Der SV Mergelstetten gehört zu den größeren Vereinen im Landkreis Heidenheim, die Fußballabteilung kann alle Jugenden eigenständig besetzen. Auf Spielgemeinschaften ist der SVM nicht angewiesen. Die größte Frage stellt sich allerdings schon länger: Wie lässt sich dieses außergewöhnliche Potenzial auch im Aktivenbereich in Erfolg ummünzen?
Das Ziel des Vereins ist klar definiert: Noch mehr als bisher möchte der SV Mergelstetten den Fokus auf den eigenen Nachwuchs legen. Dafür wurde mit Hannes Oberhuber zur neuen Saison ein neuer Trainer verpflichtet. Dieser kam vom SV Großkuchen, hatte aber bereits die zweite Mannschaft des SVM trainiert – und junge Spieler gefördert. Die Zusammenarbeit mit Oberhuber, die zunächst auf zwei bis drei Jahre ausgelegt war, endete aber bereits nach 14 Spieltagen. Nach der herben 0:5-Heimniederlage gegen den TV Steinheim zog der Giengener die Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt.
Ich hatte das Gefühl, dass ich an den einen oder anderen Spieler nicht mehr rankomme.
„Da darf man nicht blauäugig sein. Die Ergebnisse waren ausschlaggebend“, sagt Oberhuber nüchtern über seinen Rücktritt. Sechs Punkte in 14 Spielen, bei nur einem Sieg und drei Unentschieden, holte der SVM unter seiner Regie. Steinheim gehört zwar zur Spitzengruppe der Kreisliga A 3, sei an jenem Tag aber schlagbar gewesen, ist sich Oberhuber sicher. „Ich hatte das Gefühl, dass ich an den einen oder anderen Spieler nicht mehr rankomme“, begründet er seinen Entschluss, den Weg für einen anderen Coach freizumachen. „Ein neuer Trainer tut der Mannschaft vielleicht gut.“
Einen Tag nach der 0:5-Schlappe führte Oberhuber ein Gespräch mit Abteilungsleiter Bernd Ortlieb und stellte sein Traineramt zur Verfügung. „Vielleicht war ich zu diesem Zeitpunkt der Falsche für die Mannschaft“, räumt Hannes Oberhuber ein, sich selbst hinterfragt zu haben.
Auf die Mannschaft lässt Oberhuber nichts kommen. „Technisch ist das Team richtig gut. Vielleicht braucht es einen Trainer, der diesen einen Knopf findet, um in die Erfolgsspur zu finden.“ Er sagt aber auch: „Vielleicht sind einige mit meiner Art, Fußball zu spielen, nicht klargekommen.“ Es gehe immer darum, die beste Elf aufs Feld zu schicken. „In meinen Augen muss die Mannschaft im Kollektiv gut zusammenpassen, es geht um den Teamgeist. Es kann also sein, dass dann technisch bessere Spieler zunächst auf der Bank sitzen. Dann heißt es schnell: Warum lässt du den oder den nicht spielen?“
Von dem Weg, den der SVM eingeschlagen hat, ist Oberhuber überzeugt. „Ich sage aber auch: Fünf Spieltage vor Schluss braucht man auch nicht die Reißleine zu ziehen. Es geht um den richtigen Zeitpunkt.“ Nun stehe die Mannschaft in der Pflicht. Sie müsse zeigen, welches Potenzial in ihr stecke.
Der Akku ist leer.
Seine Zeit beim SV Mergelstetten sieht Oberhuber differenziert. Zum einen gehe er im Guten, wie er betont. „Es war eine tolle Zeit, es ist vollkommen in Ordnung, wie es jetzt gekommen ist. Ich habe mich von allen, auch auf der Geschäftsstelle, persönlich verabschiedet. Manche waren überrascht“, erzählt er. Andererseits seien die sechs Monate sehr intensiv gewesen. „Der Akku ist leer“, sagt Oberhuber deutlich. Er freue sich auf eine Pause und darauf, mehr Zeit mit seinen beiden ebenfalls sportbegeisterten Söhnen zu verbringen.
Und wie geht es bei ihm als Trainer weiter? „Keine Ahnung“, sagt Hannes Oberhuber, lässt aber durchblicken, dass er nach einer Pause gerne wieder ins Trainergeschäft zurückkehren würde.
Der SV Mergelstetten ist auf Trainersuche
Dem SV Mergelstetten bleibt weniger Zeit, schließlich muss ein neuer Trainer gefunden werden. „Es ist total schade, dass es nicht so funktioniert hat, wie wir es uns erhofft hatten“, sagt Bernd Ortlieb über das Ende der Zusammenarbeit mit Hannes Oberhuber. Der Abteilungsleiter betont einerseits, dass der ehemalige Coach ein toller Mensch mit tollen Ideen sei. Ortlieb sagt andererseits aber auch: „Beim Spiel gegen Steinheim hatte man auch als Zuschauer das Gefühl, dass es zwischen Mannschaft und Trainer nicht so harmoniert, wie es sein sollte.“
Der SVM spiele weit unter seinen Möglichkeiten, sagt Ortlieb klar. Die Mannschaft sei nicht so schlecht, wie sie momentan in der Tabelle dastehe, eigentlich müsste der SVM durchaus zehn Punkte mehr auf dem Konto haben. Viele enge Spiele wurden am Ende knapp verloren.
Zugleich weist Ortlieb auf den Abgang zweier Leistungsträger hin: Dominic Braun (in der vergangenen Saison 15 Tore und 8 Vorlagen) und Kubilay Deniz gingen beide zum Bezirksligisten SG Heldenfingen/Heuchlingen. Deniz hatte in der vergangenen Saison nach der Trennung von Eduard Waldmann am 19. Spieltag Verantwortung übernommen und den SVM bis zum Saisonende trainiert. „Ihr Abgang tat uns auch von der Qualität her weh, wir konnten ihn bislang noch nicht so kompensieren wie erhofft“, sagt Abteilungsleiter Ortlieb.
Momentan sind wir in einem Tal. Da wollen wir aber gemeinsam wieder herauskommen.
Im Scherz sagt der 55-Jährige, dass er sich die Tabelle am liebsten nicht anschauen würde. Er betont aber auch, dass sich Verantwortliche und Spieler der Situation stellen müssten. „Im Fußball ist es oft ein Auf und Ab. Momentan sind wir in einem Tal. Da wollen wir aber gemeinsam wieder herauskommen.“
Der Verein möchte den eingeschlagenen Weg, verstärkt auf die eigene Jugend zu setzen, weitergehen. „Wir haben eine tolle A-Jugend mit einem tollen Trainer, das macht richtig Laune“, sagt Ortlieb im Hinblick auf Coach Salvatore Di Gregorio.
Am 2. Dezember werde sich die Abteilungsleitung zusammensetzen – dieser Termin stand schon vor Oberhubers Rücktritt fest. Dann werde es um einen möglichen Nachfolger für Hannes Oberhuber gehen. Einige Namen stünden schon auf einer Wunschliste, sagt Ortlieb. Im letzten Spiel des Jahres am Sonntag, 1. Dezember, wird Murat Paulus den SV Mergelstetten beim TKSV Giengen coachen. Dieser war einst Jugendtrainer beim SVM und ist vor einigen Wochen wieder eingestiegen (zuletzt Torwart-Trainer).
Ich weiß, wenn man das als Tabellenletzter sagt, hört sich das blöd an.
Das erste Ziel lautet Klassenerhalt. „Da sind alle, von der Abteilungsleitung bis zur Mannschaft, gefordert, vielleicht noch mehr zu tun“, sagt Ortlieb. Doch zugleich bleibt der SV Mergelstetten seinem Ziel, in einigen Jahren in die Bezirksliga aufzusteigen, treu. „Ich weiß, wenn man das als Tabellenletzter sagt, hört sich das blöd an“, ist sich der Abteilungsleiter der Schwere dieser Aussage durchaus bewusst. Er fügt aber an: „Auch wenn die aktuelle Situation alles andere als zufriedenstellend ist, muss es unser Anspruch sein, mit unserem Unterbau, mit diesen Sportanlagen, mittelfristig in der Bezirksliga zu spielen.“
Bei der Abteilungsversammlung wird eine neue sportliche Leitung gewählt
Im Februar oder März 2025 steht die Abteilungsversammlung der Fußballer des SV Mergelstetten an (Datum ist noch nicht genau terminiert). Dann endet die Amtszeit von Thomas Vetter als Sportlicher Leiter. Ihm Nachfolgen könnten zwei junge Vereinsmitglieder. Dennis Schatz und Steffen Bauder stellen sich beide zur Wahl und könnten die sportliche Leitung gemeinsam übernehmen, erklärt Bernd Ortlieb. Auf dem Amateurfußballportal „Fupa“ werden beide bereits als Sportliche Leiter geführt.
Spielabsage gegen die TSG Schnaitheim
Nach dem Rücktritt von Hannes Oberhuber hätte der SV Mergelstetten am Samstag, 23. November, bei der TSG Schnaitheim antreten sollen. Aufgrund Spielermangels sagten die Gäste die Partie ab, diese wird mit 3:0 für Schnaitheim gewertet. Bernd Ortlieb begründet die Absage mit vielen verletzten Spielern, zudem kam eine Gelb-Rot-Sperre dazu. „Wir hatten nur elf, zwölf Spieler zur Verfügung“, sagt der Abteilungsleiter. Ein etwaiger Protest der Mannschaft gegen Oberhubers Rücktritt sei es keineswegs gewesen.