Zwei Aushängeschilder des Fußballbezirks Ostwürttemberg beschreiten gemeinsam einen neuen sportlichen Weg: Fabio Leopardi von der SG Königsbronn/Oberkochen und Angelo Colletti von der SG Union Wasseralfingen werden ab der kommenden Saison ein Trainerduo bilden. Dabei bekommen die beiden besten Freunde auch sonst nicht genug voneinander.
Fußball, immer nur Fußball. Muss das denn sein?
Fabio Leopardi: Na klar, wir leben für Fußball. Wir reden privat viel über Fußball. Es kommt selten vor, dass wir über andere Sachen reden.
Dabei seht ihr euch fast rund um die Uhr, selbst bei der Arbeit…
Angelo Colletti: (schmunzelt) Wir arbeiten beide bei Zeiss SMT. Fabio in der Halle drei für Beschichtungen, ich in der Halle vier für Rundoptik. Da ist der Weg nicht so weit. (lacht)
Fabio Leopardi: (lacht auch) Genau, dann komme ich vorbei, weil es schon eine halbe Stunde her ist, seitdem wir uns gesehen haben. Wir sitzen schon bei der Frühstückspause zusammen, in der Kaffeepause. Selbst wenn wir verschiedene Schichten haben, sehen wir uns auf einen Kaffee.
Angelo Colletti: Wir diskutieren schon um 4.30 Uhr morgens über Fußball.
Fabio Leopardi: Wir sind wirklich fußballkrank. (lacht)

Wie hat euch die Anfrage der SG Hohenstadt/Untergröningen (Staffel A1) erreicht?
Angelo Colletti: Bei der Arbeit. Ich wurde während einer Pause angerufen. Da habe ich gleich auf Fabio gezeigt und ihm signalisiert, dass er zu mir kommen soll.
Fabio Leopardi: Ich dachte nur: Was will der jetzt von mir? (beide lachen)
Okay, ihr hängt wirklich viel miteinander ab.
Angelo Colletti: Manchmal denke ich, dass ich Fabio öfter sehe als meine Familie. (lacht)
Was sagen eure Partnerinnen dazu, dass ihr beiden so viel Zeit miteinander verbringt?
Fabio Leopardi: Momentan als Single habe ich zu Hause keine Diskussionen, was Fußball angeht. Sonst heißt es schnell: schon wieder Fußball, Fußball, Fußball…
Angelo Colletti: Meine Frau hat nichts dagegen, sie mag Fabio. Letzte Woche waren wir zu dritt essen.
Fabio Leopardi: Ich bin gerne mit Angelos Familie, seinen drei Kids zusammen.
Drei Kinder – alle fußballbegeistert?
Angelo Colletti: Nee, tatsächlich nicht. Meine Frau und ich haben zwei Mädels und einen Sohn. Es sieht nicht danach aus, dass einer von ihnen Fußball spielen wird. Ich muss reichen, das ist genug. (lacht)

Ab Sommer wird das Band zwischen euch noch enger: Trainingseinheiten zusammen vorbereiten, nachbereiten. Habt ihr keine Bedenken, dass es doch zu viel werden könnte?
Fabio Leopardi: Nee, gar nicht. Ich vertraue Angelo blind. Er mir genauso. Wir brauchen uns gegenseitig.
Angelo Colletti: Wir haben auch schon zusammengespielt. In Ebnat, beim AC Milan Heidenheim und in Bopfingen. Seit 2020 sind wir wieder getrennt und ab Sommer wieder zusammen.
Die große Wiedervereinigung – auch auf dem Platz?
Angelo Colletti: Ja, wir sind dann beide Spielertrainer. Mich haben viele gefragt, ob ich überhaupt noch weiterspiele. Wir sind noch einigermaßen fit. Ich werde 34 und denke von Jahr zu Jahr. Irgendwann ist mal Schluss. Aber das dauert noch.
Der eine also als Torwart, der andere als Stürmer?
Fabio Leopardi: Ja, das ergänzt sich gut. Angelo kümmert sich um die Offensive, ich mich um die Defensive. Mit der Zeit wird sich das sehr gut einspielen.

Es gibt also gleich zwei Spielertrainer?
Fabio Leopardi: Angelo ist der Cheftrainer und ich offiziell Co-Trainer. Wir werden aber alles zusammen ausmachen. Vielleicht werde ich auch mal nicht spielen und draußen sein. Oder Angelo kommt mal früher vom Feld.
Angelo Colletti: Genau, damit ich Spiele auch von außen betrachten kann.
Habt ihr Erfahrung als Trainer?
Angelo Colletti: Als Cheftrainer ist es für mich die erste Station. Bislang war ich fünf Jahre als Co-Trainer tätig.
Fabio Leopardi: Bei der SG Königsbronn/Oberkochen habe ich offiziell zwar kein Traineramt, ich habe aber von unserem Trainer viel gelernt und er unterstützt mich auch. Er hat mich ein bisschen eingelernt.
Angelo Colletti: Für uns ist es auch eine Art Neuanfang.
Warum wollt ihr denn ein Trainerteam bilden?
Fabio Leopardi: Vom Charakter her passen wir perfekt zusammen. Wir sind eher ruhige Typen, was Fußball angeht, ticken wir ähnlich. Spielideen, was Trainings angeht. Wir sind oft gleicher Meinung.

Manchmal braucht man aber verschiedene Meinungen?
Angelo Colletti: Ja. Ich denke, dass wir schon verschiedener Meinung sein werden. So sollte es auch sein. Jeder hat seinen eigenen Blickwinkel.
Fabio Leopardi: Darauf habe ich auch Lust, dass Diskussionen aufkommen. Das ist der Anreiz, sich auszutauschen, zu diskutieren.
Läuft es immer so reibungslos ab zwischen euch?
Fabio Leopardi: Als Angelo für Ellwangen gespielt hat, hat er mir zwei eingeschenkt. Das hat mir nicht gepasst. Aber ich habe ihm auch applaudiert.
Angelo Colletti: Und nach dem Spiel habe ich Fabio ein Spezi ausgegeben, dann war alles gut. (lacht)
Obwohl ihr mit euren Mannschaften in verschiedenen A-Staffeln spielt, könntet ihr – vorausgesetzt eure Teams werden jeweils Vizemeister – noch einmal in der Aufstiegs-Relegation aufeinandertreffen…
Angelo Colletti: Ja, aktuell sind wir Tabellenzweiter, würden aber gerne aufsteigen. Dann könnte ich mit einem guten Gewissen gehen. (lächelt)
Fabio Leopardi: Vielleicht kann ich mich bei der SG Königsbronn/Oberkochen mit der Relegation verabschieden. Am besten gegen Angelo und Wasseralfingen. Das wäre schon klasse…
Die Saison geht in den Kreisligen weiter
Fabio Leopardi spielt mit der SG Königsbronn/Oberkochen in der Kreisliga A3, wo die SG den dritten Tabellenplatz belegt. Am Sonntag, 9. März, geht die Saison weiter. Dann empfängt Königsbronn/Oberkochen den SV Bissingen (15 Uhr). Der 30-Jährige lebt in Oberkochen. Seine Mutter stammt aus Deutschland, sein Vater aus der italienischen Region Apulien.
Angelo Colletti kommt aus Aalen und tritt mit der SG Union Wasseralfingen in der Kreisliga A2 an, in der sein Team punktgleich mit dem SSV Aalen (aber einem Spiel mehr) Tabellenzweiter ist. Seit Jahren zählt der 33-Jährige zu den treffsichersten Torjägern in den unteren Fußballklassen. Die Eltern von Angelo Colletti stammen aus Sizilien. Am 9. März ist Union Wasseralfingen beim SV Lauchheim zu Gast (15 Uhr).