Heiß, heißer – Fußball-Kreisliga A3: Hier gibt es nicht nur ein enges Rennen um die Meisterschaft, an dem mehrere Vereine beteiligt sind. Zugleich kämpfen einige Teams um den Klassenerhalt. „Wir stecken mitten im Abstiegskampf“, sagt Giuseppe Donato, Trainer der SG Herbrechtingen/Bolheim. Und das nach einem nervenaufreibenden 3:2-Sieg gegen den SV Mergelstetten. „Zu dieser Phase der Saison war es für uns ein absolutes Finalspiel“, beschreibt Donato die Wichtigkeit der Partie. Bei einem Unentschieden hätte Herbrechtingen/Bolheim nur einen Punkt Vorsprung auf den letzten Tabellenplatz gehabt, jetzt sind es vier Zähler.
Mit der letzten Aktion des Spiels traf Matthias Koesler für die Gastgeber in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 3:2. Sein Coach war anschließend nicht mehr zu halten. Donato sprintete über den Platz zur Jubeltraube, die seine Spieler um Matchwinner Koesler gebildet hatten – und dachte gar nicht mehr an die Fußverletzung, die er einige Tage zuvor erlitten hatte, wie er erzählt. „Danach habe ich sie umso deutlicher gespürt“, sagt Donato – und lacht. „Das war pures Adrenalin. Der Sieg war für uns, für unsere Fans, enorm wichtig.“
Nach zwölf Spieltagen hat Herbrechtingen/Bolheim zehn Punkte. Zum gleichen Zeitpunkt waren es in der vergangenen Saison sogar nur neun. „Damals sind wir ähnlich schlecht gestartet, haben dann aber eine bombenstarke Rückrunde gespielt“, schöpft Trainer Donato Hoffnung, dass es in dieser Spielzeit ähnlich laufen könnte. Dabei könne er auf die Abteilungsleitung bauen, die wie in der Vorsaison „sehr viel Ruhe bewahrt“, wie es Donato ausdrückt. „Da gibt es kein ‚Pino (Donatos Spitzname), jetzt solltest du mal langsam wieder gewinnen‘ oder Ähnliches. Der Trainer wird nicht infrage gestellt“, sagt der 45-Jährige.
Und er selbst? „Man hinterfragt sich selbst und überlegt, was man als Trainer falsch gemacht hat“, räumt Donato ein. Zugleich zeigt er sich aber kämpferisch: „Das Team ist total intakt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir den Bock umstoßen werden.“
Es ist extrem hart, in der 94. Minute so eins auf die Fresse zu kriegen.
Hannes Oberhuber, Trainer des SV Mergelstetten
Und das ausgerechnet gegen den SV Mergelstetten, die Mannschaft von Trainer Hannes Oberhuber, mit dem Giuseppe Donato sehr gut befreundet ist und daher sagt: „Für ihn tut’s mir leid.“ Einst trainierten Donato und sein spielender Co-Trainer Max Dick die erste Mannschaft des SV Mergelstetten, Oberhuber die zweite. „Pino hat nach dem Spiel mein Gesicht gesehen und mich in Ruhe gelassen“, sagt Oberhuber über seine Enttäuschung nach dem Schlusspfiff. „Es ist extrem hart, in der 94. Minute so eins auf die Fresse zu kriegen.“
Das Spiel spiegelt ein wenig den bisherigen Saisonverlauf des SVM wider. „Wir haben eine gute und technisch sogar eine überragende Mannschaft. Wir nutzen aber unsere Torchancen nicht. Das geht schon die ganze Saison so“, fasst Oberhuber kurz zusammen. „In manchen Spielen haben wir 70 Prozent Ballbesitz, belohnen uns aber nicht in Form von Treffern. Viele gegnerische Trainer haben mir nach Spielen anerkennend auf die Schulter geklopft. Viele sagen, dass wir zu Unrecht dort unten stehen. Nach einem Spiel kam der Schiedsrichter zu mir und meinte, er habe in seiner Laufbahn noch nie gesehen, dass ein Team wie meins so dominant ist und doch noch verliert.“
Ich bin seit fast sieben Jahren Trainer und kenne das Fußballgeschäft lange genug. Ich trage keine rosarote Brille. Am Schluss sind wir Trainer das schwächste Glied in der Kette.
Hannes Oberhuber
Allein, so eine Anerkennung reicht nicht. Nach zwölf Spieltagen ist der SV Mergelstetten, der mit Oberhuber als neuem Coach in die Saison gestartet war, nun auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. „Ganz klar, der Druck auf meinen Schultern wächst. Auch die Abteilungsleitung ist von der Position in der Tabelle nicht begeistert“, ordnet Oberhuber die Lage ein. Die sportliche Leitung stehe voll hinter ihm. Er sagt aber auch: „Ich bin seit fast sieben Jahren Trainer und kenne das Fußballgeschäft lange genug. Ich trage keine rosarote Brille. Am Schluss sind wir Trainer das schwächste Glied in der Kette.“ Die Frage sei, wie viel (Entwicklungs-)Zeit er als Trainer bekommt.
Und Hannes Oberhuber betont: „Die Mannschaft ist geil. Manchmal denke ich, wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich gerne in genau dieser Mannschaft spielen.“ Dem Team fehle fußballerisches Glück, wie er es ausdrückt. „Wir haben viele Spiele mit nur einem Tor Unterschied verloren“, verweist Oberhuber auf knappe Ergebnisse. Bis auf zwei hohe Niederlagen (1:6 gegen den TKSV Giengen und 1:7 gegen den FC Härtsfeld) gab es vier 2:3-Niederlagen, ein 3:4 und ein 1:2, dazu drei Unentschieden (zweimal 2:2 und ein 3:3) sowie einen Sieg (3:0 gegen den ASV Heidenheim).
„Ich hoffe, dass gesehen wird, dass sich bei uns etwas entwickelt und es der richtige Weg ist, den wir eingeschlagen haben. Das 3:3 gegen Königsbronn/Oberkochen mit einem Mann weniger war schon geil. Es wäre toll, wenn bei uns mal der Knoten platzen würde.“
Ganz anders sieht es emotional bei Patrick Schwarz aus. Dieser belegte mit dem TSV Gussenstadt den letzten Tabellenplatz – konnte aber durch den 2:1-Heimerfolg gegen Aufsteiger SV Bissingen einen Platz vorrücken. „Die drei Punkte sind für uns fast überlebenswichtig, tabellarisch gesehen und für das Selbstvertrauen“, sagt der Trainer. Nach vielen Wochen mit lauter Niederlagen hätten seine Spieler gesehen: „Wir können doch noch gewinnen.“
Aber da sieht man mal wieder, dass eine Vorbereitung nichts wert ist, wenn man den Saisonstart verkackt.
Patrick Schwarz, Trainer des TSV Gussenstadt
Dabei waren die Gussenstadter nach einer starken Vorbereitung und dem Gewinn des prestigeträchtigen Albpokals voller Euphorie in die Saison gestartet, wie Schwarz sagt. „Aber da sieht man mal wieder, dass eine Vorbereitung nichts wert ist, wenn man den Saisonstart verkackt“, wählt der 29-Jährige klare Worte.
Nach dem Abgang von Maik Behr (zum Ligakonkurrenten TV Steinheim/in der vergangenen Saison 15 Tore in 22 Spielen) fehlt dem TSV Gussenstadt auch der Spieler Patrick Schwarz, der in der Vorsaison 18 Treffer in 18 Einsätzen erzielt hat. Aufgrund von Knieproblemen spielt Schwarz aktuell aber nicht mehr. „Wir haben aktuell eine sehr junge Mannschaft, der etwas Erfahrung und auch die Cleverness in manchen Situationen fehlt“, erklärt Coach Schwarz.
Ist man schon noch der Richtige?
Patrick Schwarz, Trainer des TSV Gussenstadt, über Selbstzweifel
Dennoch sei der TSV Gussenstadt in den meisten Spielen – bis auf die gegen Schnaitheim und Königsbronn/Oberkochen – auf Augenhöhe mit seinen Gegnern gewesen. Nach sieben Punkten aus zwölf Spielen mache er sich selbst aber schon Gedanken: „Ist man schon noch der Richtige?“, wie Schwarz es formuliert. Der 29-Jährige betont aber auch: „Ich bin froh über die Rückendeckung des Vorstands und der Abteilungsleitung und spüre 0,0 Druck. Wir können in Ruhe arbeiten.“
Nur einen Punkt mehr als der Tabellenvorletzte Gussenstadt hat die TSG Giengen. Nach zuvor vier Unentschieden in Folge gab es für die Mannschaft von Trainer Roland Weiss zuletzt zwei hohe Niederlagen (1:9 gegen die TSG Schnaitheim und 1:6 gegen den TKSV Giengen). „Es ist eine schwierige Phase. So kennen wir das eigentlich nicht, da es bei uns in den letzten Jahren kontinuierlich bergauf ging“, sagt Weiss. In der vergangenen Saison war die TSG Giengen als Aufsteiger nie vom Abstieg bedroht. „Es war aber klar, dass das zweite Jahr schwieriger wird“, so der TSG-Trainer, der ruhig weiterarbeiten möchte.
Aktuell bekomme es seine junge Mannschaft nicht hin, die Torchancen gut zu nutzen, dies sei auch bei der 1:6-Niederlage gegen den TKSV Giengen so gewesen. „Auf der anderen Seite bekommen wir zu leicht Gegentore“, so der 55-Jährige, der jedoch betont, dass die Moral im Team stimme. „Wir lagen gegen Herbrechtingen/Bolheim und gegen Mergelstetten mit 0:2 hinten und haben jeweils noch 2:2 gespielt. Zudem haben wir gegen Mannschaften wie Königsbronn und Steinheim Unentschieden gespielt. Die junge Mannschaft muss sich da wieder rauskämpfen und sich für die gute Leistung, die sie phasenweise zeigt, auch wieder belohnen.“
So geht’s am 13. Spieltag weiter
Bereits am Samstag, 9. November, ist der SV Mergelstetten beim SC Hermaringen zu Gast (14.30 Uhr). Am Sonntag, 10. November, tritt der TSV Gussenstadt zum Derby beim SV Söhnstetten an, die SG Herbrechtingen/Bolheim ist beim TV Steinheim zu Gast, die TSG Giengen bei der SG Niederstotzingen/Rammingen (alle Spiele um 14.30 Uhr).