspiel

Schlag ins Gesicht nach ASV Heidenheim gegen TSG Giengen: Angeklagter freigesprochen

Kurz nach der Kreisliga-Partie in Großkuchen zwischen dem ASV Heidenheim und der TSG Giengen im Oktober 2022 sorgte ein Tumult für Aufsehen. Ein HZ-Mitarbeiter erstattete daraufhin Anzeige wegen eines Schlags in sein Gesicht. Der Angeklagte wurde freigesprochen. Was war geschehen und wie kam es zu dem Urteil?

Vor dem Kreisliga-B5-Spiel zwischen dem ASV Heidenheim und der TSG Giengen am 23. Oktober 2022 stand im Mittelpunkt die Frage: Wer gewinnt das Topspiel und wird neuer Spitzenreiter? Nachdem es kurz nach Abpfiff auf dem Großkuchener Sportplatz zu einem Tumult mit Spielern, Funktionären und Fans beider Mannschaften gekommen war, geriet der Sport jedoch in den Hintergrund. Wie kam es zu dem Tumult und was genau ist passiert?

Ein Teil dieser Frage sollte nun vor dem Heidenheimer Amtsgericht geklärt werden. Ein HZ-Mitarbeiter, der privat beim Spiel war, hatte noch am Abend des Spieltags Anzeige bei der Polizei erstattet. Ihm sei ins Gesicht geschlagen worden. Das bestritt der Angeklagte, der nun wegen vorsätzlicher Körperverletzung vor Gericht stand, vehement: „Ich habe niemandem ins Gesicht geschlagen. Es gab keine Schlägerei“, so der Heidenheimer ASV-Anhänger, der mit seinen Kindern das Spiel besucht hatte.

Wie kam es zum Schlag?

Für Richter Rainer Feil war der Verlauf der vermeintlichen Tat klar. Nur eine Frage blieb: War der Angeklagte tatsächlich derjenige, der zugeschlagen hat? Nach Abpfiff feierte der ASV auf dem Spielfeld den 2:1-Heimsieg, doch währenddessen sei es zu einem „Tumult zwischen Zuschauern und Ordnern“ gekommen, an dem sich kurz darauf auch der ASV-Tross beteiligte, so der Anzeigeerstatter.

Der Giengener HZ-Mitarbeiter habe sein Handy gezückt und filmte das Geschehen rund eine Minute lang. Dann sei ihm das Handy aus der Hand gerissen worden. „Ich bin Journalist. Gib das her“, habe er gesagt, worauf der Angesprochene jedoch nicht reagierte. Ein junger TSG-Spieler habe das Handy zurückgeholt, woraufhin der Angeklagte erschien. Der 53-Jährige konnte später mithilfe des Videos identifiziert werden. Es entwickelte sich ein kurzer Streit mit einer provozierenden Aussage des HZ-Mitarbeiters. Dann sei es zum Schlag gekommen: „Es ging sehr schnell. Ich habe es nicht wirklich gesehen, nur gespürt“, beschrieb der Geschädigte vor dem Strafgericht.

Seine Brille sei etwa zwei Meter weggeflogen und er habe noch zwei Tage Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte und im Schulterbereich gehabt, so der Giengener, der wohl mit der flachen Hand getroffen wurde, so seine Vermutung. Auf Nachfrage der Staatsanwältin Andrea Koller bestätigte er, dass er nie Anzeige erstattet hätte, wenn sich der Schläger direkt entschuldigt hätte.

Angeklagter wird freigesprochen

Koller plädierte dafür, den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 50 Euro in 50 Tagessätzen (2.500 Euro) zu verurteilen. Verteidiger Bernd Hess forderte Freispruch. Das Urteil: Freispruch. Warum? „Ich habe selten eine so reflektierte Zeugenaussage gehört. Ich glaube Ihnen jedes Wort“, sagte Feil zum Geschädigten. Und weiter: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Angeklagte schuldig ist, aber ich kann nicht ausschließen, dass jemand anderes zugeschlagen hat.“ Das reiche nicht für eine Verurteilung.

Wie der HZ-Mitarbeiter selbst beschrieb, seien die umstehenden Personen rund einen Meter entfernt und damit in Schlagdistanz gestanden. Er gab zudem an, höchstens die Handbewegung, nicht aber das Gesicht oder den Körper des Angreifers gesehen zu haben. Verteidiger Hess merkte an, dass sein Mandant Rechtshänder sei und den Geschädigten wenn, dann in dessen linke Gesichtshälfte schlagen würde. Die weiteren Zeugen sprachen lediglich von einem großen Tumult mit Beleidigungen und einer Schubserei, den Schlag habe jedoch keiner von ihnen gesehen.

Welche Folgen hatte der Tumult?

Im Nachgang der Auseinandersetzungen und tumultartigen Szenen in Großkuchen stellte das Sportgericht des Bezirks Ostwürttemberg fest, dass der ASV Heidenheim die Platzaufsicht vernachlässigt habe. Der Verein bekam eine Geldstrafe und einen Drei-Punkte-Abzug. Die Heidenheimer gingen daraufhin in Berufung und bekamen die im Spitzenspiel gewonnenen drei Punkte doch gutgeschrieben.

Im Rückspiel trat die TSG Giengen nicht an und der ASV Heidenheim stieg letztlich als Meister in die Kreisliga A3 auf. Über den Umweg Relegation gelang das auch der TSG, die bei der ersten Begegnung in der höheren Liga Ende November 2023 auch antreten wollte. Das Spiel musste wegen starken Schneefalls jedoch verschoben werden und findet laut dem Fußballportal Fussball.de nun am 17. Mai statt.

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