Das macht Appetit auf mehr: In sieben Spielen des 1. Spieltags der Fußball-Kreisliga A3 fielen 35 Tore, somit im Durchschnitt fünf pro Partie. Einen großen Anteil an diesem torreichen Saisonauftakt hatte Özcan Toklucu, der gleich mal vier Treffer zum 5:1-Sieg seines Türkspor Heidenheim beim SC Hermaringen beisteuerte. Für „Toki“, wie der Stürmer auf dem Platz gerufen wird, war es eine Rückkehr nach Maß. Bis zur Saison 2019/20 hatte der bullige Angreifer schon einmal das Türkspor-Trikot getragen, war lange Zeit Kapitän und stieg mit den Heidenheimern nach der Saison 2014/15 sogar in die Bezirksliga auf. Danach spielte Toklucu beim VfL Gerstetten, dem AC Milan Heidenheim (mit dem ihm 2021/22 ebenfalls der Sprung in die Bezirksliga gelang) und zuletzt dem SSV Göppingen.
„Die Zeit damals bei Türkspor war eine coole und prägende“, sagt er rückblickend. Allerdings kam ein Umzug dazwischen. Özcan Toklucu lebt in Eislingen und arbeitet in Göppingen. Seinen Freundeskreis hat er aber in Heidenheim, speziell bei Türkspor. Auch deswegen hat er sich zu einer Rückkehr entschlossen – und hat dafür Angebote höherklassiger Vereine aus dem Göppinger Raum ausgeschlagen, wie er sagt. „Die Fahrerei ist schon anstrengend. Ein Jahr tue ich mir das aber an“, sagt Toklucu – und lacht. Mindestens eine Saison, schiebt er nach.
Unter der Woche trainiert er weiterhin bei seinem ehemaligen Verein, dem SSV Göppingen, einem syrisch-aramäischen Klub. Beim Abschlusstraining freitags ist er aber in Heidenheim dabei. „Berufsbedingt mache ich sowieso jeden Tag Sport und kann jederzeit in den Kraftraum“, erklärt der Polizist.
Nach dem 4:1, ich hatte ja drei Tore gemacht, habe ich gedacht: es reicht.
Özcan Toklucu, Stürmer von Türkspor Heidenheim
Allerdings sei die Regenerationszeit nicht mehr so wie früher. „Ich spüre die Nachwirkungen eines Spiels bis Dienstag“, sagt er halb im Scherz. Beim Spiel in Hermaringen habe ihm ab der 60. Minute jeder Schritt wehgetan. „Nach dem 4:1, ich hatte ja drei Tore gemacht, habe ich gedacht: es reicht.“ Allerdings blieb Toklucu noch auf dem Platz und sollte vornehmlich vorne präsent sein. Und es lohnte sich, in der 70. Minute gelang dem Stürmer mit seinem vierten Treffer das Tor zum 5:1-Endstand.
In der Halbzeitpause, Türkspor führte mit 2:1 dank zwei Toren von Toklucu, durfte er sich von Mitspieler Mert Sahan aber etwas anhören. „Er hat mir zu meinem starken Comeback gratuliert, meinte aber auch, dass ich ihn vergessen hätte“, erzählt Toklucu. Früher hatten sie einen gemeinsamen Torjubel, bei dem sie aufeinander zugelaufen waren, hochsprangen und sich in der Luft berührten. Diesen Jubel war Toklucu also noch schuldig – und diese Schuld löste er nach dem 3:1 ein, in dem er zur Seitenlinie lief, um mit Sahan, der noch nicht im Spiel war, zu feiern.
Auch nach dem Spiel wurde gescherzt. Intern hatte Trainer Semih Köksal getippt, dass Özcan Toklucu vielleicht auf 27 Saisontore kommt. Co-Trainer Özcan Demir hielt mit der Zahl 18 dagegen. „Jetzt auf einmal meinte er, dass er nicht gewusst hat, ob die gesamte Saison oder nur die Hinrunde gemeint war“, sagt Toklucu – und lacht wieder.
Ein besonderes Tor sei das 2:1 gewesen. Denn Toklucu hatte Türkspor Heidenheim zwar in Führung gebracht (21. Minute), doch Hermaringens Top-Neuzugang Serhiy Melinyshyn glich sechs Minuten später aus. Gerade vor dem Ukrainer habe man Respekt gehabt, räumt Toklucu ein. Beim 2:1 in der 42. Minute gewann Toklucu ausgerechnet gegen Melinyshyn das Luftduell und traf per Kopf. „Das war schon geil“, so der Türkspor-Angreifer, der die Torjägerliste nun erst einmal anführt.
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